Vegan leben: Wie einfach oder schwer ist das eigentlich? Unsere Redakteurin Ines Risi liebt eigentlich ihren morgendlichen Latte Macchiato, geht für ihr Leben gern essen und hat sich noch nie Gedanken darüber gemacht, ob Croissants und Pasta eigentlich vegan sind. Jetzt stellt sie sich der Herausforderung: Begleitet sie im Oktober durch meinen Monat ohne tierische Produkte!
Letzte Woche habe ich euch meine Lieblings-Rezepte vorgestellt. In meiner zweiten Woche der Vegan Challenge habe ich mich einer ganz neuen Herausforderung gestellt: ein Urlaub in Italien, genauer gesagt am Gardasee. Ich freute mich schon seit Wochen darauf. Noch einmal Sonne tanken, durch verträumte Gässchen schlendern und lecker Essen. Moment, da war was. Und dieses Was war gar nicht so unbedeutend. Der Urlaub fiel in meine Vegan Challenge. Da wird es mit dem Essen wohl schwierig werden. Wie schwierig war mir im Vorfeld zum Glück noch nicht bewusst. Gardasee, das liegt doch quasi um die Ecke, da wird sich schon was finden, dachte ich blauäugig und so machten wir uns Montagmorgen bei strömendem Regen von München aus auf unseren Weg gen Süden.
Als wir den Brenner passierten, setzte sofort das wohlvertraute Dolce-Vita-Gefühl ein und als wir in die Auffahrt zu unserem Romantik-Boutique-Hotel einbogen, fiel auch der letzte Rest von Stress und Anspannung von mir ab. Ans Essen dachte ich schon gar nicht mehr – bis zum Abend. Die Karte war zwar umfangreich, aber für Veganer eher spärlich. Im Land von Pizza, Pasta & Co. war wohl keiner auf meine Sonderwünsche vorbereitet. So antwortete die sonst so übereifrige Kellnerin auf meine Frage nach ihren veganen Alternativen nur mit einem verwirrten “Scusi?” Okay, das wird tatsächlich schwieriger als gedacht. Und das alles auch noch in einer Fremdsprache. Zwar sind wir nur fünf Stunden von München entfernt, aber zwischen den Esskulturen Deutschlands und Italiens scheinen Welten zu liegen. Salat und Gemüse gibt es nur als Beilage und nach kurzer Recherche habe ich herausgefunden, dass auch in Polenta Butter und Hartkäse verkocht wird. Ich studiere die Speisekarte jetzt mittlerweile seit einer halben Stunde mit knurrendem Magen und entscheide mich letztendlich Rigatoni mit Trüffeln, was einem veganen Essen auf dieser Karte noch am nächsten kommt.
Am nächsten Morgen beim Frühstück das selbe Spiel. Latte macchiato mit Sojamilch gibt es, aber das ist, neben veganen Croissants, auch die einzigen beiden Speisen für Veganer. Und das bei dieser riesen Auswahl, die von French Toast über Omelett bis hin zu Bircher Müsli wirklich alles anbietet. Und wieder sinkt die Laune in den Keller. Weil sich die vier Tage am Gardasee jedoch nicht nur ums Essen drehen sollen und ich auch keine Lust habe vier Kilo abzunehmen, weil ich nichts finde, das in meinen Speiseplan passt treffe ich eine Entscheidung: Ich will nicht päpstlicher sein als der Papst und wandle meine vegan Challenge für die Dauer meines Aufenthalts in eine “So-gut-es-geht-vegan Challenge” um. Mir fällt ein Stein vom Herzen und ich merke erst jetzt, wie sehr mich diese Challenge vereinnahmt.
Zuhause ist das alles kein Problem. Ich koche selbst und weiß mittlerweile auch wo ich essen gehen kann und welche Bäckerei Kaffee mit Hafermilch anbietet. Alles nur eine Frage der Organisation. Die wird aber im Urlaub mal so richtig über den Haufen geworfen. Vielleicht war auch einfach mein Wille zu schwach, vielleicht bin ich es schlichtweg nicht gewohnt, mich permanent mit meinem Essen zu beschäftigen. Aber ich denke, auch kleine Schritte sind Schritte in die richtige Richtung. Keiner muss von null auf hundert sein komplettes Leben umkrempeln, aber wenn jeder etwas tut, ist es besser, als wenn nur wenige 100 Prozent geben. Das ist auch das Tolle an proveg.com. Keiner hebt den Zeigefinger oder verurteilt, jeder wird dort abgeholt, wo er gerade steht. Das nimmt nicht nur den Druck, auch die Hemmschwelle wird gesenkt. Den das Wichtigste ist: Einfach mal anfangen!