Vegan leben: Wie einfach oder schwer ist das eigentlich? Unsere Redakteurin Ines Risi liebt eigentlich ihren morgendlichen Latte Macchiato, geht für ihr Leben gern essen und hat sich noch nie Gedanken darüber gemacht, ob Croissants und Pasta eigentlich vegan sind. Jetzt stellt sie sich der Herausforderung: Begleitet sie im Oktober durch meinen Monat ohne tierische Produkte!
Danke für deine Unterstützung, Schatz!
Die dritte Woche verlief ohne große Höhen und Tiefen. Nachdem mich mein Kurzurlaub in Italien vor eine echte Herausforderung gestellt hatte, habe ich zuhause langsam den Dreh raus: Ich weiß wo ich einkaufen gehen kann und wo ich meinen Latte Macciato mit Hafermilch (an die ich mich mittlerweile auch schon ein bisschen besser gewöhnt habe) herbekomme.
Was es jedoch oft noch kompliziert macht, ist mein Umfeld. Keiner den ich kenne is(s)t vegan. Insbesondere mein Partner nicht. Und als ob es in einer Beziehung nicht schon genug Themen mit Streitpotenzial gibt, kommt jetzt auch noch das Essen dazu. Für meinen Freund gilt schon sein Brötchen als vegan, wenn auf der Leberwurst ein Salatblatt zu finden ist. Wie ihr seht, bin ich, was meine Challenge angeht, auf mich alleine gestellt.
Also kaufen wir getrennt von einander ein oder wir einigen uns auf Gerichte wie – immer wieder – Kürbissuppe. Gut, dass gerade Herbst ist! Nur auf den geliebten Klecks Sahne müssen wir leider verzichten – sorry Schatz!
Viel Unterstützung bekomme ich nicht, aber ich stoße auch nicht auf Gegenwind und über neckische Kommentare wie “Na, wie läuft es mit deiner vegan Challenge?” höre ich mittlerweile einfach hinweg. Trotzdem muss ich sagen, dass es alles komplizierter macht und ich erwische mich leider immer wieder, wie ich neidisch auf seinen Teller schiele…
Nein Mama, Lasagne ist nicht vegan
Heute rief mich meine Mutter an, die mich dieses Wochenende besuchen kommt. Ganz euphorisch fragte sie mich, ob sie mir ein paar Portionen Lasagne mitbringen soll, die mein italienischer Onkel frisch zubereitet hat. Entnervt antwortete ich “Äh, nein Mama, ich esse seit drei Wochen vegan!!” und merkte gleichzeitig, wie mir das Wasser im Mund zusammenlief. “Ach ja, stimmt”, sagte sie. “Und wie läuft es?”
“Super!” antwortete ich. “Dank Leuten wie dir in meinem Umfeld, ist alles ganz easy”, fügte ich ironisch hinzu. Ein Aspekt, der mich am vegan sein nervt, ist, dass ich mich ständig erklären muss. Ich glaube der Satz, den ich gerade am häufigsten benutze ist: “Nein, geht nicht, ich lebe doch im Moment vegan.” Aber nichts desto trotz hat das Telefonat mit meiner Mutter mich zu meinem Mittagessen inspiriert: Auberginen-Lasagne mit veganem Käse.
Ich will auch Pasta
Am Donnerstag das gleiche Spiel. Ich ging mit meiner besten Freundin Mittagessen. “Ich hätte gerne den Baby-Leaf-Salat”, sagte ich zur Kellnerin. “Der ist leider aus”, entgegnete sie. Na toll. “Und was gibt es sonst noch Veganes?” “Das Avocado-Brot”, antwortete sie. Okay, dann nehme ich das Avocado-Brot – ist zwar in meinen Augen kein wirkliches Mittagessen, aber gut. “Macht es dir was aus, wenn ich mir die Pasta bestelle?”, fragte meine Freundin. “Ja, natürlich macht mir das was aus, ich will auch Pasta, verdammt.” Laut sagte ich: “Nein, natürlich nicht. Bestell, was du willst.” Als das Essen dann kam und ich den ersten Bissen im Mund hatte, war ich froh über meine Wahl. Das Avocado-Brot mit Curry-Humus, Mangochutney und gerösteten Chia-Samen war unglaublich lecker. Im Vergleich dazu wirkten die Nudeln auf dem Teller meiner Freundin eher langweilig und ich schaute zum ersten Mal nicht neidisch auf meine Essnachbarnin.
Überraschung: vegan kann auch lecker
Das sind Situationen, in denen ich mich freue vegan zu leben: Wenn ich überrascht werde und mich dann wieder ermahnen muss, nicht immer so voreingenommen zu sein. Denn ja, die vegan Challenge hat mich gelehrt, offener und experimentierfreudiger zu sein. Wenn ich etwas Neues finde, das mir schmeckt, freue ich mich jetzt umso mehr. Als ich mir zum Beispiel diese Woche LikeMeat Nuggets zubereitet habe, war ich wirklich erstaunt, wie gut sie waren. Hätte ich nicht gewusst, das sie vegan sind, ich hätte den Unterschied nicht geschmeckt, toll! Das möchte ich beibehalten, wenn der vegane Monat vorbei ist! Acht Tage liegen noch vor mir. Mein Fazit lest ihr nächste Woche.