Wir kennen sie wohl alle: Die Cremes, Seren und Masken, die man nicht täglich nutzt, stehen oft länger im Beauty-Schränkchen, als es gut für sie ist. Denn immerhin haben auch Kosmetikprodukte ein konkretes Mindesthaltbarkeitsdatum. Aber was passiert eigentlich, wenn man das überschreitet? Sind Cremes und Co. vielleicht sogar viel länger haltbar, als angegeben? Und wie entscheidet sich das überhaupt? Das und noch mehr haben wir Regina Hofer gefragt, CEO der Marke Great by Date. Gemeinsam mit ihrem Team kämpft sie gegen Verschwendung in der Kosmetik- und Supplementindustrie an und für mehr Transparenz in der Konsumwelt. Denn die Plattform bietet Produkte kurz vor dem Mindesthaltbarkeitsdatum zu reduzierten Preisen an.
FOGS: Liebe Regina, wie kamt ihr auf die Idee, Great by Date zu gründen?
Regina Hofer: „Die Idee zu Great by Date entstand aus der Beobachtung, wie viele qualitativ hochwertige Produkte aufgrund ihres ablaufenden Mindesthaltbarkeitsdatums entsorgt werden müssen, obwohl sie oft noch sicher zu verwenden sind. Unser Gründerteam wollte eine Lösung entwickeln, die sowohl Hersteller:innen als auch Konsument:innen verbindet. Wir wollten den Kreislauf von Verschwendung durchbrechen, indem wir ein transparentes System schaffen, in dem Produkte mit kürzerer Restlaufzeit zu reduzierten Preisen angeboten werden. So geben wir den Konsument:innen die Möglichkeit, hochwertige Produkte ressourcenschonend zu nutzen und gleichzeitig Geld zu sparen.“
FOGS: Wie funktioniert euer System genau?
Regina Hofer: „Unser System basiert auf enger Zusammenarbeit mit Qualitätshersteller:innen. Wir beziehen Produkte, deren Mindesthaltbarkeitsdatum in naher Zukunft (3 Monate bis 1,5 Jahre) liegt, und führen nach Anlieferung eine strenge Qualitätskontrolle durch, um sicherzustellen, dass sie einwandfrei sind. Diese Produkte werden dann auf unserer Plattform unter Angabe des Mindesthaltbarkeitsdatums transparent angeboten. Dann kann man diese Produkte zu vergünstigten Preisen erwerben und dabei sicher sein, dass die Herkunft und Qualität gewährleistet ist. Das gesamte Konzept beruht auf Transparenz und der gemeinsamen Verantwortung für eine nachhaltige Zukunft.“
FOGS: Also muss ich Produkte, die ich bei euch bestelle, so schnell wie möglich verbrauchen?
Regina Hofer: „Nicht unbedingt. Das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) gibt lediglich an, bis wann ein Produkt seine optimalen Eigenschaften behält. Viele Produkte sind auch nach Überschreiten des MHD noch sicher und einwandfrei verwendbar. Kosmetika beispielsweise können oft noch Monate oder sogar länger nach dem Mindesthaltbarkeitsdatum benutzt werden, wenn sie richtig gelagert wurden. Wir raten den Kund:innen jedoch, Produkte zeitnah zu nutzen und auf Veränderungen in Geruch, Konsistenz oder Farbe zu achten.“
FOGS: Welche Missverständnisse gibt es beim Mindesthaltbarkeitsdatum von Kosmetika und was muss getan werden, um weniger zu verschwenden?
Regina Hofer: „Ein häufiges Missverständnis ist, dass das MHD dasselbe wie das Verfallsdatum ist. Während das MHD ein Hinweis auf die garantierte Qualität ist, sind viele Kosmetika auch danach noch sicher zu verwenden. Konzerne könnten da mehr Aufklärungsarbeit leisten, indem sie deutlicher kommunizieren, was das MHD bedeutet und wie man Produkte erkennt, die nicht mehr verwendet werden sollten. Auch Verbraucher:innen sollten sich besser über die Symbole und Anzeichen auf Produkten informieren.“
„Also: Für Beauty Produkte und Kosmetik mit einer Mindesthaltbarkeit unter 30 Monaten ist die Angabe eines MHD vorgeschrieben. Es ist allerdings nicht als Verfallsdatum zu verstehen, sondern bestimmt den Zeitpunkt, bis zu dem der Hersteller garantiert, dass die Hautpflege bei richtiger Lagerung ihre ursprünglich Beschaffenheit und Funktion besitzt. In der Regel kann das Beauty Produkt auch noch nach Ablauf ohne Gefahr verwendet werden. Für Kosmetikprodukte mit einer Mindesthaltbarkeit von mehr als 30 Monaten ist der Vermerk des MHD nicht erforderlich, es ist stattdessen die PAO (Period after Opening), die Verwendungsdauer nach dem Öffnen, anzugeben.“
FOGS: Was können wir als Endverbraucher:innen tun, um weniger zu verschwenden?
Regina Hofer: „Eine korrekte Lagerung spielt eine entscheidende Rolle. Kosmetika und Supplements sollten an einem kühlen, trockenen Ort und nicht direktem Sonnenlicht ausgesetzt aufbewahrt werden. Es ist auch ratsam, Produkte gut zu verschließen, um sie vor Luft und Feuchtigkeit zu schützen. Schlussendlich kann der bewusste Einkauf helfen, Abfall zu minimieren. Also nicht horten, sondern nur das kaufen, was man tatsächlich in absehbarer Zeit nutzt. Und noch ein Pro-Tipp: Das wahre Öffnungsdatum auf der Packung notieren! Dann weiß man ganz sicher, wie lange man ein Produkt bereits benutzt.“
FOGS: Ist speziell bei Supplements noch etwas zu beachten?
Regina Hofer: „Die meisten Nahrungsergänzungsmittel sind nach Expertenmeinung länger über das Mindesthaltbarkeitsdatum hinaus sicher, da sie in der Regel konservierte, getrocknete oder verkapselte Inhaltsstoffe enthalten. Wichtige Anzeichen, auf die man achten sollte, sind Geruchsveränderungen, Verfärbungen oder Veränderungen der Textur. Allerdings gibt es Ausnahmen, insbesondere bei flüssigen Präparaten oder solchen, die empfindliche Wirkstoffe enthalten. Auch hier ist eine sachgemäße Lagerung entscheidend.“
FOGS: Welche Cremes kann man getrost etwas länger als ein Jahr benutzen und bei welchen sollte man sich an das Mindesthaltbarkeitsdatum halten?
Regina Hofer: „Gesichts- und Körpercremes mit einfachen Formulierungen und ohne wasserbasierte Inhaltsstoffe sind oft über das MHD hinaus verwendbar. Bei Produkten wie Sonnencreme sollte man jedoch vorsichtiger sein, da ihre Wirksamkeit nach dem MHD abnehmen kann, was den Sonnenschutz beeinträchtigt. Produkte mit Wirkstoffen wie Retinol oder Vitamin C verlieren ebenfalls mit der Zeit ihre Wirksamkeit und sollten nicht zu lange über das MHD hinaus verwendet werden.“
FOGS: Gibt es erste Anzeichen, wann man ein Kosmetikprodukt nicht mehr verwenden sollte?
Regina Hofer: „Ja, deutliche Warnzeichen sind ein ranziger oder saurer Geruch, Veränderungen in der Farbe oder eine abweichende Konsistenz, etwa Klumpenbildung. Auch ein veränderter Auftrag auf der Haut oder ein unangenehmes Gefühl wie Brennen sind Hinweise darauf, dass ein Produkt nicht mehr sicher ist.“
FOGS: Und gilt das auch für Haarprodukte wie Shampoo oder Conditioner?
Regina Hofer: „Ja, bei Haarprodukten wie Shampoos und Conditioner gelten ähnliche Anzeichen. Eine veränderte Konsistenz, Schichtenbildung oder ein merkwürdiger Geruch deuten darauf hin, dass das Produkt nicht mehr verwendet werden sollte. Während sie meist auch nach dem MHD noch sicher sind, können ihre pflegenden Eigenschaften nachlassen. Und ein Produkt, das die Haare nicht mehr gründlich reinigt oder pflegt, sollte natürlich ausgetauscht werden.“