UVA, UVB, Abgase, Feinstaub, freie Radikale…die Liste der Umwelteinflüsse, vor denen wir unsere Haut schützen müssen wird gefühlt immer länger. Wie gefährlich sind die einzelnen Komponenten, wie funktioniert effektiver Hautschutz und wie finde ich mich im Dschungel der Cremetuben und -tiegel zurecht?
Dr. Tatjana Braun, Oberärztin an der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie am Universitätsklinikum Frankfurt hat Antworten auf unsere brennensten Fragen.
Dr. Tatjana Braun ist Oberärztin an der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie am Universitätsklinikum Frankfurt
Was sind die wichtigsten Umweltfaktoren, die den Hautalterungsprozess beeinflussen?
1. Strahlung
Vor allem Ultraviolett- aber auch Infrarot-Strahlung und sichtbares Licht. Wissenschaftlich gibt es keinen Zweifel über die schädigende Wirkung von UV-Licht (UVA und UVB) auf die Haut. Die Folge sind eine beschleunigte Hautalterung (sog. Photoaging) und Hautkrebsentstehung.
Wichtig: Die tagtägliche UV-Exposition ohne sichtbare Hautveränderungen wie Sonnenbrand wirkt sich dabei am stärksten auf den Hautalterungsprozess aus. Daher ist es wichtig UV-Schutz im Alltag und nicht nur im Sommer oder im Urlaub aufzutragen. Es gibt ausreichende wissenschaftliche Belege für eine verzögerte Hautalterung und effektive Hautkrebs-Prävention durch adäquate Sonnencreme-Anwendung.
Es gibt zunehmend auch Studien die zeigen, dass die im natürlichen Sonnenlicht enthaltene Infrarot-Strahlung und der sichtbare Lichtanteil ebenfalls die Hautalterung negativ beeinflussen.
2. Luftverschmutzung
In den letzten Jahren verstärken sich die Hinweise auf eine beschleunigte Hautalterung und Faltenentstehung durch Abgase, und den darin enthaltenen Feinstaub und Ozone.
3. …und auch Rauchen, Stress, Schlafmangel und schlechte Ernährung können Einfluss auf den Hautalterungsprozess haben
Und wie entscheide ich, welcher Schutz bzw. welche Pflege die richtige für meine Haut ist?
Der entscheidenste, aber glücklicherweise auch am leichtesten beeinflussbare Einflussfaktor auf Hautalterung und Krebsentstehung ist sicherlich das Sonnenlicht. Daher ist die beste Anti-Aging Waffe und Krebsprävention adäquater UV-Schutz.
Meine Empfehlung: Tägliche Anwendung einer Sonnencreme mit einem breiten Wirkspektrum im UVA- und UVB-Bereich in den UV-exponierten Arealen mit mindestens einem LSF von 30, möglichst ohne Duftstoffe, ggf. ein wasser-resistentes Produkt wählen bei Wassersport oder starkem Schwitzen.
Die Auswahl der passenden Sonnencreme hängt dabei zudem vom Hauttyp ab. Bei fettiger Haut empfiehlt sich ein leichtes Gel oder eine Lotion, normale bis trockene Haut wird mit einer (reichhaltigereren) Creme besser versorgt. Das Allergierisiko und persönliche Präferenzen bezüglich der Textur spielen natürlich auch eine Rolle.
Besonders praktisch: Getönte Sonnencreme kann im Alltag das Make-up ersetzen. Bei ausgedehnterer Sonnenexposition muss die Haut aber zusätzliche durch Sonnencreme geschützt werden.
Wichtig: Auf die richtige Menge kommt es an: Den versprochenen LSF leisten die Produkte nur, wenn sie ausreichend dick aufgetragen werden. Für einen optimalen Lichtschutz sollte man immer 2 x hintereinander eincremen. Unbedingt das Ablaufdatum auf der Packung beachten, da es Hinweise auf die Bildung krebserregender Stoffe gibt bei zu langer bzw. unsachgemäßer Lagerung!
Was kann ich außerdem tun, um mich und meine Haut vor der Sonne zu schützen?
Der wichtigste UV-Schutz besteht darin, sich gar nicht erst der Sonne ungeschützt auszusetzten: Sonne bei hoher UV-Belastung, vor allem zwischen 11:00 und 16:00 Uhr, möglichst meiden; wichtig: Wolken bieten keinen ausreichenden Schutz!
Da dies oft nicht machbar ist, sollte man besonders gut auf textilen UV-Schutz achten: langärmelige, dunkle Kleidung aus dichtgewebtem Stoff oder spezielle UV-Schutzkleidung mit integriertem textilen Lichtschutz (UPF 40+), Hut mit breiter Krempe um Ohren, Gesicht und Nacken zu schützen.
Hilft Nachcremen tatsächlich?
Ja, Sonnencreme sollte in ausreichender Menge und Frequenz angewendet werden!
Empfehlung: 2mg/cm2 Haut oder ca. 45 ml = 1 Shotglas um die gesamte Körperoberfläche eines Standard-Erwachsenen zu bedecken.
Als Faustregel: Bei Aktivitäten die zu einem Verlust oder Reduktion des UV-Schutzes führen (Wasserkontakt, Schwitzen, Reibung) sollte man innerhalb von 8 Stunden nachcremen. Keine Sorge: ein Zuviel gibt es nicht! Und, wie schon gesagt: 2 x eincremen direkt hintereinander verbessert den Lichtschutz!
Sollte ich Aftersun-Creme immer verwenden, wenn ich in der Sonne war, auch wenn ich keinen Sonnenbrand habe?
After-Sun Produkte können als Kosmetikprodukt Symptome wie Hauttrockenheit und Spannungsgefühl nach längerer Sonneneinwirkung auf die Haut lindern, sind aber auch nicht besser als reguläre Hautpflegeprodukte. Sie verhindern aber weder einen Sonnenbrand noch Hautalterung und schützen auch nicht vor Hautkrebs. Also besser auf die Pre-Sun-Routine mit Sonnenschutz achten 🙂
Wie häufig sollte ich zum Hautarzt gehen, um die Gesundheit meiner Haut checken zu lassen?
Ein Hautkrebsscreening sollte bei Erwachsenen alle 1-2 Jahre erfolgen. Bei besonderen Risikofaktoren sollte man noch häufiger zum Hautarzt gehen. Dazu gehören: Hautkrebs in der eigenen Vergangenheit oder in der Familie, Vorliegen von sehr vielen Pigmentmalen oder dauerhaft erhöhte UV-Exposition in Beruf und Freizeit .
Wir verbringen mittlerweile immer mehr Zeit vor dem Bildschirm. Wie gefährlich ist das sogenannte blaue Licht für unsere Haut?
Bisher gibt es hierzu nur wenige Studien an menschlichen Hautzellen, die unter Laborbedingungen untersucht wurden. Hierbei konnte in Modellen gezeigt werden, dass Hautzellen, die blauem Licht ausgesetzt wurden, DNA-Schäden aufweisen und vermehrt unter oxidativem Stress leiden sowie entzündungsfördernde Botenstoffe ausschütten.
Die Hauptquelle von HEV ist weiterhin das UV-Licht der Sonne. Heute sind wir zusätzlich HEV durch LED in Handy-Displays und Monitoren ausgesetzt. Bei herkömmlicher Anwendung von technischen Geräten scheint aber keine Gefahr für Hautschäden durch HEV-Strahlung zu bestehen. Aber auch hier macht die Dosis das Gift, denn die langfristigen biologischen Effekte einer chronisch repetitiven und langandauernder HEV-Exposition sind noch nicht bekannt.
Was sich sicherlich ungünstig auf unsere Hautgesundheit auswirkt ist chronischer Schlafmangel. Die negativen Auswirkungen von HEV Licht auf unseren Schlaf und unsere zirkadiane Rhythmik („innere Uhr“) sind wissenschaftlich belegt. Und die negativen Folgen von chronischem Schlafmangel sieht man nicht zuletzt auch an der Haut!
Wie wirksam sind Cremes gegen blaues Licht?
Aktuell tut sich viel in der Erforschung der Effekte von HEV auf Hautzellen und wie man sich effektiv davor schützen kann. Wirklich überzeugende Daten für einzelne Inhaltsstoffe fehlen aber leider bisher, sodass die evidenz-basierte Empfehlung aktuell weiterhin lautet sich vor dem wesentlich Erzeuger von HEV nämlich dem Sonnenlicht durch Sonnenschutz-Maßnahmen zu schützen. Eincremen vor dem Bildschirm ist daher nicht nötig!
Gibt es einen ultimativen Tipp, um die Haut lange jung und gesund zu halten?
Es gibt nicht DEN ultimativen Tipp oder DAS eine Produkt. Im Grunde sollten wir einfach gesunden Menschenverstand walten lassen: Konsequenter UV-Schutz, regelmäßige Hautkrebsvorsorge, nicht Rauchen, viel Schlafen und einen adäquaten Stressumgang – und dabei stets viel Lachen und glücklich sein für schöne Lachfältchen.
Mehr zum Thema lest ihr in unsere Sommer-Ausgabe 2021.