Mit einem Eiswürfel streicht eine schöne junge Frau über ihr Gesicht. Ihre Haut wirkt dabei faltenlos, strahlt und ist geradezu porenfrei. Wenn Influencerin und Unternehmerin Hailey Bieber etwas macht, tun es ihr knapp 52 Millionen Follower gleich. So überschwemmen gerade tausende Clips unter dem Hashtags „Skin Icing“ oder „Face Icing“ Social-Media-Plattformen wie TikTok und Instagram. Der Sinn hinter dieser Anwendung ist einfach erklärt: Durch den Kontakt mit Kälte zieht sich unsere Haut etwas zusammen, Poren wirken dadurch kleiner und das Gesicht im allgemeinen straffer. Weil die Haut dabei gut durchblutet wird, sieht der Teint rosig aus, was wir als „gesund“ und frisch wahrnehmen. Ein Effekt, der in Vorher-Nachher-Clips besonders deutlich zu sehen ist und das Zielpublikum auf Social Media begeistert.
Die Beauty-Maschinerie hinter solchen viralen Trends schläft nicht: Inzwischen sind bereits verschiedenste Skin-Icing-Gadgets erhältlich, die Preisspanne liegt dabei zwischen 20 und 280 Euro. Der Effekt bleibt bei allen derselbe, ob teures Gadget oder einfacher Eiswürfel. Und er ist tatsächlich sichtbar, wie der Selbstversuch zeigt: die Haut wirkt danach straffer und rosiger, die Poren kleiner. Spätestens eine halbe Stunde danach ist der größte Effekt aber bereits verschwunden. Ist dieser Trend also sinnvoll? Wir haben bei einer Expertin nachgefragt.
Ohne Pflege kann Skin Icing die Haut austrocknen und reizen.
Vorsicht ist geboten
Kälte hat viele positive Effekte auf den Körper, das wissen wir nicht zuletzt durch den Boom, den Eisbaden und Kryo-Therapien gerade erleben. Kalte Duschen wirken belebend und kurbeln den Kreislauf an, kühlende Lotions sind eine Wohltat im Sommer. Und auch der bewährte Trick mit dem kalten Löffel lässt geschwollene Augen zuverlässig abschwellen. „Kälte hat die Fähigkeit, vorübergehend die Blutgefäße zu verengen, was zu einem kurzzeitigen Straffungseffekt führen kann. Dennoch ist bei Skin Icing Vorsicht geboten“, sagt Dr. med. Alice Martin, Ärztin und Mitgründerin der dermanostic Hautarzt-App. Sie betrachtet den Skin-Icing-Trend eher skeptisch: „Aus dermatologischer Sicht wird diese Anwendung nicht empfohlen. Vor allem Menschen mit Rosazea sollten diese Methode nicht anwenden, da die Wechselwirkungen von Kälte und Wärme die Rötungen noch verschlimmern können. Auch bei anderen Hautkrankheiten, wie Akne, Perioraler Dermatitis oder Neurodermitis sollte die Haut nicht zusätzlich durch die niedrige Temperatur strapaziert werden.“ Rote Flecken könnten damit zwar kurzzeitig gemildert werden, danach aber oft sogar stärker auftreten als davor.
Falls man diesen Trend trotzdem ausprobieren möchte, rät die Expertin, die Haut anschließend mit ausreichend Feuchtigkeit zu versorgen, um Austrocknung zu verhindern. „Wenn man mit großporiger oder unreiner Haut zu kämpfen hat, sollte man viel mehr auf wirkungsvolle Inhaltsstoffe setzen, wie zum Beispiel auf chemische Peelings oder Retinoide, die nachweislich positive Effekte auf die Haut haben“, so Dr. med. Martin.
Skin Icing als Jungbrunnen?
Die positiven Effekte von Skin Icing sind also nur kurzzeitig und oberflächlich. Irreparable Schäden entstehen dabei aber nicht. Was den Trend mit dem Eiswürfel allerdings umstritten macht, ist dessen Vermarktung auf Social Media. Von „Jungbrunnen“, „faltenfrei“ oder „porenlos“ ist da oft die Rede. Schlagwörter, die den ewigen Kampf gegen Alterungserscheinungen nochmal anfachen. Und das obwohl erste Fältchen oder sichtbare Poren etwas völlig Normales sind und nicht zu etwas Hässlichem gemacht werden sollten.
Fazit: Kälte gegen geschwollene Augenlider oder als Erfrischung an heißen Tagen einzusetzen, hat durchaus Berechtigung. Die Gesichtshaut täglich durch direkten Kontakt mit Eis zu reizen, ist dagegen weniger sinnvoll, vor allem für sensible Hauttypen. Und Alterungserscheinungen lassen sich sowieso nicht aufhalten, also genießen wir doch unsere Zeit lieber, anstatt ständig zu versuchen, sie anzuhalten.
Tipps für unreine Haut findest Du hier.