Die Welt des Luxusschmucks ist traditionell gesehen eine Männerdomäne. Traditionshäuser in Paris oder Wien? Fast immer von Männern geführt. Ebenso die Diamantbranche, historisch ein Terrain für Minenunternehmer, Händler und Designer. Doch die beiden Wienerinnen Maria Zelenko und Marina Stütz haben sich entschieden, das zu ändern. Mit ihrem Label Attrē setzen sie nicht nur auf hochkarätiges Design, sondern vor allem auf Transparenz und eine nachhaltigere Zukunft für die Branche.
Modejournalistin trifft Profigolferin
Schon zu Beginn des Schmucklabels stießen zwei Welten aufeinander. Zelenko, über ein Jahrzehnt Mode- und Beautyjournalistin, war fasziniert von Schmuck als Ausdruck der Persönlichkeit. Stütz, einst eine der besten österreichischen Golfspielerinnen, übernahm das Familienjuweliergeschäft in vierter Generation und wurde zur Gemmologin. Das Kennenlernen der beiden während ihrer Ausbildung zur Diamantgutachterin war also fast wie vom Schicksal selbst geplant. Bei angeregten Diskussionen über die Schattenseiten der Branche merkten die beiden schnell, wie viel sie gemeinsam hatten. Vor allem aber war da eine verbindende Vision: Luxusschmuck muss nicht intransparent und fragwürdig sein, sondern ethisch, nachvollziehbar und dennoch begehrenswert. „Uns war von Anfang an klar: Wenn wir etwas verändern wollen, müssen wir es selbst in die Hand nehmen“, sagt Zelenko heute. „Wir wollen nicht nur ein Schmucklabel gründen, sondern auch ein Bewusstsein dafür schaffen, dass Luxus und Transparenz kein Widerspruch sein müssen.“

Nachhaltige Diamanten mit Geschichte
Die beiden setzten ihre Vision in die Tat um. Ihr Label Attrē geht nun tatsächlich einen Schritt weiter als die meisten Schmuckmarken: Die Schmuckstücke werden aus 18-karätigem Gold gefertigt und mit natürlichen, Diamanten besetzt, die vollständig rückverfolgbar sind. Das ist ein Novum im gesamten DACH-Raum. „Wir können sogar das Datum des Funds und das Unternehmen, das ihn gefunden hat, angeben“, berichtet Zelenko. Möglich macht das die Kooperation mit Sarine, dem weltweit führenden Hersteller für Diamanttechnologie, die nun schrittweise in die Kollektionen integriert wird. Das sogenannte Diamond Journey™-Zertifikat dokumentiert via Blockchain jeden Schritt vom Rohstein bis zum fertigen Schmuckstück.
Der Clou: Jeder Diamant erhält eine unsichtbare Identifikationsnummer, die seine Herkunft zweifelsfrei belegt. Ein echter Meilenstein in einer Branche, deren Lieferketten oft undurchsichtig sind bzw. gar nicht hinterfragt werden. Maria Zelenko und Marina Stütz erhoffen sich daher eine Zukunft, in der ethische Verantwortung nicht mehr nur ein Marketing-Schlagwort ist, sondern ein grundlegendes Prinzip. Modernste Technologie soll dabei helfen.
Künstliche Intelligenz statt subjektiver Bewertung
Neben der Rückverfolgbarkeit geht Attrē auch bei der Qualitätsbewertung neue Wege. Statt menschlicher Einschätzungen, die natürlich Schwankungen unterliegen können, setzt die Marke auf künstliche Intelligenz. Algorithmen analysieren Reinheit, Farbe, Schliff und Gewicht mit höchster Präzision. „Das hat den Vorteil, das menschliche Faktoren wie die Konzentrationsfähigkeit oder diverse Ablenkungen bei der KI-Bewertung wegfallen“, erklärt Zelenko. So entsteht ein objektiveres, verlässlicheres System. „Auch unsere Kundschaft zeigt sich sehr interessiert an diesem Thema, vor allem Männer finden den Tech-Aspekt hinter den ‚Diamond Journey‘-Zertifikaten sehr spannend“, erzählt sie. Die Möglichkeit, die Herkunft eines Edelsteins digital nachzuverfolgen, sei für viele eine völlig neue Erfahrung – und heute zum Glück auch ein starkes Verkaufsargument.

Die Zukunft nachhaltiger Diamanten gestalten
Maria Zelenko und Marina Stütz arbeiten daran, dass Attrē nicht nur ein Schmucklabel ist, sondern auch zum Statement zur weiblichen Selbstermächtigung wird. Denn Frauen nehmen die Gestaltung ihrer eigenen Schmuckwelt immer öfter selbst in die Hand. „Warum sollte jenes Produkt, das größtenteils Frauen tragen, von Männern entworfen werden?“, stellt Zelenko in den Raum. Denn Kundinnen, die sich zur Investition in Echtschmuck entscheiden, sind anspruchsvoller als je zuvor – und das ist gut so. Sie suchen nach Qualität, Individualität und einem Bewusstsein für die Herkunft der Materialien.
Neben der Gestaltung der Schmuckstücke geht es den beiden Gründerinnen auch darum, ein Zeichen für Frauen in der Branche zu setzen. „Meine Geschäftspartnerin Marina Stütz und ich haben uns vor einigen Jahren dazu entschlossen, die absolute Männerdomäne des Diamantschmucks zu durchbrechen. Vielen ist nicht bewusst, dass wenn man sich die Strukturen von Traditionsjuwelieren ansieht, dass fast immer Männer an der Spitze stehen. Die Diamantbranche ist geschichtlich bedingt immer männerdominiert gewesen“, sagt Zelenko und fügt hinzu: „Ich denke, jede Frau, die in einer männerdominierten Branche etwas voranbringen möchte, ist ein Gewinn. Deshalb hoffen wir auch, dass wir andere inspirieren können. Ich kann mich sehr glücklich schätzen, aufgrund meiner bisherigen Karriere von vielen beeindruckenden Frauen aus den verschiedensten Bereichen umgeben zu sein. Der gegenseitige Austausch ist unglaublich wichtig.“

Luxus, der mehr ist als nur Glanz
Stellt sich natürlich die Frage: was bedeutet Luxus in der heutigen Zeit? „Gold und Diamanten sind Luxus. Zeit ist Luxus. Aber was mir in der globalen Luxusbranche zunehmend fehlt, ist die Wertschätzung der Kundschaft“, sagt Zelenko. Ein solches Schmuckstück ist nicht nur ein edles Accessoire, sondern eine bewusste Entscheidung. Wer in ein Diamantstück investiert, bekommt gleichzeitig ein Stück, das über Generationen weitergetragen werden kann und nicht an Wert verliert. „Nichts ist weniger nachhaltig als ein Produkt, das kaum getragen wird und nach einiger Zeit entsorgt wird. Schmuck aus Gold und Diamanten sieht auch in über 100 Jahren noch perfekt aus, wenn man gut auf ihn aufgepasst hat. Das kann man von den meisten anderen Konsumgütern nicht behaupten“, so Zelenko. Für die Zukunft haben die Gründerinnen noch viele Pläne und blicken auch den Entwicklungen im Schmuckbereich positiv entgegen: „Die Technologie unseres Partners Sarine ist das beste Beispiel: Noch relativ neu, darf man sehr gespannt sein, wie sich das Thema Rückverfolgbarkeit bei Diamanten in den kommenden Jahren entwickelt. Es ist viel im Umbruch in der Branche – im positivsten Sinne.“
Apropos Umbruch: Wie Marc O’Polo die Denimbranche nachhaltig revolutioniert, kannst Du hier erfahren.