In unseren Green City Guides stellen wir nachhaltige Spots in attraktiven und inspirierenden Städten vor! Dabei geben wir Tipps zum Übernachten, genauso wie zu Sehenswürdigkeiten, nachhaltigen Shopping-Destinationen und kulinarischen Höhepunkten. In diesem Green City Guide nehmen Dich FOGS-Redakteurinnen Jessica und Jenni mit auf ihre Reise in die charmante österreichische Stadt Graz.
ÜBERNACHTEN: Das Grand Hôtel Wiesler
Mitten in Graz und direkt an der Mur befindet sich ein Hotel mit einer über 110-jährigen Geschichte, die es immer wieder neu schreibt: das familiengeführte Grand Hôtel Wiesler. Schon bei der Eröffnung 1909 war es ein Symbol des Fortschritts: das erste Haus der Stadt mit Lift, eigenem Bad und Telefon in jedem Zimmer. Nach umfassenden Renovierungen des denkmalgeschützen Gebäudes erstrahlen heute alle 102 Zimmer in neuem Glanz: mit freistehenden Badewannen, Secondhand-Möbeln, handbemalten Waschbecken aus Mexiko oder Vintage-Schreibtischen aus den 1970ern. „Der Gast soll den historischen Hauch des Hauses durchwegs spüren“, erklärt Nikolas Benczur, Duty Manager des Grand Hôtel Wiesler. „Die freiliegende Wand in den Zimmern soll darstellen, wie alt das Gebäude ist.“ Unerwartete Details wie Plattenspieler, Gitarren, Ferngläser oder Polaroidkameras laden dazu ein, Neues zu entdecken. Das kreiert ein Gesamterlebnis, das Individualität feiert und Gästen das Gefühl vermittelt, nicht einfach zu übernachten, sondern Teil der lebendigen Geschichte des Hauses zu werden. Unter der Leitung von Florian Weitzer ist hier ein Ort entstanden, an dem Historie und Gegenwart auf selbstverständliche Weise verschmelzen – leichtfüßig, weltoffen und immer ein wenig überraschend.


Zwischen Geschichte und Gegenwart
Die Philosophie des Grand Hôtel Wiesler basiert auf der Überzeugung, dass wahrer Luxus nichts mit Überfluss zu tun hat, sondern mit Sinn, Authentizität und Haltung. Das zeigt sich in jedem Raum – von der Lobby bis ins letzte Detail der Zimmer. Zwischen Jugendstil-Elementen, Secondhand-Fundstücken und internationaler Handwerkskunst entsteht ein Design-Mix, der Charakter zeigt. Kunst spielt dabei eine besondere Rolle: Gleich beim Eintreten in das Hotel heißt die Installation des österreichischen Künstlers Clemens Hollerer in der Lobby die Gäste willkommen und liefert einen Vorgeschmack auf die inspirierende Atmosphäre des Grand Hôtels. Der respektvolle Umgang mit Ressourcen, langlebige Materialien und die Wiederverwendung historischer Objekte sind Teil des gestalterischen und ökologischen Konzepts. Viele Möbel stammen aus zweiter Hand, alte Stücke wurden restauriert und in neue Kontexte gesetzt – ein gelebtes Upcycling im Design.



Fotos: © Florian Weitzer Hotels & Restaurants

Der Weg zur GreenSign Zertifizierung
Im Juli 2025 wurden alle Florian Weitzer Hotels in Graz und Wien mit dem GreenSign Hotel Nachhaltigkeitszertifikat ausgezeichnet. „Die schwierigste Disziplin war die Dokumentenfindung, da das Haus solch historischen Charakter hat“, erinnert sich Nikolas Benczur, der den Auditprozess im Grand Hôtel Wiesler begleitet hat. „Es war eine enge Kooperation zwischen den Florian Weitzer Hotels mit dem selben Ziel. Der Austausch mit den Hotelmanagern war hierbei sehr wertvoll und hilfreich – hier ist eine Gemeinschaft entstanden.“ Für die Zertifizierung wurden außerdem Energieausweis, Personalebene und Lieferanten bewertet. Konkrete Maßnahmen beinhalten Dosierstationen von Ecolab für die Putzmittel des Housekeeping, eine Renovierung der Heizzentrale, um manuelle Steuerung zu ermöglichen. Als Nächstes wird mit energieeffizienten Aufzügen aufgerüstet.

Der Salon Marie
Das kulinarische Herzstück des Hauses ist der Salon Marie. Viel Grün und eine offene Bar schaffen eine Atmosphäre zwischen Metropolitan Chic und Wiener Jugendstil. Hier wird auch das Frühstücksbuffet serviert, am Wochenende sogar bis 13:00 Uhr – ein Brunchgenuss, den auch externe Gäste sehr schätzen. Auf der Abendkarte stehen internationale Klassiker, von hausgebeiztem Lachsfilet über Steak Frites bis hin zur Pavlova-Torte. Im Salon Marie tragen die Gerichte klingende internationale Namen, doch drinnen steckt immer auch ein Stück Steiermark. So setzt Küchenchef Christian Tschermonegg gern auf saisonale Zutaten von heimischen Produzenten – vom Beilagengemüse über die Kräuter in der „Café de Paris-Butter“ bis hin zu den Pilzen. Der Küchenchef ist gut vernetzt in der Region: Auf der Einlegerkarte „Tipp des Chefs“ finden sich saisonale Spezialitäten wie Forelle, der während der Forellensaison aus einer Zucht in Graz bezogen wird. Und weil Genuss keine Saison kennt, wird Obst und Gemüse von Christian Tschermonegg auf traditionelle Weise eingelegt: Mairüben, Pfirsiche, Spargel & Co bringen steirische Aromen auch außer der Saison auf den Teller.


KULINARIK: Mitten im Marktleben
Am Kaiser-Josef-Platz schlägt das kulinarische Herz von Graz. Wer hier in die Genießerei einkehrt, erlebt Marktküche auf höchstem Niveau und das ganz ohne steife Etikette. Alexander Posch zaubert hier jeden Tag aufs Neue ein Menü aus dem, was er morgens frisch am Bauernmarkt entdeckt. Das Ergebnis ist mal deftig, mal überraschend leicht, aber immer ehrlich, saisonal und mit einer großen Portion Gemütlichkeit serviert. Zwischen Anrainer:innen, Marktleuten und Tourist:innen fühlen sich alle willkommen, und nicht selten wird aus einem Mittagessen ein ausgedehnter Nachmittag.


Ob Alexander Posch (li.) mit seiner Genießerei am Markt oder Arnd Hoffmann mit seinem Lockdown-Projekt Bo Suppe: Graz ist bekannt für eine vielfältig-kreative Food-Szene.
SHOPPING: Mangolds
Das Mangolds in Graz ist gleichzeitig ein pflanzenbasiertes Restaurant und Café – und ein Concept Store für nachhaltigen Lifestyle. Seit über drei Jahrzehnten steht es für bewussten Genuss und Nachhaltigkeit. Wer hier einkehrt, spürt sofort die entspannte Leichtigkeit des Ortes: der Duft frischer Kräuter, das helle, minimalistische Interieur, die lebendige Energie eines Raums, in dem gutes Essen und achtsames Leben zusammenfinden. Auf den Tellern: kreative, pflanzenbasierte Küche mit saisonalen Zutaten – bunt, frisch und immer überraschend. Im angeschlossenen Store wird die Philosophie des Hauses weitergedacht. Hier findet man ausgewählte Naturkosmetik und Düfte, nachhaltige Mode und Yoga-Kleidung, fairere Schmuck, Yogamatten, Trinkflaschen, handgefertigtes Geschirr und durchdachte Geschenkideen. Das Mangolds ist ein ganzheitlicher Ort für alle, die Genuss, Stil und Achtsamkeit miteinander verbinden möchten.


KULINARIK: Das dunkelgrüne Gold
Die Steiermark ist außerdem bekannt für ein regionales Superfood, das hier in seiner pursten Form produziert wird. So wie in der Haindl Mühle, etwa eine halbe Stunde Busfahrt von der Innenstadt entfernt. In dritter Generation geführt, wird hier das berühmte steirische Kürbiskernöl gepresst sowie Mehl gemahlen – und das zu 100 % CO₂-neutral durch eigene Wasserkraft. Die modern gestaltete Fassade macht schon von außen Lust aufs Entdecken, drinnen führt der Rundgang durch die Veredelung von Korn und Kern. Besucher:innen sehen live mit an, wie aus einfachen Rohstoffen hochwertige Lebensmittel entstehen und dürfen natürlich auch kosten. Den fantastischen Geruch von frisch gerösteten Kürbiskernen vergisst man wohl nicht so schnell!

SHOPPING: Tag.Werk
Das tag.werk in der Mariahilferstraße 13 in Graz ist ein sozial-nachhaltiges Upcycling-Label, gegründet im Jahr 1999 von der Caritas Steiermark. Das Projekt bietet sozial benachteiligten Jugendlichen im Alter von 15 bis 25 Jahren eine sinnvolle Tagesstruktur, Arbeitsmöglichkeiten und eine Perspektive auf Integration in den regulären Arbeitsmarkt. In der Werkstatt entstehen aus alten LKW-Planen, Markisen, Lederresten und Stoffüberschüssen handgefertigte Taschen, Rucksäcke und Accessoires – jedes Stück ein Unikat. Das Projekt vereint soziales Engagement mit kreativem Design und resourcenschonender Produktion: Materialien werden wiederverwertet, Menschen erhalten Chancen, und Kund:innen nehmen nachhaltige Lieblingsstücke mit Charakter mit nach Hause.


KULINARIK: Trüffelwanderungen
Dass Graz mehr ist als urbane Kulinarik, zeigt sich im Leechwald: Hier lassen sich mit etwas Glück Trüffel finden. Oder besser gesagt mit ausgebildeten Helfern auf vier Pfoten. Biologin und Hundetrainerin Dr. Gabriele Sauseng sucht gemeinsam mit ihren Lagotto Romagnolo-Hunden erfolgreich Burgunder- und Wintertrüffel auf. Bei geführten Trüffelwanderungen vermittelt sie nicht nur Wissen über Pilzökologie und Biodiversität, sondern auch, wie wichtig nachhaltige Waldpflege ist. Dass ihre Funde längst Spitzenköche überzeugen, macht Graz zur heimlichen Trüffelhauptstadt.

ENTDECKEN: Ein besonderes „Grätzl“
Wer nach so viel Genuss noch Zeit hat, sollte durch das Lendviertel schlendern. Zwischen kleinen Ateliers, Concept Stores und nachhaltigen Labels gibt es jede Menge zu entdecken. Am Lendplatz lockt der Bauernmarkt schon frühmorgens mit frischen Produkten direkt von den Landwirt:innen. Zum Stärken lohnt sich ein Stopp in der Speis am Lendhafen für vegane Köstlichkeiten. Ein Tipp für unterwegs: Bei BO SUPPE in der Josefigasse gibt es täglich frische Kuchen, Suppen und Dals zum Mitnehmen oder dort essen – vom veganen Gulasch bis hin zur überraschenden Kakao-Chili-Suppe. Für sein „Slow Food to go“ ließ sich der sympathische, selbsterlernte Koch Arnd Hoffmann von seinen Weltreisen inspirieren.

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