Kein brandneuer Trend, auch Autorin Susanne Kaloff schwört seit Jahren auf das jadegrüne Superpulver. Aber wussten Sie, dass grüner Tee nicht nur von innen schön macht?
Neulich war ich zu einer japanischen Teezeremonie eingeladen. Sie fand im Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg statt, der Gastgeber war die Teefirma aiya – THE TEA, die als Familienunternehmen seit 1888 den in Granitmühlen gemahlenen japanischen Tee verkauft. Dort lernte ich nicht nur eine Menge über Anmut, Schönheit von innen und außen, sondern auch ein paar Regeln. Nummer eins: Sobald man den Teeraum betritt, lässt man das Alltägliche draußen, schaltet ab und konzentriert sich aufs Wesentliche. „Was ist das Wesentliche?“ überlegte ich und schaltete als erstes mein Handy in den Flugmodus. Regel Nummer zwei: Auf der Tatami Matte wird niemals über Politik, Nachbarn oder die Karriere palavert. Hingegen gerne ein wenig Konversation betrieben über leicht verdauliche Themen wie das hervorragende Reisgebäck oder die handgefertigten Meisterstücke wie die Matcha Keramikschalen, den Bambusbesen, der sich Chasen nennt und für den perfekten Schaum sorgt, oder der Bambuslöffel, mit dem man das Pulver mit Andacht entnimmt. Die Geishas knieten in ihren hübschen Kimonos, die Hände gefaltet im Schoß und die Übersetzerin erklärte, dass man die Schale beim Trinken mit der schönen, bemalten Seite nicht zu sich selbst dreht. Auch, dass man das mit heißem Wasser (nicht kochend, nur zwischen 70 und 80 Grad) verrührte Teepulver in exakt dreieinhalb Schlucken zu sich nimmt. Ach ja, und dann ist da noch die Sache mit dem Besen, ganz wichtig sei, die Bewegung leicht und locker aus dem Handgelenkt zu schütteln, nicht hektisch auszuführen, sondern eine Streichbewegung durchzuführen von Richtung 12 auf 6 Uhr. „Man muss schlagen mit ganzem Körper, mit ganzem Herzen, dann am besten.“ Während sie all das mit einem milden Lächeln erzählt, fällt mir mein Trip nach New York ein im letzten Monat, dort pilgerte ich jeden Morgen zu Cha-Cha, ein Matcha Tee Laden in Soho, in dem mitnichten das Trendgetränk von Hand, sondern mit einem elektrischen Schneebesen hektisch aufgerührt wurde. Geschmeckt hat er zwar trotzdem, aber schon verrückt, dass wir nicht mal ausreichend Zeit haben, Tee in Ruhe zu trinken. Immerhin blieb den in der Hauptsache weiblichen Kunden so mehr Zeit, ein Selfie zu machen und per Instagram Post kundzutun, wie irre gesund sie drauf sind.
Daran dachten buddhistische Mönchen vor über 800 Jahren eher weniger, tippe ich. Sie nutzen Matcha als Meditationsgetränk. Wer ihn trinkt, nimmt das Teeblatt im Ganzen zu sich und kommt so in den Genuss aller im Teeblatt enthaltenen Inhaltsstoffe. Dies ist der entscheidende Unterschied zu anderen Teesorten. Das im Matcha enthaltene Koffein sorgt für einen sanften Energiekick und einen klaren, wachen Geist, macht aber weitaus weniger aggressiv als Kaffee. Daran ist die Aminosäure Schuld, die mildert mit ihren beruhigenden Eigenschaften den aufputschenden Effekt des Koffeins. Die Folge: Eine perfekte Balance aus Belebung und Entspannung. Was ihn noch so supergesund macht, ist sein für ein Naturpodukt am höchsten bekannten Wert an zellschützenden Antioxidantien, weshalb man ihn auch gerne Jungbrunnen nennt. Die antioxidative Fähigkeit von Matcha Tee ist um ein Vielfaches höher als beispielsweise bei Goji-Beeren, Granatäpfeln oder Blaubeeren. Mit einem ORAC-Wert (Oxygen Radical Absorbing Capacity) von 1.711 Einheiten pro Gramm ist er eine natürliche Waffe gegen freie Radikale. Anfänger sollten vielleicht erst mal mit dem Matcha für Beginner IZUMI starten, sich dann steigern zu Zeremonie Matcha AKASHI und später zum hochpreisigen Super Premium Matcha TEN.
Wer noch ein bisschen mehr tun möchte: Matcha macht als natürlicher Beautybooster nicht nur von innen strahlendschön, sondern auch von außen. Dafür kann man verschiedene Beauty-Anwendungen machen, zum Beispiel Matcha für einentgiftendes Peeling mit Salz, Honig und Olivenöl vermischen. Auch als Gesichtsmaske funktioniert er reibungslos: einfach mit Joghurt oder Wasser mischen und auf die Haut auftragen. Matcha wirkt antibakteriell, entgiftet die Haut und soll sogar bei Pigmentflecken helfen. Schwellungen heilen ab und auch Narben und Akne profitieren von hochwertigem Matcha. Würde ich Instagram nutzen, könnte ich jetzt ein beeindruckendes Foto von mir hochladen: Mein froschgrünes Antlitz tief versunken in meiner neuen handgefertigten japanische Mino Yaki Matchaschale. Stattdessen meditiere ich lieber ein wenig über das Wort Gelassenheit.