Stell dir vor, du suchst bei gesundheitlichen Problemen Hilfe und niemand nimmt dich ernst. Diese unangenehme Vorstellung ist für Frauen harte Realität. Denn statistisch gesehen werden Frauen bzw. weiblich gelesene Personen von medizinischem Personal weniger ernst genommen als Männer bzw. männlich gelesene Personen. Meist als emotionaler wahrgenommen, werden viele Beschwerden bei Frauen als psychisch bedingt fehldiagnostiziert. Das hat gefährliche Folgen: Krankheiten werden dadurch zu spät entdeckt und sogar Herzinfarkte fälschlicherweise als Stress oder beginnende Menopause eingeordnet. Sogenannte „Frauenkrankheiten“ sind außerdem viel schlechter erforscht. Beispiel gefällig? Obwohl PMS, also das prämenstruelle Syndrom, knapp 90% aller Menstruierenden betrifft, ist es erst seit dem Jahr 2000 als eigenständige Erkrankung eingetragen. Krankheiten wie Endometriose schafften es erst in den letzten Jahren überhaupt in die Schlagzeilen. Frauengesundheit ist viel zu selten ein Thema.
Diese Ungleichheit beginnt schon ganz früh im Medizinstudium: die Symptom-Kataloge, aus denen Medizin-Student:innen lernen, orientieren sich nämlich an Männern, obwohl Frauen oft ganz andere Symptome bei der gleichen Krankheit zeigen. Fatalerweise sind daher bis zum heutigen Tag zahlreiche Medikamente für Frauen viel zu hoch dosiert. Das Resultat trägt zur sogenannten Gender Health Gap bei, also den geschlechtsspezifischen Unterschieden im Zugang zur Gesundheitsversorgung.
Frauengesundheit – Positive Aging
Valentina Ullrich findet Ungerechtigkeiten wie die Gender Health Gap untragbar und geht aktiv dagegen vor. Die 31-Jährige entwickelte mit Frieda ein App-unterstütztes Programm für mehr Wissen und Wohlbefinden im Umgang mit der Menopause. Nicht ihr erstes Start-Up, denn 2020 gründete sie mit Loba Health ein Unternehmen für CBD-basierte Produkte, welche hormonell bedingte Zyklusbeschwerden wie PMS oder Unterleibskrämpfe lindern. “Ich möchte Frauen ermutigen und befähigen, ihre Gesundheit selber in die Hand zu nehmen. Ich möchte meine Fähigkeiten dort einsetzen, wo man sie benötigt. Als Digital Native kann ich die Anwendungen von Morgen entwickeln und wirklich etwas bewegen”, so die Berliner Unternehmerin. “Wenn ich in der Zukunft selbst in meine Wechseljahre komme, möchte ich mich optimal vorbereitet fühlen und wissen, dass es Unterstützung gibt.”
Ähnlich ging es ihrem Co-Founder und Chief Medical Officer bei Frieda Kai Schulze-Wundling. Dem promovierten Medizinwissenschafter war bereits früh klar, dass gesundes und glückliches Älterwerden eine der größten gesellschaftlichen Herausforderungen ist. Der 37-Jährige brennt seitdem ebenfalls für Friedas Mission, jeder Frau Zugang zum Wissen rund um die richtigen Maßnahmen zu verschaffen, gesund und glücklich älter zu werden.
Angestaubte Behandlungsmethoden
Weltweit leiden 80% der Frauen während ihrer Menopause an Symptomen wie Schlaflosigkeit, Hitzewallungen oder Herz-Kreislauf-Problemen. Was sie dagegen tun können? Bisher nicht viel, denn die einzig existierende Behandlung seit den 1960er-Jahren ist die Hormonersatztherapie. Nicht gerade viel Auswahl, wenn man bedenkt, wie viele Menschen weltweit dieses Thema früher oder später betrifft. In manchen Fällen birgt diese Therapie auch Nebenwirkungen: Studien berichten vom erhöhten Risiko für Brust-, Eierstock- oder Gebärmutterschleimhautkrebs sowie der Gefahr von Herzerkrankungen, Thrombosen und Schlaganfällen. Zudem schlägt diese Therapie oft entweder nicht gut oder gar nicht erst an. „Wir bieten aktuell einen non-hormonellen Behandlungsansatz an, sind aber nicht grundsätzlich gegen Hormone. Aktuell ist die Verschreibungsrate für die Hormonersatztherapie aber so niedrig wie nie zuvor, man schätzt, dass sie nur bei 8-10% liegt“, so Frieda-CEO Valentina.
Experte Kai sieht den Grund dafür darin, dass Frauen das Thema Wechseljahre nun viel holistischer betrachten: „Zum anderen kam eine Studie aus dem Jahr 2013 in die Schlagzeilen, in welcher eine Korrelation zu gesteigertem Brustkrebsrisiko hergestellt wurde. Obwohl dies später widerlegt wurde, gibt es aktuelle Meta-Analysen, welche durchaus für eine weitere Forschung sprechen.“ Für viele betroffene stellt das Einnehmen von Hormonen während der Menopause daher keine Lösung dar, mit der sie sich wohlfühlen. Das Ergebnis hat schwerwiegende Auswirkungen: Ganze 73% weltweit finden keine passende Behandlung für ihre Beschwerden und sind gezwungen, diese einfach auszuhalten. 1 von 10 Frauen beendet wegen ihrer Wechseljahresbeschwerden sogar frühzeitig ihre Karriere. Und für jede zweite Frau zwischen 49 und 64 Jahren ist die Menopause ein Tabuthema, über das sie nicht spricht, aus Sorge, als alt abgestempelt zu werden.
Weg mit dem Stigma
Wie so viele „Frauenthemen“ ist auch das Klimakterium, also die Wechseljahre, bisher noch viel zu wenig erforscht. „Die hormonelle Veränderung ist sehr komplex und muss somit in vielen Aspekten genauer betrachtet werden“, so Kai Schulze-Wundling. „Frieda arbeitet vor allem mit Methoden der kognitiven Verhaltenstherapie und der Anpassung des Lebensstils. Hier wissen wir bereits recht gut, dass es signifikante Auswirkungen auf das Erleben der Wechseljahre haben kann.“
Und was ebenso wichtig ist: mit warmherziger, entspannter Ansprache. Im Gegensatz zu den oft abweisenden und nüchternen Erlebnissen in medizinischen Praxen, versucht Frieda Userinnen an die Hand zu nehmen und motiviert, mit Werkzeugen, wie dem Symptom-Tagebuch, Achtsamkeits-Meditationen oder Breathwork, gesunde Gewohnheiten zu etablieren, welche Symptome nachhaltig lindern. Gepaart mit Tipps zur Stressbewältigung wollen Valentina und Kai mit Frieda mehr Souveränität im alltäglichen Umgang mit den Wechseljahren schenken. Die Frieda-Community soll noch zusätzlich wertvollen Austausch, Unterstützung und Motivation bieten. “Wir haben science-backed Angebote, die wir mit eigenen Studien begleiten und belegen. Ich möchte mit Frieda nicht nur einen kurzfristigen Hype bedienen, sondern Frauen in ihrer Menopause dabei helfen, endlich ein unbeschwertes Leben zu führen”, so die junge Berliner Gründerin.
Die weibliche Gesundheit ist heute mehr denn je von politischer Bedeutung: Finanziell kaum unterstützt, wurde und wird sie nicht genügend erforscht und findet seit Jahrzehnten grundsätzlich wenig Beachtung. Höchste Zeit also für mehr Aufklärung und Enttabuisierung, von der ersten Periode bis zur Menopause.