Es war längst überfällig, doch wir sind froh, dass es jetzt endlich passiert ist. Ab 2021 sollen Einwegplastikprodukte wie Wattestäbchen, Plastikbesteck und Strohhalme der Vergangenheit angehören. Das Europäische Parlament hat am Mittwoch mit eindeutiger Mehrheit für einen Richtlinienentwurf der Kommission gestimmt, Einwegplastik aus Europa zu verbannen.
Der neue Vorschlag, der die gesamte EU beeinflussen soll, betrifft die zehn Einwegplastikprodukte, die am häufigsten an Stränden und in den Meeren vorkommen und für die es noch keine besseren Alternativen gibt: Dazu zählen vor allem Wattestäbchen, Plastikbesteck, Trinkhalme, Rührstäbchen und Luftballonstäbe sowie Fischfanggeräte, die verloren gegangen sind oder zurückgelassen wurden. Gemeinsam machen diese Erzeugnisse rund 70 Prozent der gesamten Abfälle im Meer aus!
Andere Einwegkunststoffartikel wie Tampons, Plastiktüten oder Luftballons sollen vom Markt genommen werden, sobald „erschwingliche Alternativen“ gefunden werden, so die EU-Kommission.
Das Problem: Eine EU-Richtlinie dient in erster Linie dazu, ein Ziel festzulegen. Es kommt auf die Mitgliedsländer und vor allem die Industrie an, dieses auch umzusetzen. Hier verweist die Kommission vor allem auf die Einsparungen, die ein großer Anreiz sein könnten. Bis 2030 könnte man durch die Maßnahmen über 22 Milliarden Euro sparen, die sonst durch Umweltschäden entstanden wären. Auch Tourismus, Fischerei, Schiffahrt und auch der Arbeitsmarkt würden von der Umsetzung der Richtlinie profitieren: So sollen unzählige neue Arbeitsplätze geschaffen werden, weil man ja jemanden braucht, der die Einwegkunststoffprodukte durch innovative Alternativen ersetzt.
Kritik seitens Umweltorganisationen und Plastikindustrie
Einigen geht die neue Richtlinie jedoch noch nicht weit genug: Die Umweltschutzorganisation Greenpeace kritisiert, dass der Entwurf keine konkreten Reduktionsziele für die einzelnen Mitgliedsstaaten enthält, was ihn laut KonsumentInnensprecherin Nunu Kaller relativ „zahnlos“ mache. Weiteres gibt es noch gar keine Richtlinien für Einweg-Kaffeebecher oder Lebensmittelbecher, diese Möglichkeit solle erst nach sechs Jahren geprüft werden. Laut Kaller zu lange: „Die Meere haben keine Zeit und brauchen so rasch wie möglich unsere Hilfe. Schon jetzt landen jedes Jahr zwölf Millionen Tonnen Plastik in den Ozeanen.“
Die Plastikindustrie warnt vor zu schnellen Beschlüssen, bei denen Gesetze „durchgepeitscht“ würden, ohne die Folgen zu bedenken. Der europäische Verpackungsverband pack2go warnt vor Einbußen im Lebensmittelsektor und Problemen in der Lebensmittelhygiene. Immerhin würden Millionen von Europäern täglich auf in Plastik verpacktes Essen und Getränke zurückgreifen.
Das schient im Hinblick auf die alarmierenden Prognosen von Klimaexperten aber als ein eher geringes Problem, um das wir uns kümmern können, sobald wir den Klimawandel nur ansatzweise verlangsamen konnten.
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