Unabhängigkeit, Privatsphäre, Spontanität – der Urlaub mit dem Camper ist spätestens seit Corona nicht mehr nur etwas für mittelalte Spießer mit Bierbauch und einer Vorliebe für Gartenzwerge im festinstallierten Campingplatz-Vorgarten. Vanlife ist zum Vorzeige-Abenteuer für Lebenskünstler:innen, Individualist:innen und Freigeister avanciert. Wie sooft wirkte auch hier Corona als Katalysator. Im Jahr 2020 verzeichnete das Kraftfahrtbundesamt in Flensburg rund 76.000 Neuzulassungen, eine Steigerung von mehr als 40 Prozent.

Dabei erscheint mir der Traum vom Urlaub auf vier Rädern gar nicht so neu. Schon während meiner Schulzeit sprachen meine beste Freundin und ich jahrelang davon, nach dem Abitur mit einem VW-Bus durch Europa zu touren. Die Logistik machte uns damals einen Strich durch die Rechnung. War doch das Budget zur Anschaffung eines VW Bullys mit 19 trotz Nebenjob noch zu gering und das Know-how bezüglich der in die Jahre gekommenen Motoren einfach nicht vorhanden. Hätte es damals bereits eine Plattform wie Yescapa gegeben, so wäre zumindest ein Sommerurlaub im T2 im Bereich des Möglichen gewesen.

Vanlife light

Einen Van selbst auszubauen, ist für viele ein Traum. Mit Liebe zum Detail und jeder Menge Herzblut wird der Sprinter mühevoll restauriert und zum wohnlichen Camper ausgebaut. Ist er endlich fertig geht das große Abenteuer los! Immer der Nase nach hinaus in die große, weite Welt, der Sonne entgegen. Doch jedes Abenteuer geht einmal zu Ende. Und so passiert es, dass der geliebte Bus nach dem Ende der Weltreise die meiste Zeit in der Garage steht. Im schlimmsten Fall verschlingt die Standplatzmiete viel Geld und es findet sich einfach keine Zeit für regelmäßige Microadventures.

Nicht jede:n reizt die große Welt oder eine ausgedehnte Weltreise auf zehn fahrbaren Quadratmetern. Dennoch locken verführerisch inszenierte Instagram Bilder, das Leben im Camper zumindest einmal für ein bis zwei Wochen auszuprobieren.

Das wollte auch Yescapa-Co-Gründer Benoît: 2011 scheiterte er auf der Suche nach einem passenden Camper oder Wohnmobil für einen Familienurlaub allerdings an einem dürftigen Angebot und hohen Preisen. Wie praktisch wäre es, einen Camper von Freunden oder Bekannten gegen eine bezahlbare Gebühr leihen zu können? Die Idee zu Yescapa war geboren.

Das Konzept ist so simpel wie genial: Auf der Online-Plattform yescapa.de bekommen Camper- und Wohnmobilbesitzer:innen die Möglichkeit, ihre Fahrzeuge zur Miete anzubieten. Airbnb für Wohnmobile so zusagen. Die Vorteile: Die Abwicklung ist simpel, die Preise günstiger und die Camper so individuell und vielseitig wie ihre Besitzer:innen. So findet jede:r was er oder sie sucht und beide Seiten profitieren von der Vermittlung, für die Yescapa eine kleine Gebühr erhält.

Der Sonne entgegen

Sonne tanken und fernab des touristischen Trubels ausspannen: Das war unser Plan im Frühjahr 2022. Ein Sommerurlaub im April? Das funktioniert nur tief im Süden. Apulien? Kreta? Kroatien? Unsere Wahl fiel am Ende auf Spanien und eine Mischung aus Städtereisen, Wandern und Meer. Wir wollten mobil sein, spontan, möglichst viel vom Land sehen und auf Wetterschwankungen reagieren können. Vanlife war die Antwort und Yescapa kam für uns wie gerufen.

Den passenden Camper findet man auf der Plattform ganz einfach: Zunächst gibt man Ort und Zeitraum für die Anmietung an und verfeinert anschließend mithilfe von Filtern die Suche. So kann man zum Beispiel den gewünschten Fahrzeugtyp auswählen. Auch nach Punkten wie “Tiere akzeptiert” oder “Reise ins Ausland” lässt sich filtern, genauso wie nach Ausstattungsmerkmalen des Campers und den benötigten Sitz- und Schlafplätzen.

Viva España

Meine Spanienurlaube beschränkten sich bisher auf zwei Wochenenden und einen Fashion Week-Aufenthalt in Barcelona. Jetzt wollte ich mehr vom Land sehen: Ein paar Tage Madrid und dann auf mit dem Camper Richtung Süden in die Sierra Nevada und Tarifa, wo Europa beinahe auf den afrikanischen Kontinent stößt. Den Camper mieten wir von Sergio und Silvia. Die beiden haben ein echtes Nomadenleben geführt. Sie sind durch Neuseeland, Asien, Australien, Kanada und die USA gereist und haben immer wieder in unterschiedlichen Wohnmobilen gelebt. Vanlife deluxe sozusagen. 2019 sind sie zurück in ihre spanische Heimat gezogen, wo sie einen Camper ausgebaut und Darwin getauft haben.

Dass die beiden viel Camping-Erfahrung mitbringen, merkt man auch an Darwins Ausstattung: Auf engstem Raum tummeln sich hier Bett, Esstisch eine kleine Küche mit Gasherd und Ofen, Dusche und WC. Es gibt integrierte Bluetooth-Lautsprecher, (USB-)Steckdosen, LED-Lichter und sogar eine Heizung, die wir aber zum Glück nicht brauchen würden.

Ab in den Süden

Ein kleines Ein-Zimmer-Appartement auf vier Rädern also, in dem Sergio und Silvia sechs Monate gelebt haben und das wir jetzt für eine Woche bewohnen durften.

Gemütlich schaukeln wir durch hügelige Landschaften. Unser erstes Ziel ist Granada. Oder genauer gesagt ein Parkplatz am Stausee “Embalse de Canales” nahe Granada, den wir mithilfe der App Park4night gefunden haben. Schon früh tauchen am Horizont die verschneiten Gipfel der Sierra Nevada auf (wusstet ihr, dass es in Südspanien über 3.000 Meter hohe Berge gibt sowie ein Skigebiet, in dem 1996 die Alpine Skiweltmeisterschaft stattgefunden hat?). Als wir uns unserem Ziel nähern, werden die Straßen deutlich steiler. Kraftvoll schraubt sich Darwin die verschlungenen Serpentinen hinauf, bis sich vor uns der Embalse de Canales ausbreitet. Hier schlagen wir unser Nachtlager auf.

Den glitzernden Stausee auf der einen Seite, die strahlende Abendsonne auf der anderen, kochen wir unser erstes Abendmahl in der Camperküche, bevor wir uns im 160 Zentimeter breiten Bett zusammenrollen. So komfortabel kann also Camping sein.

Hoch hinaus!

Am nächsten Tag locken uns die vielseitigen Berglandschaften in luftige Höhen. Viel weniger frequentiert als Wanderwege in den Alpen, kann man hier in der Sierra Nevada beinahe ungestört die Natur genießen. Am Gipfel grüßt uns ein freundliches Ehepaar, denen wir bereits am Parkplatz begegnet sind. Sie haben die Rundwanderung in entgegengesetzter Richtung begangen.

Zurück am Camper freuen wir uns über gefüllte Energiespeicher, denn die Sonne hat über den Tag nicht nur unsere Laune gehoben, sondern über die am Dach installierten Solarpanels auch unseren Camper aufgeladen.

Natur, Kultur und Kulinarik

Das schöne am Reisen mit dem Camper ist, dass es nie langweilig wird, man immer alles Wichtige dabei hat und man ganz flexibel auf Wetterumschläge und Planänderungen reagieren kann. Ohne lässtiges Koffer-ein-und-auspacken und Unterkunftssuche genießen wir in dieser Woche noch leckeres Eis in Málaga, essen fangfrischen Fisch in Marbella, lassen uns in Tarifa die stürmische Seeluft um die Nasen blasen und kehren nach einem Abendessen in Sevilla um viele Erinnerungen reicher nach Madrid zurück.

Meinen Traum von der Europareise im T2 habe ich damit zwar nicht ganz nachgeholt. Ein bisschen Vanlife-Feeling haben wir aber schon mitgenommen. Mein Fazit: Viele Jahre in einem Van leben wie Silvia und Sergio wäre definitiv nichts für mich. Einen Sommerurlaub im Camper würde ich aber durchaus wieder planen. Und genau hier setzt Yescapa ja an: Irgendwo steht ein Camper, der nicht immer genutzt wird und wartet nur darauf, dir dein Vanlife light-Abenteuer zu ermöglichen. Eine Win-Win-Situation!

Übrigens: Wir waren zwar im Frühling mit dem Camper unterwegs, aber auch zu allen anderen Jahreszeiten bietet sich ein Camping-Abenteuer unbedingt an. Viele Camper sind für kältere Tage mit einer Heizung ausgestattet und besonders für Wanderurlaube an goldenen Herbsttagen ist man mit dem Camper super flexibel.

Über Yescapa

Die Idee zu Yescapa entstand 2011, als der spätere Co-Gründer Benoît für seinen Familenurlaub kein adäquates, kostengünstiges Wohnmobil finden konnte. Während seines Urlaubs in Nordspanien machte er Bekanntschaft mit Reisenden, die einen Zugang zu einem (zwar etwas älteren) jedoch leistbaren Miet-Camper gefunden haben, indem sie ihn von einer Privatperson mieteten. Beim Startup-Wochenende in der Bretagne präsentierte er seine Idee und lernte so Adrien Pinson kennen.
Sie beschließen gemeinsam zu gründen.

Dieses Jahr feiert Yescapa sein zehnjähriges Jubiläum. Seitdem wurden auf der Plattform über 180.000 Buchungen abgeschlossen. Glückliche Urlauber:innen waren bereits insgesamt 1.300.000 Tage mit einem auf Yescapa gemieteten Camper unterwegs. Das entspricht 3.562 Jahren Campingurlaub 😉