Vom 30. Juni bis 3. Juli 2025 wurde Berlin erneut zum Hotspot für Mode, Innovation und kreative Impulse. Im Rahmen der Berlin Fashion Week SS26 zeigten etablierte Labels und aufstrebende Designer ihre neuesten Entwürfe für die Frühjahr-/Sommer-Saison 2026. Das Leitthema „The responsible movement of freedom, inclusion and creativity“ wurde dabei individuell interpretiert und weiterentwickelt. Wir zeigen 5 nachhaltige Highlights der Berliner Fashion Week SS26.
1. BUZIGAHILL
BUZIGAHILL ist ein in Uganda beheimatetes Modelabel unter der kreativen Leitung von Bobby Kolade, das Mode als radikalen, gesellschaftskritischen Akt versteht. Mit dem Projekt „RETURN TO SENDER“ (RTS) antwortet BUZIGAHILL auf die Auswirkungen globaler Altkleiderexporte, insbesondere auf den afrikanischen Kontinent. Die Kollektionen bestehen aus Secondhand-Kleidung, die ursprünglich aus Europa, Nordamerika oder Asien stammt, auf dem Owino Market in Kampala gesammelt und dort in einzigartige Modeunikate transformiert wird. Jedes Kleidungsstück ist ein Manifest gegen Textilkolonialismus und zugleich ein Plädoyer für Ownership, Herkunft und künstlerischen Kontext. BUZIGAHILL verbindet traditionelle Handwerkskunst, wie etwa süd-sudanesische Sticktechniken, mit zeitgenössischem Design und dekonstruierten Silhouetten. Das Label versteht Mode als kollektiven Prozess und politischen Kommentar – roh, direkt, unbequem und zugleich visionär. Mit jeder Kollektion fordert BUZIGAHILL zum Umdenken auf: über Konsum, Verantwortung und Wert von Mode.






Fotos: © Andreas Hofrichter
2. Rebekka Ruétz
Die Frühjahr-/Sommer-Kollektion 2026 von Rebekka Ruétz mit dem Titel „FEASTonyourlife“ ist eine tiefgreifende Reflexion über Selbstbefreiung, Authentizität und innere Wandlung. Inspiriert vom Gedicht „Love After Love“ von Derek Walcott, lädt die Kollektion dazu ein, die äußeren Masken abzulegen und sich dem eigenen Spiegelbild in aller rohen Schönheit zu stellen. Organische Materialien wie Bio-Baumwolle, veganes Leder und speziell entwickeltes Chenille symbolisieren Transformation und Verantwortung. Die Farbpalette reicht von tiefem Nachtblau und Rabenschwarz bis zu hellem Elfenweiß und schimmerndem Gold – ein Spektrum, das innere Schatten wie Erkenntnisse leuchten lässt. Die Silhouetten wechseln zwischen strenger Struktur und fließender Leichtigkeit und spiegeln den Tanz zwischen Kontrolle und Hingabe wider. In Zusammenarbeit mit Künstler Sam Hill entstehen zudem Masken und Stylingelemente, die den Prozess des Entblätterns und der inneren Offenbarung visuell verstärken. Diese Kollektion ist ein Statement für die mutige Bekenntnis zur eigenen Wahrheit.






Fotos: © James Cochrane for BFW
3. Haderlump
Die aktuelle Kollektion von Haderlump interpretiert die fast vergessene Kunstform der Ex Libris – kunstvolle Buchzeichen vergangener Jahrhunderte – auf zeitgemäße Weise neu. Ursprünglich wurden diese kleinen Grafiken ab dem 15. Jahrhundert in wertvolle Bücher eingeklebt, um Besitz, Identität und persönliche Geschichten zu kennzeichnen. In Zeiten digitaler Bücher fragt die Kollektion, was aus solchen analogen Ausdrucksformen wird – und verleiht ihnen durch Mode neues Leben. Historische Symbole wie Wappen oder Berufsdarstellungen übersetzt Designer Johann Ehrhardt in strukturierte Silhouetten, texturierte Materialien und einen sensiblen Umgang mit Kontrasten: Hartes Leder trifft auf weiches Leinen, schwere Baumwolle auf fließende Stoffe. Die zurückhaltende Farbpalette – Weiß, Beige, Schwarz, Grau – erinnert an bibliophile Eleganz und unterstreicht das stille Selbstbewusstsein der Kollektion. Haderlump steht dabei für eine urbane Ästhetik, die auf Konventionen verzichtet, aber handwerkliche Präzision zelebriert. Jedes Kleidungsstück wird im Berliner Atelier gefertigt – mit einem klaren Bekenntnis zur Verbindung von historischer Tiefe und zukunftsorientiertem Design.






Fotos: © Boris Marberg
4. Laura Gerte
Mit Desire/Chaos präsentiert Laura Gerte eine intensive, vielschichtige Auseinandersetzung mit weiblicher Identität, Sinnlichkeit und Widerspruch. Die Kollektion ist ein visuelles Spannungsfeld aus Stärke und Zerbrechlichkeit, Schutz und Entblößung, Chaos und Verlangen. Mit einem klaren Fokus auf Nachhaltigkeit nutzt Gerte recycelte, upgecycelte und Deadstock-Materialien, ohne dabei auf emotionale Tiefe und ästhetische Komplexität zu verzichten. Die Designs spielen mit Kontrasten: Hautenge Mesh-Stoffe und strukturierter Canvas treffen auf verwelkte Seidenblüten, Distressed Denim und offene Kanten. Korsettartige Formen, verwaschene Blumenprints, dicke Paspelierungen und illusionistische Details verschmelzen zu einer poetischen wie kämpferischen Vision von Femininität. Desire/Chaos ist keine romantisierte Darstellung von Weiblichkeit, sondern eine rohe, expressive Reflexion über Lust, Wut, Vergänglichkeit und Selbstermächtigung.






Fotos: © James Cochrane for BFW
5. LUEDER
Mit ihrer SS26-Kollektion SL∀Y verwandelt LUEDER die klassische Fashion Show in ein mythisches Theater der Transformation. Inspiriert von der Legende des Heiligen Georg und dem Drachen inszeniert Designerin Marie Lueder eine rituelle Erzählung über Macht, Identität und Geschlechterrollen – fernab von bloßen Laufstegmomenten. In einer performativen Inszenierung werden Models zu Darsteller*innen, Kleidung zu Rüstung, Drag oder Talisman. SL∀Y stellt nicht nur die Frage, wie wir uns kleiden, sondern wozu – um uns zu schützen, zu befreien oder neu zu erfinden. Kostüme durchbrechen Erwartungen: Prinzessinnen-Darstellung trifft auf Maskulinität, Heldinnen tragen Streetwear, Influencer geistern als moderne Sagengestalten durch das Szenario. Der Drache, einst Feindbild, wird zur Projektionsfläche für Heilung, Verlust und Selbsterkenntnis. LUEDERs charakteristische Designs verschmelzen Sportswear mit mittelalterlich inspirierten Silhouetten und sartorialer Detailverliebtheit. Nachhaltigkeit steht dabei im Fokus – gearbeitet wird u. a. mit Bio-Denim, recyceltem Jersey und regeneriertem Nylon.






Fotos: © Finnegan Koichi Godenschweger for BFW
Unsere Highlights von der letzten Saison findest Du hier.