Jedes Mal „Googeln“ verbraucht Strom – um genau zu sein 0,0003 Kilowatt. Bei über 3,8 Millionen Suchanfragen pro Minute kommt da ganz schön was zusammen. Grüne Suchmaschinen wie Ecosia oder Gexi versuchen, einen Ausgleich zu diesem enormen Energieverbrauch zu schaffen. Doch wie funktionieren sie und bringen sie wirklich etwas?
Wir tippen eine Suchanfrage ein und innerhalb weniger Sekunden erhalten wir eine scheinbar endlos lange Trefferliste. Was vielen nicht bewusst ist: Diese Suchvorgänge verbrauchen große Mengen Energie. Und zwar – nach eigenen Angaben von Google – rund 0,0003 Kilowatt Strom pro Anfrage.
Das klingt im Einzelnen wenig, aber: Bei Google gehen rund 3,8 Millionen Suchanfragen pro Minute (!) ein. Damit frisst der Suchgigant rund 5,7 Terawattstunden Energie pro Jahr – das entspricht dem jährlichen Energieverbrauch der Stadt San Fransisco.
Um das Ganze noch in einen weiteren Kontext zu stellen: Die gesamte digitale Welt verursacht – je nach Studie – laut Expert*innen zwischen 1,7 und 3,7 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen. Damit reiht sich „das Internet“ im internationalen Vergleich auf Platz sechs und verbraucht fast so viel Strom wie Kanada und Deutschland zusammen!
Doch zurück zu Google: Einen Teil seines Stroms bezieht die Suchmaschine bereits aus erneuerbaren Energien und möchte in Zukunft die 100 % Marke erreichen. Im letzten „Grüner Klicken Report“ von Greenpeace erhielt Google dafür auch die Bestnote.
Doch gleichzeitig unterstützt Google Organisationen, die den Klimawandel leugnen, wie der Guardian berichtet. Eine Alternative kann also nicht schaden, aber: Warum frisst eine Suchanfrage eigentlich so viel Strom?
Warum verbrauchen Suchanfragen so viel Energie?
Das Problem sind die enormen Rechenkapazitäten, die für Suchen im Internet benötigt werden. Eine eingehende Anfrage wird gleichzeitig an mehrere Rechenzentren weitergeleitet, die alle parallel eine Antwort berechnen. Die schnellste Reaktion erscheint dann bei uns am Bildschirm. Bei komplexen Suchanfragen werden tausende Server zur selben Zeit beansprucht – und das verbraucht viel Energie.
Wie funktionieren grüne Suchmaschinen?
Alternative Suchmaschinen wollen den enormen Strombedarf kompensieren, indem sie klimafreundliche Projekte finanzieren und an anderen Stellen Emissionen einsparen. Dabei sind Alternativen wie Ecosia und Quaxi gar keine echten Suchmaschinen, sondern agieren als eine „grüne Maske“ für Suchmaschinengiganten wie Bing oder Yahoo. Diese führen die eigentliche Anfrage aus.
Einnahmen entstehen dabei erst beim Klick auf Werbung und gesponserte Links. Mit jedem Klick auf diese bekommen die Betreiber Geld, das nicht – wie bei Google und Co. – in die eigene Tasche fließt, sondern an ökologische oder soziale Projekte gespendet wird. Spenden fließen somit erst, wenn Werbung geklickt wird, und nicht automatisch mit jeder Suche.
Die Trefferlisten können zwar nicht immer mit denen von Google mithalten – trotzdem macht es Sinn, eine alternative Suchmaschine als Standardbrowser einzurichten und Google nur für komplexe Anfragen zu verwenden.
Darum ist es sinnvoll, grüne Suchmaschinen zu nutzen
Je mehr Menschen die grünen Alternativen nutzen, desto attraktiver werden diese für Werbekunden. Das bedeutet mehr Einnahmen und mehr Spenden, die in sinnvolle Projekte fließen können.
Alternative Suchmaschinen zu verwenden ist demnach auf jeden Fall sinnvoll – die Energie erst gar nicht zu verbrauchen, allerdings noch besser. Wenn wir uns alle bei der nächsten Suche fragen, ob diese wirklich notwendig ist, wäre das schon einmal ein Fortschritt.
Grüne Suchmaschinen: 3 Alternativen zu Google & Co.
Ecosia
Die Benefit-Corporation Ecosia pflanzt mit seinen Einnahmen Bäume: 80 Prozent seines Einnahmenüberschusses spendet das deutsche Start Up an Naturschutzorganisationen, die Aufforstung und Pflege bestehender Ökosysteme betreiben. Auf der Webseite kann genau nachgelesen werden, wohin das Geld fließt, beispielsweise hilft Ecosia, die Sahelzone zu begrünen und damit die Ausbreitung der Sahara zu verhindern. Nach eigenen Angaben wurden bereits über 90 Millionen Bäume gepflanzt!
Ecosia punktet auch in Sachen Datenschutz und Transparenz: Das Social Business verkauft persönliche Daten nicht an Werbetreibende weiter, verschlüsselt Suchanfragen und verwendet keine Analysetools von Drittanbietern. Jeden Monat werden außerdem interne Finanzberichte und Förderbescheinigungen online veröffentlicht.
Gexsi: Global Exchange for Social Investment
Ähnlich wie Ecosia funktioniert das Social Business Gexsi, das einen Teil seiner Einnahmen in gemeinnützige Projekte investiert. So generiert jeder Klick auf einen gesponserten Link einen kleinen Geldbetrag (ungefähr einen halben Cent pro Suche), der an ein alle zwei Wochen wechselndes Projekt geht. Die jeweiligen Initiativen stellt Gexsi währenddessen auf der Webseite vor. Nutzer*innen erfahren so, was sie mit ihren Klicks unterstützen und warum das Projekt ausgewählt wurde.
Qwant
Anders als bei Ecosia und Gexsi handelt es sich bei Qwant um eine „echte“ Suchmaschine mit eigenen Servern in Frankreich, die mit Ökostrom betrieben werden. Neben dem sauberen Strom verspricht die europäische Suchmaschine vor allem mehr Privatsphäre. So verwendet Qwant weder Cookies, noch Tracking Softwares, um unsere Gewohnheiten und Interessen zu analysieren. Auch die Suchergebnisse sollen im Gegensatz zu Google unvoreingenommener sein. Die Sortierungsalgorithmen sind für jede*n Nutzer*in gleich, ohne dass bestimmte Webseiten in den Vordergrund gestellt, oder aufgrund von kommerziellen oder politischen Interessen verborgen bleiben.
Titelbild: Avel Chuklanov via Unsplash