Anders, als noch im Sommer erhofft, stecken wir gerade immer noch mitten in der Corona-Krise. Viele fragen sich jetzt: Wie wird das Leben danach aussehen? Darüber, dass eine Rückkehr zur „alten Normalität“ keine Option ist, sind sich die meisten von uns einig: So haben 174 Forscher*innen aus den Niederlanden fünf Forderungen aufgestellt, damit wir aus den Lehren der Epidemie lernen und bisherige Fehler zukünftig vermeiden können. Dazu gehört beispielsweise eine Abkehr vom Wachstumsparadigma, eine verstärkte sozialpolitische Umverteilung, die landwirtschaftliche Transformation oder die Verringerung von Reisen. Hier ist vor allem die Politik gefordert.
Aber auch im Einzelnen können wir durch die Pandemie Dinge lernen, die sich nicht nur positiv auf die Umwelt, sondern auch auf uns selbst auswirken.
1. FOMO gehört endlich der Vergangenheit an!
Hetzten viele von uns noch vor kurzem von einem Termin zum nächsten – von Freizeitstress ganz zu schweigen – haben wir durch die Zeit zu Hause gemerkt: Es tut gut, hin und wieder einfach mal Nullkommanichts zu tun. Und das ohne schlechtes Gewissen. Vorbei die Zeiten, in denen wir Angst hatten, etwas zu verpassen. FOMO (Fear Of Missing Out) ist endgültig ein Phänomän der Vergangenheit. Jetzt haben wir wieder Zeit durchzuatmen und innezuhalten – die können wir uns ruhig auch noch nehmen, wenn wieder bedenkenlos raus können.
2. Wir haben die Freude an der Bewegung an der frischen Luft wiederentdeckt
Aufgrund von Homeoffice bleiben unsere Autos derzeit oft stehen – Einkäufe erledigen viele zu Fuß oder mit dem Rad. Und auch die Mittagspausen werden immer öfter für kurze Joggingrunden oder Spaziergänge genutzt – das schafft einen super Ausgleich zur sitzenden Arbeit. Und weil die Fitnessstudios geschlossen halten müssen, weichen viele auf Sport im Freien aus. Das macht nicht nur Spaß (sobald man sich an die Kälte gewohnt hat – versprochen!), sondern ist auch gesünder und macht glücklicher als Indoor-Sport, wie eine Studie des Peninsula College of Medicine and Dentistry zeigt.
3. Wir haben gemerkt, dass wir manchmal auf Flugreisen verzichten können
Auch, wenn wir zugegebenermaßen auch schon vom Fernweh geplagt sind – dieses Jahr haben wir durch die Corona-Krise gemerkt: Es muss nicht jedes Jahr eine Flugreise sein! Es ist auch sehr schön, die eigene Umgebung zu erkunden – sei es wandernd, radelnd oder auf einem guten, alten Roadtrip. Hier findet ihr heimische Reiseziele, die an die weite Welt erinnern.
4. Arbeitgeber*innen merken, dass Homeoffice funktioniert
Auch, wenn wir die zwischenmenschlichen Kontakte natürlich vermissen und es beim ein oder anderen Zoom Meeting noch an der W-Lan-Verbindung hapert: Grundsätzlich tut Homeoffice der Produktivität keinen Abbruch und ist eine gute Möglichkeit, mehr Zeit mit der Familie zu verbringen. Außerdem werden dadurch Emissionen gespart: Das Institut für angewandte Arbeitswissenschaft hat errechnet, dass wir in Deutschland über 4,5 Millionen Kilometer Pendelstrecke sparen könnten, wenn nur jede*r zehnte Auto-Pendler*in einen Tag die Woche von zuhause arbeiten würde. Das sind über 850 Millionen Kilo CO2 pro Jahr! Auch in Bezug auf Meetings findet ein Umdenken statt: Während früher noch viele für wenige Stunden oder einzelne Tage ins Flugzeug gestiegen sind, können wir heute durch Videokonferenzen Geld, Zeit und CO2 sparen.
5. Selber Kochen ist nicht nur gesünder, sondern macht auch Spaß
Viele von uns nehmen sich wieder mehr Zeit, selbst zu kochen und entdecken ihre Kreativität in der Küche neu. Dass wir wieder mehr Wert auf einen gesunden Lebensstil legen, zeigt auch eine neue Umfrage des Research Affairs Instituts unter 1000 Österreicher*innen. Konkret werden häufiger frische Speisen zubereitet (38%), Essen bewusster zu sich genommen (27%), 21 Prozent meinten, sie hätten ihre Bewegung und Sportaktivitäten gesteigert und zumindest 18 Prozent meinten, sie würden weniger Alkohol konsumieren. Das zeigt: wir können und wollen – wenn wir nur die Zeit dazu haben. Hier findet ihr die nötige Inspiration für die Küche.
6. Wir können alles schaffen, wenn wir nur unsere Kräfte mobilisieren
Auch, wenn wir es noch nicht ganz überstanden haben: Die Corona-Krise hat uns gezeigt, dass unser Verhalten in kürzester Zeit veränderbar ist. Binnen weniger Wochen wurden enorme finanzielle Ressourcen für den Gesundheitssektor freigemacht, die bisher undenkbar waren. Auch ein fast vergessenes Wort ist wieder da: Solidarität. Menschen kaufen für Nachbar*innen ein, bringen Hilfsbedürftige und freiwillige Helfer*innen auf Facebook-Seiten zusammen und fahren unser soziales Leben für besonders vulnerable Gruppen auf ein Minimum herunter.
All das ließe sich auch auf die Klimakrise umlegen: Vieles ist umsetzbar, wenn es nur politische Priorität hat. Denn die Corona-Krise zeigt: Solidarität und Menschlichkeit haben wir mehr als genug.
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