Wenn es um faire Mode geht, sind die Verbraucher oftmals ziemlich ratlos. Dass es GOTS-zertifizierte Baumwolle gibt (GOTS steht für Global Organic Textile Standard) wissen inzwischen die meisten. Doch wie sieht es mit allen anderen Schritten aus? Wie werden die Näherinnen bezahlt? Unter welchen Bedingungen müssen sie arbeiten? Wie werden die Textilien transportiert oder verpackt? Läuft das alles wirklich fair ab? Um diese Unsicherheit endlich in Luft aufzulösen, möchte die Bundesregierung und allen voran das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), das Gütesiegel “Grüner Knopf” einführen. Was das genau ist und welche Produkte damit gekennzeichnet werden, das verraten wir hier.
75 Millionen Menschen arbeiten weltweit in der Bekleidungsindustrie – der Großteil in Schwellen und Entwicklungsländern wie Kambodscha oder Bangladesch. Umgerechnet verdient eine ungelernte Arbeiterin dort gerade einmal 50 Euro im Monat. Zu wenig um ihre Familie zu versorgen und sich und ihren Liebsten ein angemessenes Leben zu ermöglichen. Deshalb machen viele Arbeiterinnen Überstunden, arbeiten bis zu 16 Stunden am Tag.
Doch nicht nur die Bezahlung ist eines der größten Probleme, denen sich die Textilindustrie stellen muss, auch die Arbeitsbedingungen sind weit von dem Standard entfernt, den wir in Europa gewohnt sind. Wir erinnern uns an die erschreckenden Bilder, als 2013 beim Einsturz einer Textilfabrik, die u.a. für Fast-Fashion-Unternehmen produzieren lies, über 1100 Menschen in Bangladesch ums Leben kamen.
Doch diese Katastrophe hat die Menschen wach gerüttelt. Sie hat ein Umdenken losgetreten. Bei T-Shirts, die für zwei Euro verkauft werden, muss irgendjemand den Preis dafür zahlen. Wenn es nicht die Verbraucher sind, dann zahlen die ArbeiterInnen dafür. Doch dass Menschen für unseren Mode-Wegwerf-Konsum mit dem Leben bezahlen, das kann und darf einfach nicht sein!
Der “Grüne Knopf”, ein einheitliches Siegel, das man leicht erkennt
Es gibt viele Siegel, die Textilien kennzeichnen. Doch eine klare Orientierung fehlt bisher. “In Deutschland gibt es verschiedenste Siegel für den Textilbereich, die aber sehr unterschiedliche Ansprüche haben”, erklärt ein BMZ-Sprecher. “Manche Siegel konzentrieren sich nur auf Umwelt- (z. B. Chemikalieneinsatz), andere auf Sozial-Kriterien (z. B. Arbeitsschutz und Arbeitslohn). Mit dem Grünen Knopf erhalten die Verbraucher ein Siegel, das sowohl soziale als auch ökologische Kriterien auf hohem Anspruchsniveau umfasst. Der Grüne Knopf schafft so Klarheit im Siegel-Dschungel.”
Er soll das erste staatliche Siegel sein, das fair und ökologisch produzierte Kleidung sichtbar macht. Der Grüne Knopf soll direkt an die Textilien angebracht werden und dem Verbraucher vermitteln, dass bei diesem Kleidungsstück faire Löhne gezahlt wurden, es frei von Chemikalien ist und weder Mensch noch Natur durch dieses Textil schaden nehmen mussten.
2019 soll der Grüne Knopf in Deutschland eingeführt werden. Ein genaues Datum für die Einführung gibt es bis jetzt jedoch noch nicht. Die genauen Bedingungen für ein Kleidungsstück legt das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung in Zusammenarbeit mit Händlern, Herstellern, Gewerkschaften und Nichtregierungsorganisationen fest.
Unternehmen, die das Siegel beantragen, müssen ihre genauen Produktionsbedingungen offenlegen und Nachweise darüber erbringen. Ein BMZ-Sprecher: “Hinter dem Grünen Knopf werden bereits in der Anfangsphase rund 40 anspruchsvolle Kriterien für soziale und ökologische Produktionsbedingungen stehen. Es wird nur möglich sein, ein Produkt mit dem Siegel auszuweisen, wenn ein Unternehmen nachweislich in all seinen Aktivitäten, z.B. die Menschenrechte achtet.”
Der Grüne Knopf startet mit dem Fokus auf Konfektionierung (Fertigung der Kleidung).
Schrittweise werden die Anforderungen steigen, bis am Ende die gesamte Lieferkette abgebildet werden kann – vom Baumwollfeld bis zum Bügel.
Wir halten dich auf dem Laufenden und informieren dich sofort, sobald der Grüne Knopf die ersten Modeteile als absolut ökologisch und sozial fair kennzeichnet!
Weitere Infos erfährt du beim BMZ oder beim Bündnis für nachhaltige Textilien.