Alte Stoffe haben immer etwas Melancholisches. Jeder einzelne Stoff bringt seine Geschichte mit sich. Riecht man an ihnen spürt man, dass sich dahinter eine Geschichte verbirgt, von der wir nur träumen können. Ob aus Venedig, mallorquinischen Märkten oder sogar Indien. Die Reise der Stoffe geht weit zurück.
Und irgendwie steckt in jedem Schlechten auch etwas Gutes. Und so geschah es mitten in Corona. Moment mal. Vielleicht reisen wir doch noch ein Stückchen zurück. Denn die eigentliche Reise der Textilien beginnt schon lange vor unserer Zeit. In den Vordergrund des Bekleidens rückte nicht mehr nur die Witterung, sondern mehr und mehr der modische Aspekt und die Qualität der Stoffe. Die Reise geht weiter, in die Zeit um 114 v. Chr., als Händler und Kaufleute die sehr bekannte Seidenstraße nutzten, um Textilien auszutauschen. Aus der ganzen Welt kamen sie, von China, Ägypten, Indien, Arabien, Persien bis nach Rom, und schafften einen bunten Austausch an kultureller Vielfalt. Ein paar Tausend Jahre und ein paar Lockdowns später führt uns die Reise auf einen alten Dachboden in Italien. Dort steht im hintersten Eck des Dachbodens gutversteckt, hinter all den Sachen, die sich über die Jahre ansammelten, eine Kiste, die darauf wartet, jemanden glücklich zu machen. Fast vergessen scheint dieser Schatz zu sein.
Eine Kiste voller Schätze
Ende letzten Jahres ist es dann soweit. Der Schatz findet seinen rechtmäßigen Besitzer. “Niemand wusste mehr von der Existenz dieser Truhe, geschweige denn, was sich darin befindet.”, so Federica Bianchi di Casalanza, Gründerin von ORTALEJA, einer jungen Marke, die es sich zur Aufgabe gemacht hat die Wiederverwendung von geliebten Stoffen in den Fokus zu stellen und anhand von durchdachter Handarbeit neue Kleidung zu kreieren.
Federica wohnt in diesem Haus und nimmt die Truhe mit nach Wien. Darin befanden sich alte Stoffe, die förmlich nach Abenteuer schreiten. “Jeder einzelne Stoff bringt eine Reise mit sich, und eine Geschichte, die weitererzählt werden muss.” Stoffe, die den Anschein machen, als wären sie auf der Seidenstraße von einem Händler zum nächsten weitergegeben worden. Die Stoffe, wahrscheinlich älter als die Studentin selbst, stammen von einem Familienmitglied, das Schneiderin der griechischen und englischen Königsfamilie ist. Auf all den Reisen, von Venedig, Indien bis nach Mallorca, brachte sie die prächtigsten Exemplare mit. Meist handgefertigt und geprägt von der traditionellen Handwerkskunst der Länder, sind diese Textilien Meisterwerke.
Eine Reise ins Stoffabenteuer
Als Federica Anfang des Jahres in ihrer persönlichen Reise, einen Stop einlegen muss, weil sie die Quarantäne plagt, holt sie die Stoffe und Textilien hervor und erinnert sich, an all die Geschichten, die sie von kleinauf begleitet haben. Gassen waren voller Menschen, der Lärm und die Sinneseindrücke überragend. Zahlreiche, lebhafte Märkte in den arabischen Ländern, die nur so voll sind mit feinster Seide, luftiger Baumwolle und bestickten Textilien. Prachtvolle Farben und Exotik zum Überquellen. Diese Geschichten von jenem Familienmitglied prägen sie noch heute. „Sie hat mir von kleinauf immer von den hohen Anforderungen bezüglich der Qualität der Stoffe und der Schnitte erzählt. Jedes Jahr reist sie nach Indien. Dort findet sie prachtvolle Textilien.“ Auch Federica war vor vier Jahren mit auf der Reise. „Sie zeigte mir die verschiedensten Bazaars und Souks, wo wir dann Stoffe für ihre Aufträge einkauften.“ Auch einige Stücke, die Federica für ORTALEJA verwendet, kommen von den Resten ihrer Aufträge.
ORTALEJA – Vergangenheit trifft auf Gegenwart
So zieht sich die Reise bis in die Zukunft weiter. Wie eine Zeitreise, die zur Zukunftsreise wird. Denn trotz allem wissen wir, dass die Modebranche Fehler hat und wir Umdenken müssen. Mit ORTALEJA soll alte Kleidung durch Handarbeit ihre neuen Wertschätzung erhalten und damit Mode in Zukunft nachhaltiger gestalten. Upcycling at it´s best.
In jedem Textil steckt ein Abenteuer und eine Reise, die es nun wieder weiter zu erzählen gilt. „Da wir glauben, dass die Vergangenheit die Gegenwart beeinflusst, lassen wir uns von den 50er und 70er Jahren inspirieren, um die Grenzen von Kunst, Kultur und Mode zu erkunden.“ Jede Jacke und jedes Stück ist einzigartig und wirkt aufgrund der sorgfältigen Auswahl an hochwertigen Stoffen, wie sein eigenes Kunstwerk. Wie aus dem Bilderbuch ist die Geschichte der verwendeten Stoffe und auch ,wie Federica davon erzählt, fühlt man sich auf der Seidenstraße angekommen. Fehlt nur noch ein Händler, der von hinten ruft. Und der Geruch von Gewürzen.
Eine verantwortungsvolle Zukunft
Der größte Anteil des Treibhausgasaustoßes der Modeindustrie fällt bei der Stoffproduktion an. Deshalb ist es gerade, in Zeiten des Klimawandels entscheidend, Textilien wieder zu verwenden. Denn wir machen uns genauso viele Gedanken um uns selbst. Predigen, dann noch von unserer Me-Time. Unzählige Begriffe füllen das Internet damit. Trotzdem sollten wir genauso viel Beachtung der Umgebung und der Umwelt zukommen lassen. Warum nur Me-Time für sich selbst? Und nicht für die Umwelt. Wieso fangen wir nicht bei unserem Konsumverhalten an? Am einfachsten ist es doch bei unserer Kleidung anzufangen. Zeit sich an der Nase zu packen und zu überlegen, was kaufe ich und welche Werte verbergen sich dahinter. Ist die Reise eine Vertretbare?
Der Schlüssel zum Erfolg ist bei ORTALEJA nicht der Aufbau eines guten Rufs, sondern der Aufbau einer kollaborativen Gemeinschaft, um Werte im Leben der Menschen zu schaffen. Hier kannst du Teil werden.