Diamanten symbolisieren Stärke, Reinheit, Ewigkeit. Ein Luxus, hinter dessen Glanz sich viel Leid versteckt. Um den begehrten Stein auf eine faire Weise zu gewinnen, muss eine Alternative her: Gezüchtete Diamanten. Diese werden synthetisch im Labor hergestellt und sind mit dem bloßem Auge nicht von einem Naturdiamanten zu unterscheiden. Das Kölner Schmucklabel fejn, macht es sich zur Aufgabe, seinen Schmuck so nachhaltig wie möglich zu produzieren und arbeitet seit zwei Jahren mit laborgezüchteten Diamanten. Gründerin Dagmar Krämer verrät uns mehr über diese faszinierenden Edelsteine und ihre umweltbewussten Zukunftsträume.
FOGS: Haben Sie sich schon als Kind für Schmuck und Nachhaltigkeit interessiert?
Dagmar Krämer: Ja, ich habe mich bereits als junges Mädchen für Schmuck interessiert und wollte sogar lange Zeit Goldschmiedin werden. Das Leben spielt dann oft anders, was wiederum dazu geführt hat, dass Nachhaltigkeit ein bedeutendes Thema in meinem Leben wurde. Beruflich, wie auch privat.
FOGS: Was hat Sie dazu ermuntert, diese beiden Themen miteinander zu verbinden?
Dagmar Krämer: Ursprünglich habe ich in der Modebranche gearbeitet, in der nachhaltige Standards oft vernachlässigt werden. Der Profit steht dort im Vordergrund. Ich habe schnell gemerkt, dass ich die Welt nicht so sehe und mich nicht länger an diesen Praktiken beteiligen möchte. Ich beschloss, etwas zu ändern. Im Jahr 2019 gründete ich mehr oder weniger aus heiterem Himmel fejn jewelry. Mit nichts anderem als einer starken Grundüberzeugung und einer nachhaltigen Philosophie, um die Schmuckindustrie zu verbessern. Dabei ist es mir von Anfang an sehr wichtig gewesen, dass wir uns auf das Ganzheitliche konzentrieren. Nicht nur bei der Herstellung von Schmuck, sondern auch, zum Beispiel durch die Verwendung von Vintage-Möbeln und Ökostrom. Heute, vier Jahre später, macht fejn jewelry bereits einen Unterschied, nicht nur auf dem Schmuckmarkt. Es reicht nicht aus, dass wir bei unseren Materialien und Handelswegen, nachhaltig sind. Wir müssen unsere Philosophie verbreiten und andere dabei unterstützen, sich ebenfalls zu verändern. Ein Vorbild sein. Die Einführung von laborgezüchteten Diamanten ist nur ein Schritt davon.
FOGS: Laborgezüchtete Diamanten gibt es schon länger – was hat Ihre Aufmerksamkeit für das Thema erweckt und seit wann arbeitet fejn mit laborgezüchteten Diamanten und warum?
Dagmar Krämer: Wir arbeiten seit August 2021 mit laborgezüchteten Diamanten. Es war von Beginn an geplant, nach der Einführung von recyceltem Echtgoldschmuck auch eine nachhaltige Ressource für Diamantenschmuck einzubinden. Es war uns wichtig, auch hier so ökologisch wie möglich zu agieren. So haben wir nach etwas Recherche das für uns passende Verfahren gefunden.
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FOGS: Wie werden die Diamanten hergestellt?
Dagmar Krämer: Um einen Diamanten synthetisch zu erschaffen, muss man mit modernster Technik die natürlichen Entstehungsprozesse imitieren. Herkömmliche Diamanten sind schon vor vielen Millionen Jahren und tief im Erdinneren entstanden. In der Natur fügen sich hierzu unter starkem Druck und bei glühender Hitze Kohlenstoffatome zusammen. Wir verwenden zur Herstellung dass CVD-Verfahren. Dabei wächst aus einem bereits bestehenden minimalem Diamantkern durch einen aufwändigen Dampfprozess mit kohlenstoffreichen Gasen ein neuer Diamant. Optisch, wie auch chemisch sind CVD-Diamanten nicht von Rohdiamanten zu unterscheiden.
FOGS: Warum sind laborgezüchtete Diamanten nachhaltiger als natürliche Diamanten? Unterscheiden sie sich im Wert?
Dagmar Krämer: Natürliche Diamanten haben zwei große Probleme: Zum einen hat ihr Abbau in Bergbaugebieten große ökologische Konsequenzen. Die umliegende Landschaft wird zerstört, Wasserquellen werden verschmutzt und Lebensräume gehen verloren. Aber auch die soziale Komponente der Diamantengewinnung ist höchst problematisch. Der Abbau hat in einigen Regionen der Welt zu Konflikten, Menschenrechtsverletzungen, Kinderarbeit und Ausbeutung geführt. Der Begriff der Blutdiamanten ist hierbei sehr bekannt geworden. Beim Kauf eines natürlichen Diamanten kann man einen solchen Hintergrund fast nie hundertprozentig ausschließen. Im Labor gezüchtete Diamanten hingegen können gefahrloser und vor allem konfliktfreier, also fairer, gewonnen werden. Sie können auf Reinheit und Qualität genau kontrolliert werden, was zu einer gleichmäßigeren Produktqualität führt. Außerdem können sie leichter rückverfolgt werden, um sicherzustellen, dass sie keine Konfliktgebiete durchlaufen haben. Es gibt keinen Unterschied im Wert, da sie physisch und chemisch gleich sind. Aktuell gibt es einige besorgte Stimmen, die glauben, dass der Wert von Diamanten als endliche Ressource durch die Möglichkeit der synthetischen Produktion gemindert werden könnte, aber ich persönliche sehe das komplett anders. Ich finde es als eine ökologische und soziale Wertsteigerung für Unternehmen laborgezüchtete Diamanten anbieten zu können.
Schmuckstücke mit laborgezüchteten Diamanten findest Du hier:
FOGS: Sind laborgezüchtete Diamanten nicht irgendwie Fälschungen?
Dagmar Krämer: Nein. Ich finde besonders wichtig hervorzuheben, dass wir laborgezüchtete Diamanten nicht als Imitation oder Täuschung verwenden, sondern als nachhaltige Alternative. Nachhaltiges Umdenken bedeutet, den Menschen nicht Verbote und Restriktionen aufzuerlegen, sondern Alternativen aufzuzeigen und zugänglich zu machen. Ich finde, dass eine transparente Kommunikation über die Verwendung von laborgezüchteten Diamanten ein Gewinn für Unternehmen ist und die Attraktivität steigert. Es ist aber auch wichtig zu beachten, dass sie, wie alle Diamanten, in verschiedenen Qualitäten erhältlich sind und dass ihre Preisgestaltung und Verwendungszwecke variieren können. Verbraucher:innen sollten beim Kauf von Diamanten immer klare Informationen über die Herkunft und Qualität erhalten, unabhängig davon, ob es sich um natürliche oder laborgewachsene Diamanten handelt.
FOGS: Wieso steigen nicht alle Schmucklabels auf laborgezüchtete Diamanten um, wenn ihnen der Nachhaltigkeitsfaktor bewusst ist?
Dagmar Krämer: Ich glaube, dass es ganz klar aufgrund des emotionalen Storytellings ist, das Diamanten seither verkörpern. Über Jahrtausende hinweg ist dieser individueller Stein entstanden, damit diese eine Person ihn trägt. Ein einzigartiger Luxus, der automatisch zu etwas ganz Besonderem wird. Auch wenn synthetische Diamanten ebenso Unikate sind, so hat ihr Entstehungsprozess nicht so eine emotionale Komponente. Noch nicht.
FOGS: Was ist Ihr nächstes Projekt zum Thema Nachhaltigkeit bei der Schmuckherstellung? Gibt es besondere Herausforderungen, die sich in diesem Zusammenhang stellen, welche Sie gern in Angriff nehmen möchten?
Dagmar Krämer: Unsere Schmuckproduktion ist stark manuell ausgeprägt und wird mit Maschinen unterstützt. Wir haben da von Anfang an viel Wert draufgelegt, dass alles nach sozialen und ökologischen Standards optimiert und zertifiziert ist. Die Herstellung ist damit seit jeher so nachhaltig wie möglich. Wir sehen aber, dass wir in der Wertschöpfungskette noch einige Verbesserungsmöglichkeiten haben. In diesem Jahr haben wir beispielsweise damit begonnen, Made-to-order-Schmuckstücke einzuführen. Ein Schmuckstück wird erst dann hergestellt, wenn es auch jemand bestellt hat. Damit wird noch ressourcenschonender gearbeitet. Außerdem träumen wir langfristig von einem Urban Mining-Konzept. Es ist in der Umsetzung eine Herausforderung, aber es wäre ein großes Ziel, die Kund:innen aktiv am Recyclingprozess teilnehmen zu lassen, indem sie alte oder kaputte Schmuckstücke aus Edelmetallen bei uns abgeben können, um sie für neue zu verwenden. Es gibt also definitiv noch Herausforderungen, um ein ganzheitlich nachhaltiges Unternehmen zu sein und diesen stellen wir uns!
Dagmar Krämer verwirklichte vor vier Jahren ihren Traum und gründete das Schmucklabel fejn. Der Echtschmuck wird nachhaltig hergestellt und ist mit seinen zeitlosen Designs für die Ewigkeit bestimmt. Transparenz steht an erster Stelle und macht das Label zu etwas ganz Besonderem!