Bei Benjamin Benmoyal bekommt der Begriff „Mode am laufenden Band“ eine ganz neue Bedeutung. Denn tatsächlich verwendet der Designer für seine Mode alte Kassettenbänder.
Wie lange ist es her, dass Sie einen Film auf einer VHS-Kassette gesehen haben oder Musik über den Kassettenrekorder abgespielt haben? Bestimmt schon eine Weile. Filme wurden digitalisiert, Musik hören die meisten heute nur noch über Spotify und Co. Wer noch alte Filme im Keller oder am Dachboden lagert, wirft sie früher oder später in den Restmüll. Oder man macht es wie der französisch-israelische Modedesigner Benjamin Benmoyal und fertigt daraus Haute Couture-Mode.
Mode aus Kassettenbändern
Nachdem der Designer seinen Job als Kommando-Fallschirmjäger an den Nagel hing, um etwas „Sinnvolles” zu tun, nahm er seine alten Kassetten, trennte den Film von der Hülle und webte damit Stoffe. Und das funktioniert so: Als Schussfäden, also Fäden, die über den Webstuhl gespannt sind, verwendet er übrig gebliebenes Material aus der Haute Couture-Mode. Die Kassettenbänder dienen als Kettfaden, mit denen man die Schussfäden verbindet. Jeden Faden verweben Benjamin und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einzeln von Hand. Aus den Stoffen entstehen extravagante Designs mit leichtem Glanz, die im Sonnenlicht fast wie Pailletten wirken. Der Kern seiner Arbeit ist klar: Abfall zum Leben erwecken. Die Kassettenbänder erhält er einerseits von Privatpersonen, aber auch von Unternehmen, die die Kassetten in den 2000-ern ausrangiert haben, aber immer noch in den Kellern lagern.
Der Weg in die Mode
Sein Label gründete der Designer Anfang 2020. Seine Kreationen vertreibt er nicht nur über das eigene Label, sondern entwarf auch schon Kollektionen für Hermès oder Alexander McQueen.
„Als wir unser Imagevideo drehten, stellte ich eine Webmaschine in die Mitte des Raumes. Wir filmten meine Mitarbeiterin dabei, wie sie Stoffe aus Kassettenbändern webte. Damit wollte ich aber mehr zeigen als die bloße Fertigung. Ich wollte vielmehr ein politisches und fast philosophisches Konzept vorstellen. Wir arbeiten zwar sehr pragmatisch. Dahinter steckt aber jede Menge Idealismus“, erzählt Benmoyal.
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