Sklaverei gibt es doch nicht mehr! Und wenn, dann nur in der dritten Welt. Das glauben viele, die sogar Mitschuld an der sogenannten modernen Sklaverei tragen.
Dass die Modeindustrie schlecht für die Umwelt ist, wissen wir. Aber dass sie zusammen mit der Technik-Industrie mehr Geld in den sogenannten modernen Sklavenhandel pumpt als jede andere Branche, ist vielen neu.
WAS IST MODERNE SKLAVEREI?
Zwischen moderner oder Neo-Sklaverei und der kolonialistischen Version, wie wir sie aus der Schule kennen, besteht eigentlich nicht viel Unterschied. Sie raubt einer Person ihre Freiheit – etwa die Freiheit über ihren Körper oder die Freiheit darüber, selbst über ihre Arbeitssituation zu entscheiden.
In der Modeindustrie passiert das zum Beispiel, wenn Kinder mit dem Versprechen auf gratis Bildung dazu getäuscht werden, umsonst in Fabriken zu arbeiten. Oder wenn Baumwollpflücker durch hohe Verschuldung von ihren Arbeitgebern abhängig gemacht werden. Das Resultat: Die Menschen kommen durch eigenen Willen nicht mehr aus prekären Situationen heraus.
EIN GLOBALES PROBLEM
Vor allem in der Fashion-Industrie ist die Globalisierung allgegenwärtig: Für ein einziges Kleidungsstück werden die Stoffe oft in verschiedenen Nationen gewebt, geschnitten und genäht bevor sie wiederum in ein anderes (meist westliches) Land geschifft und dort verkauft werden. Das heißt: Sklaverei ist unser aller Problem.
Der Global Slavery Index 2018 der Walk Free Foundation zeigt, dass G20 Länder jährlich Kleidung im Wert von über 120 Milliarden Dollar importieren, die höchstwahrscheinlich aus moderner Sklavenarbeit stammt. Und die G20 Länder stehen immerhin für über 80 % des Welthandels – es ist also höchste Zeit, Verantwortung zu übernehmen. 70 % aller modernen Sklaven sind übrigens Frauen – das Phänomen stellt also auch ein feministisches Problem dar.
GIBT ES EINE LÖSUNG?
In Deutschland gibt es seit 2014 ein Bündnis für nachhaltige Textilien, das bis 2030 „dazu beitragen will, die soziale, ökologische und wirtschaftliche Nachhaltigkeit entlang der gesamten Textilproduktionskette – vom Bauwollfeld zum Bügel – kontinuierlich zu verbessern“. Diese Ziele sind zwar etwas schwammig formuliert, sind aber trotzdem ein erster Schritt hinzu einer nachhaltigeren Produktionskette.
Die Walk Free Foundation sieht vor allem Bildung der westlichen Konsumenten als Schlüssel zum Ende der Sklaverei. Regierungen und vor allem Bürger müssten endlich einsehen, dass es unser aller Problem ist. Wir müssten Sklaverei nicht nur in der dritten Welt bekämpfen – sondern zuallererst vor unserer eigenen Haustür.
Titelbild: Instagram | walkfreefoundation