Reisetipp für einen aktiven Wochenendtrip gefällig, der gleichzeitig die Sehnsucht nach Bergen und Natur stillt? Warum nicht eine E-Bike & Hike Tour im Naturpark Karwendel? Dabei lassen sich entlegene Täler erkunden, hohe Gipfel erklimmen und das alles ohne die Kondition eines Marathonläufers. Wer zudem Wert auf nachhaltiges Reisen legt, behält dank Ökostrom und umweltfreundlicher Anreise mit der Bahn die Ökobilanz fest im Blick.
Der Plan für das Wochenende steht: Eine Wandertour auf die Birkkarspitze, den höchsten Gipfel im Karwendelgebirge mit E-Bike-Unterstützung. Von München aus lässt es sich bequem mit dem Zug starten. Je nach Zugverbindung sind es mit der Regionalbahn vom Münchner Hauptbahnhof knapp über zwei Stunden nach Scharnitz in Tirol. Scharnitz ist ein prima Ausgangspunkt um weiter per E-Bike und zu Fuß in die entlegeneren Karwendeltäler vorzustoßen. Die Vorzüge der umweltfreundlichen Anreise mit der Bahn zeigen sich bereits, als der Zug vor Garmisch an den im zähen Verkehr auf der Bundesstraße aneinandergereihten Autos vorbeibraust. Gleichzeitig muss keiner sich aufs Fahren konzentrieren. Bei ausgestreckten Beinen und Snacks streifen die Blicke über die nährkommenden Gipfel und die Gedanken zu den Details der in zwei Etappen geplanten Tour auf die 2749 Meter hohe Birkkarspitze.

Das Karwendelgebirge ist für seine schroffen Felsformationen und Schotterreiben bekannt. Aber auch saftige Bergblumenwiesen und weidende Kühe finden sich im dortigen Naturpark. Für die meisten Wandertouren sind längere Strecken auf Forstwegen zurückzulegen um sich den Bergen erst einmal anzunähern. Beispielsweise sind es vom Infozentrum in Scharnitz rund 18 Kilometer und 850 Höhenmeter bis zum Karwendelhaus, dem Übernachtungsstopp der Tour. Zu Fuß dauert dieser Weg je nach körperlicher Fitness zwischen vier und viereinhalb Stunden. Mit dem Mountainbike lässt sich diese Strecke schneller zurücklegen und noch mehr Zeit- und Kraftersparnis bieten E-Bikes, die es etwa in Seefeld und Scharnitz für 35 Euro am Tag zu leihen gibt.
Spart Zeit und Kraft: Mit dem E-Bike nach oben
Selbst wer noch nie auf einem E-Bike gesessen hat, kommt nach kurzer Einweisung und Erklärung der verschiedenen Modi sowie einer Proberunde über den Parkplatz gut zurecht. Die Leihräder von Cube verfügen über vier verschiedene Stufen, die sich zuschalten lassen und den Antritt im steilen Gelände erleichtern. Das Display am Rad zeigt nicht nur die Geschwindigkeit, sondern auch wie viel Energie aktuell zugeschaltet ist. Zudem weist es aus, welche Wegstrecke bereits zurückgelegt wurde und wie viel Prozent Akku noch vorhanden sind. Nicht nur mit Hilfe des Motors geht das Treten wie von allein. Entlang von rauschendem Wasser, vorbei an kleinen Brücken und blühenden Wiesen geht es hinein ins Tal. Rechts und links kommen die felsigen Berggipfel näher.
Für Ausdauersportler lässt sich die Strecke natürlich auch mit dem normalen Mountainbike zurücklegen. In der Nachmittagshitze im August ist ein wenig Unterstützung beim Pedalieren aber durchaus angenehm. Inklusive Fotostops um die wundervolle Bergkulisse für später in der Mediathek des Smartphones festzuhalten, dauert es mit dem E-Bike, je nach Fitness, zwischen einer und zwei Stunden bis zum Karwendelhaus. Auf den letzten Metern ziehen dunkle Gewitterwolken über das Tal und die Zeitersparnis beim Hochfahren hat einen weiteren Vorteil: Von der großen Terrasse des Karwendelhauses lässt sich eindrucksvoll beobachten, wie das Gewitter aufzieht, bis die ersten Tropfen herunterplatschen und die Hütte Wanderern und Mountainbikern eine sichere Bleibe bietet.
Das Karwendelhaus: Gemütlicher Übernachtungsstopp mit Umweltgütesiegel
Das Karwendelhaus ist eine DAV-Hütte und gleichzeitig eine der größten im Alpenraum. Es verfügt von Doppelzimmer bis Sechserzimmer über verschiedene Zimmergrößen und ein Matratzenlager komplettiert die insgesamt 193 Betten. Ebenso ist die Hütte mit dem Umweltgütesiegel ausgezeichnet. Sie betreibt beispielsweise ein eigenes Klärsystem und erzeugt durch Wasserkraft ihren eigenen Strom. Auf längeren Touren ließen sich hier auch E-Bike Akkus problemlos neu laden. Für die geplante Tour ist dies jedoch nicht nötig, da es am nächsten Tag zu Fuß auf den Gipfel und wieder zurück und danach nur noch mit den Rädern bergab geht.
Andreas Ruech, seit 11 Jahren Wirt auf dem Karwendelhaus, gibt uns gerne Auskunft über das Bergwetter für den nächsten Tag. Draußen klatschen dicke Regentropfen gegen das Fenster und immer wieder kracht der Donner. Bis zum Gipfel der Birkkarspitze sind es 900 Höhenmeter, je nach Kondition in rund drei Stunden machbar. Nach einem leckeren Vier-Gänge-Menü prognostiziert der Wirt ein kurzes Wetterfenster am Vormittag des nächsten Tages. Mit etwas Glück sollte der Aufstieg währenddessen machbar sein.
Wanderung auf die Birkkarspitze
Am nächsten Morgen nach dem Frühstück ist es bewölkt, aber trocken. Das Gewitter der letzten Nacht hat die Luft merklich abgekühlt und es nicht mehr so heiß wie am Vortag – perfektes Wanderwetter also. Der Weg führt hinter dem Haus zuerst zwischen Lawinenzäunen und Latschen über einen kurzen Steig nach oben. Danach schlängelt er sich über Bergwiesen vorbei an einem Abzweig zum näheren Hochalmkreuz. Ein weiterer Abzweig weist eine längere Tour über die Ödkarspitzen aus. Der kürzeste Weg zum Gipfel führt im Zickzack durch das lange Schlauchkar zumeist über Schotterpisten.

Hat man den Bergrücken zwischen Birkkar und Schlauchkar einmal erreicht, bietet sich bereits eine tolle Aussicht in die beiden Täler. Etwas weiter ist dann schon die Biwak-Schachtel zu sehen, die knapp unterhalb des Gipfels Schutz vor plötzlichen Wettereinbrüchen bietet. Doch wie vom Hüttenwirt versprochen, blinzelt immer wieder die Sonne durch. Nun muss noch ein letztes steiles, mit Drahtseilen versichertes Wegstück bewältigt werden. Der Pfad ist hier recht ausgesetzt und erfordert Konzentration. Immer wieder können sich Steine unter den Füßen lösen.
Auf 2749 Meter hat man es zum höchsten Gipfel im Karwendel geschafft. Von dort bietet die Birkkarspitze ein Wahnsinns-Panorama der umliegenden Bergketten. Gleichzeitig ließen sich bei einer Brotzeit ewig die Wolken beobachten. Immer wieder steigen sie in Fetzen auf oder ziehen weiter unten durchs Tal.
Aber nach einer kurzen Pause geht es nach unten, bevor das Wetter umschlägt. Auch im Abstieg ist wieder Trittsicherheit gefragt. Immer wieder finden sich loser Schotter, Kiesel und Geröll unter den Bergstiefeln. Je nach Wegstelle geht es langsam Tritt für Tritt oder mit Schwung, leichtem Drift-Anteil und höherer Geschwindigkeit wieder abwärts.
Auf den Rädern zurück nach Scharnitz
Auf den letzten Metern durch die Latschen und über den Steig zurück zum Karwendelhaus fallen bereits wieder einzelne Tropfen. Bei Kaffee, Kuchen oder einer riesigen Portion Kaiserschmarren zur Belohnung lässt sich ein kurzer Schauer allerdings mühelos überbrücken. Gleichzeitig tut eine kurze Pause auch richtig gut, bevor es mit gesatteltem Gepäck auf den Rädern wieder bergab geht. Je nach Lust und Laune lässt sich hier mit höherer Geschwindigkeit durch die Serpentinen des Forstwegs jagen oder aber gemütlicher den am Vortag zurückgelegten Weg hinunterrollen. Bei der Ausfahrt aus den Kurven sollte allerdings auf die Einstellung des E-Bikes geachtet werden, damit man nicht durch die plötzliche Beschleunigung erschrickt oder sogar abgeworfen wird.

Nach knapp 45 Minuten Abfahrt ist dann auch schon wieder der Bahnhof in Scharnitz erreicht. Vor dem Zugfenster werden die Berge langsam kleiner, während erneut Tropfen gegen die Scheibe schlagen und man die Erinnerungen aus einem entlegenen Tal mit grünen Wiesen und schroffen Gipfeln zurück mit in die Großstadt nimmt.
Weitere Infos zur Tour unter:
https://www.seefeld.com/sommer/aktivitaeten-sommer/wandern/wanderwege/a-zur-birkkarspitze-2749-m
Hütteninfo und Reservierung im Karwendelhaus: https://karwendelhaus.com
Disclaimer: Dieser Bericht erfolgte mit freundlicher Einladung der Olympiaregion Seefeld.