Einfach Mal drauflos tanzen, alle Alltagssorgen hinter sich lassen und inmitten von Bergen und Natur zu neuer Kraft finden – das und noch viel mehr war unsere Erwartung vom Festival der Lebensfreude, das jedes Jahr im Sommer im Bio- und Wellnessresort Stanglwirt in Going am Wilden Kaiser stattfindet.
Unterstützung bei der Suche nach mehr Freude und Erfüllung im Leben sollten wir von Profis bekommen: Bestseller-Autor und Mentaltrainer Lars Amend, Astrologie-Profi Palina Rojinski, Tanz-Ikone Motsi Mabuse.
Umgeben von Wäldern und bei traumhaftem Wetter, zwischen Klangschalen-Meditation und Beautytreatments fiel es uns nicht schwer, über den Sinn des Lebens zu philosophieren. Doch wie übertrage ich die Lebensfreude in meinen Alltag?
Lars Amend hat Zeit und Worte für uns gefunden:
Hallo lieber Lars, vielen Dank, dass du dir Zeit für FOGS nimmst. Wir sind heute umgeben von Bergen und Wäldern. Da fällt die Lebensfreude gleich viel leichter. Ist die Natur (d)ein Kraftort?
Absolut. Ich versuche jeden Tag zwei Mal spazieren zu gehen. Ich liebe es im Wald zu sein. Da kann ich mich gut erholen und neue Gedanken fassen. Um die Natur zu genießen, brauchst du nicht viel Geld. Du musst nicht weit reisen.
Im Wald liegt eine unheimliche Kraft und Energie. Man muss diese nur zulassen. Einfach mal das Handy ausmachen, alleine rausgehen und der Stille lauschen.
Lars Amend ist Autor und Mentaltrainer. Er hat mehrere Bücher geschrieben, die von Themen wie Liebe, Beziehungen, Glück und persönlichem Wachstum handeln, und wurde spätestens durch die Verfilmung seines Romans Dieses bescheuerte Herz mit Elyas M’Barek bekannt.
Einige seiner populären Bücher sind Why Not? Inspirationen für ein Leben ohne Wenn und Aber, It’s All Good: Ändere deine Perspektive und du änderst deine Welt und Where Is The Love?: Wie ich mich auf die Suche nach der Liebe machte.
Warum können so viele Menschen nur schwer mit sich alleine sein?
Es gibt einen guten Grund, warum viele Menschen Lärm lieben. Wenn man allein ist, kommen die Gedanken, die Selbstzweifel und die Fragen. Deshalb möchten Menschen, die nicht mit sich selbst im Reinen sind, dass es um sie herum laut ist.
Sie stören bewusst oder unbewusst die Verbindung zu sich selbst. Das bedeutet aber auch, dass sie die Fragen, die es zu stellen gilt, oder die Antworten, nach denen sie suchen, niemals finden werden. Sie verschließen sich vor dem, was wirklich wichtig ist.
Im Wald bist nur du mit deiner eigenen Energie, mit der Energie der Bäume und mit deinen eigenen Gedanken. Wenn man die zwanzig Jahre lang unterdrückt hat, können diese Gedanken auch mal unangenehm sein und sehr viele Gefühle in dir auslösen.
Ich kann also gut verstehen, dass manche Menschen es bevorzugen, an der Oberfläche zu bleiben.
Sollten wir also auch mal in den Wald gehen und keinen Podcast hören?
Für mich gibt es da keine Regel. Ich höre gern Podcasts oder auch Musik beim Spazierengehen. Manchmal interviewe ich mich selbst.
Welche Fragen stellst du dir dann?
Wenn ich zum Beispiel ein neues Buch fertiggeschrieben habe, dann frage ich mich:
– Warum hast du das so geschrieben?
– Wie hast du das genau gemeint?
– In welcher Lebenssituation warst du, als dir das eingefallen ist?
Mir diese Fragen zu beantworten, macht mir Freude, weil ich dadurch wichtige Antworten für mich selbst bekomme.
Ich empfehle es jedem und jeder, sich diese Fragen einmal zu stellen:
– Was ist für mich Glück?
– Was bedeutet Erfolg?
– Was ist der Sinn des Lebens?
– Geht es dir gerade gut?
– Wenn nicht, warum?
– Wenn ja, warum?
Führe wie eine Art Therapiegespräch mit dir selbst und sei schonungslos ehrlich bei deinen Antworten. Das Schöne ist ja, dass es hier kein Richtig oder Falsch gibt. Es gibt immer nur das, was du gerade fühlst oder was für dich gerade passt.
Manchmal braucht man Lärm, manchmal braucht man Stille. Das Einzige, was man nicht machen sollte, ist, vor seiner eigenen Wahrheit davonzulaufen. Denn das ist verschwendete Lebenszeit.
Was mache ich, wenn ich so große Angst habe, dass ich es nicht schaffe, mich meinen eigenen Dämonen zu stellen?
Hol dir Hilfe.
Du meinst, eine Therapie?
Ja. Oder zumindest ein Therapiegespräch. Auch für mich gab es Situationen, in denen ich wissen wollte: Ist das okay, was ich gerade denke, fühle, wie es mir gerade geht? Und da hat es mir geholfen, dass mir gesagt wurde: Das ist in Ordnung. Du darfst das so fühlen. Und es ist okay, dass du gerade so bist, wie du bist. Es hilft, den ganzen Ballast mal abzugeben. Wenn dir jemand zuhört, der oder die nichts von dir will. Therapien sind nicht nur gut für Menschen, die krank sind. Über die eigenen Gefühle zu reden verbessert immer die Lebensqualität.
Ich bin ein großer Fan davon, sich Rat von Menschen zu holen, die auf ihrem Gebiet Expertinnen oder Experten sind. Egal, von welchem Gebiet wir sprechen.
Gab es ein Gespräch oder Feedback, das dich besonders berührt hat?
So blöd sich das anhört: Ich bekomme sehr viel Feedback, in dem die Menschen mir schreiben, ein Satz aus meinem Buch, einem YouTube Video oder einem Vortrag hätte ihr Leben verändert. Manchmal reicht ein einfacher Satz aus, um etwas in jemandem auszulösen. Und es ist für mich pure Freude, wenn ich derjenige sein darf, der diesen einen, alles verändernden Satz für jemanden ausspricht.
Doch mir fällt eine andere Geschichte ein: Es hat mal jemand eine 1-Stern-Rezenssion geschrieben, die besagte: Ich hasse diesen Typen. Seinetwegen hat sich meine Frau von mir scheiden lassen. Sie hat sein Buch gelesen und daraufhin hat sie sich getrennt.
Was hat das in dir ausgelöst?
Eigentlich ist das das schönste Lob, was er mir geben konnte. Denn wenn der Typ tatsächlich so unreflektiert ist, zu glauben, ein Buch sei schuld an der Trennung, dann war diese wahrscheinlich höchst notwendig. Die Frau hat also definitiv alles richtig gemacht.
Wie finde ich die Kraft, mich aus einer schwierigen Situation zu lösen?
Durch Input und Output. Lies Bücher und kommuniziere mit anderen Menschen. Sobald du dich austauschst, kommt immer irgendeine Art von Energie zurück. Es muss auch nicht immer gleich eine Therapie sein. Du kannst auch mit Leuten aus deinem Umkreis sprechen – die Nachbarin, der Frisör, deine Familie.
Oftmals verkriechen wir uns, weil wir keinen Ausweg sehen. Doch in genau diesem Moment musst du aktiv werden: ein Event wie dieses besuchen, eine vielleicht alles verändernde Mail schreiben, ein motivierendes Buch lesen oder eine inspirierende Dokumentation ansehen, um dich irgendwie rauszuziehen. Wer weiß, vielleicht ist es ja dieser eine Moment, auf den du später zurückblickst und sagst: Danach hat sich alles verändert.
Sich austauschen und Verbindungen schaffen, das ist unglaublich wichtig. Das ist die Synergie, die uns alle wachsen lässt.
Wie finde ich heraus, was mich glücklich macht?
Wir glauben, dass jeder Traum instagramable sein muss. Wir denken, unsere Leidenschaft müsse zu unserer Berufung werden, die uns reich machen wird. Aber Lebensfreude hat nicht immer etwas mit beruflicher Selbstverwirklichung zu tun. Ich bin ein Fan des klassischen Hobbys, in dem du nicht gut sein musst, sondern das dir Spaß macht. Mach es erstmal für dich. Erlaube dir, in deinem Hobby einfach total zu versagen. Überlege dir, was dir Spaß gemacht hat, als du klein warst. Womit hast du aufgehört, weil du erwachsen wurdest und die Zeit gefehlt hat? Wenn du etwas findest, wobei du die Zeit vergisst, dann ist es genau das, was dich glücklich macht und dann musst du es nicht zwangsläufig zu deinem Beruf machen, aber wer weiß, was sich daraus entwickelt?
Warum sind es oft die Menschen, welche objektiv am glücklichsten sein müssten, die irgendwie verloren wirken?
Wir leben in einer übersättigten Gesellschaft. Deshalb verspüren viele Menschen nicht genug Druck, wirklich mal aus dem Quark zu kommen. In Anbetracht der Fülle an Möglichkeiten verfallen sie in eine Art Schockstarre und aus Angst, eine falsche Entscheidung zu treffen, entscheiden sie erstmal gar nichts.
Das machen nur Menschen, die den Luxus haben, keine Entscheidung treffen zu müssen. Wenn das Geld knapp ist, kannst du dir das nicht erlauben. Dann triffst du Entscheidungen aus dem Affekt und wenn etwas nicht funktioniert, dann probierst du eben etwas anderes. Wer keine Entscheidungen trifft, vergeudet Zeit.
Sind Lebensfreude und Selbstverwirklichung ein Luxusproblem?
Nein. Jeder Mensch möchte doch glücklich sein. Und wir können so viel mehr als wir glauben. Auch wer wenig Zeit und Geld hat, kann etwas finden, was ihn oder sie erfüllt. Du musst einfach die Zeit, die da ist, nutzen. Das hat viel mit Organisation, Disziplin, Fokus und klaren Visionen zu tun.
Statt die neuste Netflix-Serie zu gucken, kannst du deine Leidenschaft priorisieren. Wenn du jeden Tag zwanzig Minuten für deinen Traum arbeitest, sind das in der Woche 140 Minuten. Das sind immerhin fast zweieinhalb Stunden. Vielleicht schaffst du statt zwanzig irgendwann dreißig Minuten und dann eine Stunde. Und wenn du ganz viel Glück hast, kannst du irgendwann davon leben. Wenn nicht, ist das auch okay. Hauptsache, deine Augen leuchten, wenn du davon erzählst.
Über das Festival der Lebensfreude
Das Festival der Lebensfreude fand 2023 zum zweiten Mal im Bio- und Wellnessresort Stanglwirt in Going am Wilden Kaiser statt. Ein Fortsetzung für 2024 ist geplant. Tickets erhaltet ihr auf der Website des Hotels unter Events, sobald diese verfügbar sind.