Wem nachhaltiges, das heißt umweltschonendes und sozial verantwortungsbewusstes Handeln am Herzen liegt, will auch beim Investieren der eigenen Finanzen keine Kompromisse eingehen. Doch sich im Dschungel der Finanzwelt zurechtzufinden kann sehr herausfordernd sein. Wir haben bei den Finanzexpertinnen von fin:marie nachgefragt, wie grüne Investments funktionieren.
In unserer Frühjahr-/Sommerausgabe 2023 findet ihr ebenfalls Infos zu grünen Investments. Am Ende dieses Artikels haben wir außerdem einige weiterführende Links für euch zusammengestellt, wenn ihr euch tiefer mit dem Thema auseinandersetzen möchtet.
Frauen und Finanzen
Frauen haben eine andere Herangehensweise an ihren Vermögensaufbau. Historisch bedingt haben wir oft großen Respekt vor den Themen Geld und Finanzen, weshalb sich leider noch immer zu wenige Frauen aktiv mit ihrer finanziellen Situation und Vorsorge auseinandersetzen. Karolina Decker, Co-Gründerin und CEO von fin:marie hat vor der Gründung mehr als zehn Jahre in internationalen Banken gearbeitet und dabei immer wieder festgestellt, dass Frauen andere Fragen stellen und andere Bedürfnisse sowie Ziele haben, wenn es um ihr Geld geht.

Rica Klitzke, Co-Founder & CMO
Karolina Decker, Co-Founder & CEO
2017 gründete Karolina gemeinsam mit Leitha Matz zunächst Mind The Gap, eine Non-Profit Organisation, die sich auf Finanzbildung von Frauen spezialisiert hat. Der Bedarf und die Resonanz waren so enorm, dass sie kurze Zeit später zusammen mit Rica Klitzke fin:marie ins Leben riefen. Die Investment Academy bietet Frauen die Möglichkeit, sich während eines interaktiven 8-Wochen Online-Programms mit den Themen Finanzwissen, Vermögensaufbau, Altersvorsorge und Geldanlage zu beschäftigen. Auch individuelle Einzelcoachings und maßgeschneiderte Finanzworkshops für Firmen sind möglich.
Für euch haben die Finanzexpertinnen von fin:marie unsere brennendsten Fragen zum Thema grüne Investments beantwortet:
1. Was hat mein Geld überhaupt mit Nachhaltigkeit zu tun?
Dein Geld und wie du es ausgibst beziehungsweise investierst ist eine deiner wichtigsten Möglichkeiten, Einfluss auf die Welt zu nehmen und einen positiven Impact zu haben. Dazu gehören zum einen deine Konsumentscheidungen: Zum Beispiel kaufst du jeden Monat bergeweise Fast Fashion? Wie biologisch oder regional sind die Lebensmittel, die du kaufst? Zum anderen spielen aber auch deine Investments eine Rolle. Schließlich unterstützt du beispielsweise mit dem Kauf von Aktien bestimmte Unternehmen. Nachhaltige Investitionen zielen grundsätzlich darauf ab, nicht nur Renditen zu erzielen, sondern auch soziale und ökologische Auswirkungen zu berücksichtigen. Indem du in nachhaltige Projekte, Unternehmen oder Fonds investierst, kannst du dazu beitragen, positive Veränderungen in Bereichen wie Umweltschutz, soziale Gerechtigkeit oder erneuerbare Energien zu unterstützen.
Wenn dir das Thema Nachhaltigkeit wichtig ist, dann sollte es also auch in deiner Anlagestrategie eine Rolle spielen.

2. Immer mehr Banken werben damit, klimafreundlich zu sein. Was bedeutet das eigentlich?
Wenn Banken damit werben, klimafreundlich zu sein, heißt das in der Regel, dass sie Nachhaltigkeitsaspekte in ihre Geschäftspraktiken und Investitionsentscheidungen integrieren. Das kann beispielsweise bedeuten, dass sie in erneuerbare Energien investieren, umweltfreundliche Kredite vergeben oder bestimmte Umwelt- und Sozialstandards bei der Auswahl ihrer Investitionen anwenden.
Es ist jedoch wichtig, die tatsächlichen Praktiken und Richtlinien einer Bank zu überprüfen, um sicherzustellen, dass sie deinen Nachhaltigkeitsansprüchen auch wirklich gerecht werden.
3. Was unterscheidet ein grünes Bankkonto von einem herkömmlichen?
Ein grünes Bankkonto unterscheidet sich von einem herkömmlichen Konto dadurch, dass es speziell auf nachhaltige und ethische Prinzipien ausgerichtet ist. Das kann bedeuten, dass die Bank beispielsweise in Projekte zur Förderung erneuerbarer Energien oder sozialen Projekten investiert, oder dass sie bestimmte Ausschlusskriterien anwendet, um Investitionen in umweltschädliche oder ethisch fragwürdige Unternehmen zu vermeiden.

4. Wie unterscheide ich ernsthaftes Engagement von Greenwashing?
Es kann durchaus schwierig sein, ernsthaftes Engagement von Greenwashing zu unterscheiden. Ein Anhaltspunkt können die sogenannten ESG-Kriterien sein: eine Reihe von Kriterien, mit deren Hilfe man als Anlegerin Umwelt-, soziale und governance-bezogene Aspekte von Unternehmen oder Investitionen bewerten kann.
Du solltest darauf achten, dass die Unternehmen klare und authentische Nachhaltigkeitsziele haben und diese transparent kommunizieren. Auch unabhängige Zertifizierungen oder Ratings können Indikatoren sein. Lasse dich nicht von vermeintlich grünen Etiketten täuschen, sondern schaue dir genau an, wie tiefgreifend und umfassend nachhaltige Praktiken in die Anlagestrategien integriert sind. Bleibe kritisch, hinterfrage Claims von Unternehmen und achte auf Transparenz in Bezug auf deren Nachhaltigkeitsleistung. Denn nur so kannst du Greenwashing erkennen und in nachhaltige Investitionen mit echtem Mehrwert für die Umwelt und die Gesellschaft investieren.
5. Welche „Hardware“ muss gegeben sein, damit ich mein Geld investieren kann?
Um mit dem Investieren zu starten, reicht zunächst einmal ganz einfach dein Laptop oder dein Handy. Dann suchst du dir einfach einen möglichst kostengünstigen Online Broker aus und eröffnest ein sogenanntes Depot, also eine Art Konto, über das du deine Investments tätigst und verwaltest. Und dann kannst du auch schon direkt loslegen – vorausgesetzt natürlich, du hast dir vorab eine sinnvolle Anlagestrategie überlegt, die zu dir, deinem Risikoprofil und zu deinen finanziellen Zielen passt.

6. Welche Anlageklassen gibt es und welche empfehlt ihr für den Anfang?
Es gibt viele verschiedene Anlageklassen, mit denen du dein Portfolio zusammenstellen kannst. Zu den bekanntesten gehören Aktien, Anleihen, ETFs und aktive Fonds, aber auch Immobilien und Rohstoffe. Hinzu kommen Investments in Kryptowährungen, die in den letzten Jahren einen Hype erlebt haben oder zum Beispiel auch Business Angel Investments, also Investitionen in Startups.
Nicht alle dieser Anlageklassen sind für Anfänger:innen geeignet. Wenn du ganz am Anfang stehst, dann kann eine Kombination aus breit gestreuten Aktien-ETFs auf der einen Seite und zum Beispiel Anleihen-ETFs auf der anderen Seite sinnvoll sein.
ETFs sind häufig ein guter Einstieg, weil sie in der Regel kostengünstig sind und du ohne viel Aufwand zum Beispiel über einen monatlichen Sparplan breit gestreut investieren kannst. Wie diese Anlageklassen im Portfolio gewichtet werden, hängt dabei stark von deinem Risikoprofil ab.
7. Angenommen, ich habe noch nie investiert: Wo und wie informiere ich mich am besten? Gibt es ein Starter-ABC?
Es gibt heute unzählige Informationsquellen, die du nutzen kannst, um dich über Anlagestrategien und die verschiedenen Möglichkeiten des Investierens zu informieren. Von Büchern über Blogs bis hin zu Podcasts. Die Möglichkeiten sind endlos und eigentlich sind heute wirklich alle Infos frei zugänglich.
Häufig führt diese Informationsflut aber auch dazu, dass sich gerade Anfänger:innen in diesem Bereich zunächst total überfordert fühlen und nicht so richtig wissen, wo sie überhaupt anfangen sollen. Oder welche Informationsquellen vertrauenswürdig sind.

fin:marie steht für finanzielle Aufklärung & mehr Selbstbestimmtheit im Umgang mit den eigenen Finanzen. Denn Gleichberechtigung hängt besonders auch von ökonomischer Unabhängigkeit ab. Durch fin:marie sollen Finanzen neu gedacht, Investieren einfacher und der Finanzmarkt transparenter und für Frauen zugänglicher gemacht werden.
Du willst dich auch aktiver mit dem Thema Vermögensaufbau auseinandersetzen und finanziell unabhängig werden? Dann schau doch mal bei fin:marie vorbei.
Weiterführende Links zum Thema grüne Investments:
- Podcast: Finance 4Future
- Podcast: Nachhaltiges Investieren
- Podcast: Geht da noch was? | Grün investieren (Zeit Online)
- Stiftung Warentest: Nachhaltige Fonds und ETF (kostenpflichtig)
- Nachhaltige ETF (Finanztip)
- Mehr als 100 ETFs im Test (Ecoreporter)
- Deutsche Fondsgesellschaften investieren in die Klimakrise (Greenpeace)
Titelfoto: Martin Reisch