Vegan leben: Wie einfach oder schwer ist das eigentlich? Unsere Redakteurin Ines Risi liebt eigentlich ihren morgendlichen Latte Macchiato, geht für ihr Leben gern essen und hat sich noch nie Gedanken darüber gemacht, ob Croissants und Pasta eigentlich vegan sind. Jetzt stellt sie sich der Herausforderung: Begleitet sie im Oktober durch meinen Monat ohne tierische Produkte!
Heute ist der 01. November – World Vegan Day – und auch das Ende meines Monats ohne tierische Produkte. Yes! Ich habs geschafft! Und ich muss zugeben: Ich bin erleichtert. Es war ein Monat voller Höhen und Tiefen. Es wurde geflucht, mit den Augen gerollt, verzagt, aber auch gelernt und sich gefreut. Auch wenn ich ein paar Mal am Rand der Verzweiflung stand, bin ich froh, die Erfahrung gemacht zu haben und mich selbst dadurch auch ein Stück weit besser kennenzulernen. Vor allem weil ich eigentlich ein Gewohnheitsmensch bin. Das konnte ich aber in diesem Monat zusammen mit vielen anderen Dingen ad acta legen. Also raus aus der Komfortzone und rein ins Food-Abenteuer.
Eine ganz neue Erfahrung
Die größte Herausforderung war für mich die Organisation und das Zeitmanagement. Eigentlich bin ich jemand, der sehr spontan entscheidet, was er zu Mittag isst oder eben mal kurz zum Bäcker huscht, um sich irgendwas kleines auf die Hand zu holen. Das alles ging jetzt nicht mehr. Ich musste meine Gerichte vorplanen und vorkochen. Diese neue Erfahrung hat mich zugegebenermaßen oft viele Nerven gekostet, aber ich war auch stolz, wenn mir ein Gericht gelungen ist oder ich sogar ein Lob für meine Kochkünste bekommen habe. Je länger die Challenge ging, desto routinierter wurde ich am Herd und im Organisieren. Mein Lieblings-Rezept war übrigens die Pilz-Hack-Farfalle mit Hack von LikeMeat, aber auch die Vegane Smoothie-Bowl landet jetzt öfter auf dem Frühstückstisch, obwohl ich vor der Challenge kein großer Fan von Frühstück war.
Kein AHA-Erlebnis, aber eine Erkenntnis
Mittlerweile hat sich sogar ein gewisser Automatismus eingestellt und ich schaue auf Speisekarten wie selbstverständlich nach veganen Gerichten oder greife im Supermarkt nach Hafermilch. Es gab in diesem Monat für mich nicht das eine AHA-Erlebnis, das meine bisherige Welt auf den Kopf stellte. Ich bin kein neuer Mensch geworden, aber eine überraschende Erkenntnis gab es doch: vegan kann tatsächlich lecker schmecken. Ich hätte es vorher wirklich nie gedacht und bin äußerst skeptisch an die Sache herangegangen. Ich fragte mich, wie kann ein veganer Burger so schmecken, wie ein richtiger. Die Antwort bekam ich bei bodhi vegan. Sauleckere Burger, die WIRKLICH fantastisch schmecken. Hätte ich nicht gewusst, dass alles, bis hin zum Wein, in diesem Restaurant vegan ist, ich hätte geschworen, ich beiße in einen stinknormalen Burger.
Momente wie dieser
Es waren Momente wie dieser, in denen ich mich freute wie ein kleines Kind vor dem Süßigkeiten-Regal und auch definitiv ein Grund, die Vegan Challenge nicht ganz aus meinem Leben zu verbannen, nur weil dieser Monat jetzt vorbei ist. Ich werde zwar keine Vollblut-Veganerin werden, aber mindestens einmal die Woche, wird es bei mir in Zukunft einen veganen Tag geben. Vielleicht auch zwei oder drei Mal. Aber ohne Druck. Es ist bei mir wie mit Diäten: Wenn ich mir Schokolade verbiete, denke ich den ganzen Tag an nichts anderes. Wenn ich aber bewusst ein oder zwei Stücke esse, ist mein Bedürfnis befriedigt. Wenn ich in Zukunft Lust auf vegan habe, dann esse ich vegan, ebenso werde ich Käse, Eier oder auch Fleisch essen, wenn mir danach ist. Das ist die Erkenntnis, die ich für mich mitgenommen habe. Wenn wir alle nur einen kleinen Beitrag leisten, ist schon viel getan.