Mykologie, der Fachbegriff für die Welt der Pilze, übt seit Jahrhunderten ihre Faszination auf Forschende aus. Dennoch schätzt man, dass bisher gerade einmal 1% aller Pilzarten auf der Erde entdeckt wurden. Doch selbst innerhalb dieses kleinen Prozents gibt es eine Fülle von Forschungsarbeiten über potenzielle Anwendungsgebiete für die Zukunft: eines davon ist Mushroom Beauty.
In der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) ist die heilende Wirkung von Pilzen wie Cordyceps, Löwenmähne, Maitake, Tigerschwanz und Chaga seit über 2000 Jahren bekannt. Derzeit erfahren diese natürlichen Alleskönner aber einen erneuten Hype – dem neu entfachten Interesse an Naturheilkunde und alten Heilritualen sei Dank. Besonders in der Kosmetikindustrie wird sogenannte „Mushroom Beauty“ immer beliebter, sowohl im Wellness- als auch im Hautpflegebereich. Naturkosmetik-Label und Luxusmarken setzen bisher vor allem auf die Inhaltsstoffe der Pilzarten Auricularia polytricha (Holzohr), Tremella mesenterica, Shiitake und Reishi. Fortschritte in Bereichen wie der Nanotechnologie treiben hier Innovationen aber immer weiter voran. Die Nachfrage ist definitiv da: Der Online-Shop Cult Beauty, der sowohl Nahrungsergänzungsmittel als auch Hautpflegeprodukte anbietet, verzeichnete im vergangenen Jahr einen 480-prozentigen Anstieg der Suchanfragen nach dem Begriff „Pilz“.

Pilzboom in der Beautyindustrie
Das Geheimnis, warum die adaptogenen Eigenschaften von Pilzen bei verschiedenen Hautproblemen helfen können, ist einfach erklärt: viele Hauterkrankungen werden durch Stress ausgelöst. Pilze besitzen starke antioxidative Eigenschaften, die dazu beitragen, die Haut vor Umwelteinflüssen zu schützen und Entzündungen zu reduzieren. Dabei bringen unterschiedliche Pilzarten unterschiedliche Vorteile für die Haut mit sich. Zum Beispiel enthalten Shiitake-Pilze Kojisäure, die Pigmentflecken reduziert, während das Beta-Glucan im Reishi-Pilz eher dazu dient, die Hautbarriere zu stärken.
Einige Pilze können den Melaningehalt reduzieren und die Melaninproduktion hemmen, was dazu beiträgt, Pigmentflecken verblassen zu lassen. Sie sind zudem reich an Vitamin D, das für die Unterstützung gesunder Haut essentiell ist. Neben all diesen Vorteilen sind Pilze auch hervorragende Feuchtigkeitsspender.
Mykokosmetik: Nachhaltige Kosmetikfarben aus Pilzen
Die Vielfalt an Pilzextrakten bringt immer wieder neue Anwendungsgebiete hervor. So könnten Kosmetikfarben bald nicht mehr aus erdöl-basierten Farbstoffen bestehen, sondern aus Pilz-Enzymen. Diese neue Kategorie in der Branche nennt sich „Mykokosmetik“. Eine der Innovatorinnen in diesem Bereich ist die Amerikanerin Jesse Adler, eine selbsternannte „mykologische Alchemistin“, die Pigmente aus Pilzen extrahiert, um sie als nachhaltigeren Ersatz für industriell hergestellte Farbstoffe in Beauty-Produkten zu verwenden. Auch Abfallprodukte der Mushroom-Beauty-Industrie sollen damit zukünftig wiederverwendet werden.
Adler, die einen Hintergrund in Chemie und Biomolekularwissenschaft hat, entwickelte eine Methode zur Extraktion von Pigmenten aus Pilzen, Flechten, Hefe und Schimmel und erzeugte bereits vielversprechende Lippenstift-, Lidschatten- und Hautcreme-Prototypen. Die neuartigen Pigmente könnten zukünftige Probleme der Kosmetikindustrie lösen: bestehend aus erneuerbaren Rohstoffen sind sie ungiftig, biologisch abbaubar und bieten auch kosmetische Vorteile wie Antioxidantien und leichten, natürlichen UV-Schutz. Man darf also gespannt sein, für welche Pilz-Innovationen die Wissenschaftlerin mit ihrem Team in Zukunft noch sorgen wird.
Mushroom Beauty – die Favoriten der Redaktion

- “Ultimune Power Infusing Concentrate”-Serum von Shiseido mit Reishi-Pilz, Lotus, Ginko und Iriswurzelextrakt, um 100 €
- “Face Oil” von Herbar, mit Beta-Glucan aus Reishi und Tremella, um 45 €
- “Mushroom Booster”-Serum von Pai, mit den Pilzen Reishi, Chaga and Cordyceps, um 19 €
- “Super Hydrate Overnight”–Gesichtsmaske von Paula’s Choice, mit Reshi-Extrakt, um 33 €
- “Promise”-Serum von Keys Soulcare, mit Niacinamiden, Zink und Silberohr-Pilz, um 28 €