Mit scharfer Klinge zu glatter Haut – das kennen wohl alle von uns, vor allem im Sommer. Beim Beauty-Trend Dermaplaning macht man das allerdings nicht an Beinen und Co., sondern im Gesicht. Das nicht-invasive kosmetische Verfahren gewinnt gerade in den sozialen Medien immer mehr an Popularität. Statt eines normalen Rasierers kommt hierbei eine sterile Klinge zum Einsatz, ähnlich einem Skalpell. Damit die oberste Hautschicht zu entfernen, hilft, abgestorbene Hautzellen und feine Gesichtshaare, auch bekannt als „Pfirsichfusseln“, zu beseitigen. Das Ergebnis soll eine strahlendere Haut sein, die sich weich und glatt anfühlt und den begehrte „Glow“ hat. Das Verfahren soll außerdem dabei helfen, Poren zu reinigen und das Auftreten von Mitessern und Akne zu reduzieren. Zumindest, wenn man unzähligen Onlineartikeln und begeisterten Influencer:innen auf TikTok und Co. glaubt. Wir haben eine Expertin zum Rasur-Hype befragt.
Die Vorteile von Dermaplaning
„Dermaplaning es ein schmerzfreies, nicht invasives Treatment, ähnlich einem mechanischen Peeling. Das gibt zunächst einmal einen besseren Glow, da das Licht gleichmäßig reflektiert wird. Hierdurch erscheint die Haut strahlender und glatter“, sagt Dr. Sophie Müller-Wiefel, Fachärztin für Dermatologie in München. Direkt nach dem Dermaplaning ist die Haut auch besonders aufnahmefähig für Hautpflege-Produkte. Auch Make-up oder Foundation lässt sich danach besser auftragen, und hält länger, da die Haut eine glattere Oberfläche hat, so die Expertin.
„Dermaplaning ist gut geeignet für Personen mit eher unempfindlicher Haut und solchen, die den Zellerneuerungsprozess ankurbeln möchten. Bei Verhornungsstörungen werden die abgestorbenen Hornzellen abgetragen und die Haut kann sozusagen wieder frei atmen. Auch Menschen, die sich an ihrer Gesichtsflaumbehaarung stören, können es gut nutzen“, so Dr. Müller-Wiefel. Es gibt aber auch Bedingungen, bei denen Dermaplaning lieber nicht angewendet werden sollte.
Finger weg bei sensibler Haut
Trotz der vielen Vorteile ist Dermaplaning nicht für alle geeignet. „Menschen mit aktiven, entzündeten Akneausbrüchen sollten die Behandlung vermeiden, da es hier zu Verletzungen, zusätzlicher Reizung und Narbenbildung kommen kann“, erklärt Dr. Müller-Wiefel. „Personen mit Ekzemen oder Psoriasis im Gesicht könnten durch Dermaplaning eine Verschlimmerung ihrer Symptome erleben. Auch Menschen mit Rosazea, die allein durch ihre Erkrankung sehr empfindliche Haut haben, sollten keine solchen mechanisch-reizenden Treatments machen.“ Weiterhin ist Vorsicht geboten bei Personen mit Blutgerinnungsstörungen oder solchen, die blutverdünnende Medikamente einnehmen.
Wie jede kosmetische Behandlung gibt es auch bei Dermaplaning Risiken und potenzielle Nebenwirkungen. Nach der Behandlung kann die Haut gerötet und empfindlich sein. In der Regel ist das aber nur vorübergehend und klingt innerhalb weniger Stunden bis Tage ab. Da ein scharfes Skalpell verwendet wird, besteht das Risiko kleiner Schnitte oder Kratzer bis hin zu größeren Wunde – also sollte man die Behandlung ausschließlich von Profis machen lassen. Manche Menschen können nach der Behandlung außerdem Pigmentveränderungen oder dunkle Flecken (postinflammatorische Hyperpigmentierung) entwickeln, besonders, wenn sie sich der Sonne aussetzen, ohne Sonnenschutz zu verwenden. Bei starker Behaarung wachsen Härchen durch die abgekappte Oberfläche außerdem „stacheliger“ nach, was einen Teufelskreis aus eingewachsenen Haaren und Bartschatten auslösen kann.
Dermaplaning – sinnvoll oder nicht?
Was sagt also die Expertin: Macht Dermaplaning überhaupt Sinn oder kann man den Effekt auch mit anderen Methoden erzielen? „Es ist wichtig, vor der Durchführung qualifizierte Dermatolog:innen oder Kosmetiker:innen zu konsultieren“, so Dr. Müller-Wiefel. „Diese können die Haut bewerten und sicherstellen, dass die Behandlung für die spezifischen Hautbedürfnisse geeignet ist. Sicher und korrekt ausgeführt von Menschen vom Fach, kann Dermaplaning eine gute Option sein, um die Haut zu exfolieren und einen schönen Glow zu erreichen. Sie ist aber, wie oben erwähnt nicht für alle Hauttypen geeignet.“
Enzympeelings und solche auf Basis von Fruchtsäuren, Milchsäure oder Salicylsäure, so die Dermatologin, stellen generell eine sichere Methode da, wenn sie in einem fachlich spezialisierten Setting angewendet werden. Außerdem können diese Peelings an sich, zusätzlich zur Erneuerung der Haut auch weitere gute Auswirkungen haben, wie Durchfeuchtung, Beruhigung, Reduktion von Rötungen. Sie sind auch für empfindliche Hauttypen und sogar Menschen mit Rosazea geeignet und decken somit ein sehr viel breiteres Spektrum ab, als das rein mechanische Dermaplaning.
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