Benvenuti in Italia! Italien ist seit je her Sehnsuchtsort und zieht mit seiner vielfältigen Landschaft, dem kristallklarem Meer, kilometerlangen, weißen Sandstränden und rauen Felslandschaften zahlreiche Besucher in seinen Bann. Kein Wunder! Hier gibt es Orte, so besonders, dass man sie am liebsten gar nicht mehr verlassen möchte. Wir haben drei besondere, nachhaltige Hotels in Italien besucht und stellen sie hier vor.
Castello di Ugento
Im kleinen Örtchen Ugento in Apulien, der Region ganz unten am Absatz von Italien, befindet sich das Castello di Ugento. Masserien gibt es in Apulien viele, Hotels sowieso, aber ein echtes Schloss, inmitten der Idylle eines kleinen, italienischen Dorfes, das ist tatsächlich einmalig in der Umgebung. Wir stehen vor einem großen Eisentor und drücken auf das kleine Klingelschild. Eine Hotelmitarbeiterin öffnet uns ein paar Sekunden später und wir betreten einen spektakulären Innenhof mit Kräutergarten aus dem 18. Jahrhundert, wo Küchenchef Tommaso Sanguedolce aus über hundert verschiedenen Kräutern Thymian, Oregano und Rosmarin für das Abendessen sammelt.
Unser Zimmer liegt im Erdgeschoss und ist eines von nur acht individuell gestalteten Zimmern und Suiten des Castellos. Besitzer Massimo d’Amore und seine Partnerin Diana E. Bianchi haben das ehemalige Familienanwesen aus dem 17. Jahrhundert liebevoll in ein Luxus-Boutique-Hotel verwandelt. Massimo, ein Nachfahre des Adelsgeschlecht d’Amore in der 22. Generation, zollt seinem Nachnamen mit der Restaurierung Tribut. Die Liebe zum Detail ist hier wirklich in jedem Winkel zu sehen. Herzstück des Hotels ist der ummauerte Küchengarten mit seinen Zitronen- und Orangenbäumen, Wein, der sich um die Lauben rankt und dem Duft von Jasmin, der in der Luft liegt – Italien at it´s best. Im Innern des Castello di Ugento teilen sich wertvolle Antiquitäten die beeindruckenden Räume den Platz mit modernen Stücken italienischer Topdesigner und schaffen so ein Mix aus Tradition und Moderne, der das Castello ins Hier und Jetzt holt.
Risotto mit Überraschung
Auch wenn es schwer fiel, sich von unserer riesengroßen Dusche mit Gewölbedecke loszureißen, wurde es langsam Zeit fürs Abendessen. Denn das Castello di Ugento ist nicht nur Boutique-Hotel, sondern auch kulinarischer Mittelpunkt der Region. Das Spitzenrestaurant “Il Tempo Nuovo” setzt auf regionale und saisonale Zutaten, die Chefkoch Tommaso Sanguedolce auf dem Markt kauft oder im Garten findet und jeden Tag aufs neue in seinem “Menu del Giorno” zeitgemäß interpretiert. Auf unseren Tellern landet Risotto con le lumache, von dem uns Massimo zum Glück erst hinterher verrät, das es sich dabei um Risotto mit Schnecken handelt. Hätte ich wahrscheinlich nie bestellt, wenn ich das gewusst hätte, was schade gewesen wäre, denn es schmeckte fantastisch. Also doch eine gute Entscheidung, die Dusche zu verlassen.
Nachhaltigkeit wird hier groß geschrieben
Das die Zutaten für das Essen aus der Region stammen versteht sich für Massimo von selbst. Doch das reicht ihm nicht. Schon vor der Restaurierung war ihm klar, dass dieses ganze Vorhaben nur funktioniert, wenn ganzheitlich nachhaltig gedacht, geplant und gebaut wird. Und dieses Vorhaben zog er auch rigoros durch. Von der Nutzung erneuerbarer Energien für die Produktion von Warmwasser, Heizung und Klimaanlage, über eine zero-to-low Abfallpolitik bis hin zu nachhaltigen Reinigung mit organischen Reinigungsmitteln auf reiner Pflanzenbasis hat sich das Castello die Ugento dem Thema Nachhaltigkeit verpflichtet und rundet das Konzept dieses außergewöhnlichen Hauses perfekt ab. Sehr sympathisch, die Familie d’Amore.
Casa Privata
Und weiter geht die Reise durch Italien. Von Apulien fahren wir an die Amalfi-Küste, genauer gesagt nach Praiano. Denn hier befindet sich das schnuckelige Boutique-Hotel Casa Privata. Der Name ist übrigens Programm. Wer Abgeschiedenheit und eine Pause vom Alltag sucht, ist hier genau richtig. Um dort anzukommen heißt es aber zuvor nochmal sportlich sein. Denn um zum Hotel zu gelangen, muss man gefühlt eintausend Steintreppen hinuntergehen, und das mit Gepäck. Aber zum Glück kommt der hauseigene Concierge Andrea uns zur Hilfe und wuchtet meinen großen Koffer mir nichts, dir nichts über seine Schulter, als ob es meine kleine Handtasche wäre, mit der ich übrigens bei diesen schiefen Treppen schon überfordert bin. Als wir unten ankommen werden wir jedoch für unsere Mühe mit einem Blick auf das Tyrrhenische Meer belohnt, der uns schlichtweg umhaut. Wir können bis nach Capri gucken und nehmen erstmal im Garten Platz. Der weitläufige Garten dient aber nicht nur der Entspannung, sondern auch als Anbaufläche für Kräuter, Gewürze, Obst und Gemüse aus dem landwirtschaftlichen Betrieb, die jeden Tag frisch angebaut werden. Die meisten Zutaten, die die Küche verwendet, wurden in den eigenen Gärten biologisch angebaut.
Von der Fischerruine zum Luxus-Refugium
Die Casa Privata war einst eine Fischerruine bevor sie zum Boutique-Hotel umgebaut wurde. Nur sieben Zimmer zählt das Hotel und macht auch damit wieder seinem Namen alle Ehre. So turbulent es auf der kurvenreichen, schmalen Küstenstraße auf der Fahrt hierher noch zuging, so ruhig und friedlich ist es hier. Alles, was man hört ist das Rauschen der Wellen und das Zirpen der Grillen. Die Anlage ist wie ein Garten Eden und da wir nur einen Tag hier wollen wir alles, was sie zu bieten hat in vollen Zügen genießen. Als erstes hüpfen in unsere Badesachen und dann in den Pool. Eine kleine Siesta und tausend Fotos später machen wir uns auf Entdeckungs-Tour.
Wo bitte geht´s zum Meer?
Wo ist der Zugang zum Meer, der schon auf der Website von Casa Privata so spektakulär ausgesehen hatte? Ich mache mich auf die Suche und gehe die vielen Stufen entlang des Gartens hinunter, bis es nicht mehr weitergeht. Und da stehe ich und schaue auf die felsige Strandpromenade direkt am Meer. Und die Website hat nicht zu viel versprochen. Der Blick ist sensationell und ich bin total geflasht. Dieser Abschnitt ist nur den Hotelgästen vorbehalten. Ein paar wenige Plattformen mit Holzliegen und Sonnenschirmen laden zum dolce far niente ein – und genau das machen wir jetzt. Ich komme mir ein bisschen wie Gwyneth Paltrow im Film “Der talentierte Mr. Ripley” vor. Italien wie in den fünfziger Jahren, als der Jetset hier Urlaub machte. Naja, man gönnt sich ja sonst nichts. Über eine kleine Leiter klettern wir ins Meer, die Wellen schlagen gegen die Felsen und wir lassen uns einfach treiben, schwimmen, tauchen und fühlen einmal mehr diese unwiderstehliche Lebenslust, für die Italien steht. Wir bleiben bis zum Sonnenuntergang, der hier in Praiano übrigens der schönste der Gegend ist.
Schade, dass wir nur einen Tag hier sind, aber diesen werden wir so schnell nicht mehr vergessen. Beim check-out steht ein Pärchen vor uns, das alle fünf Jahre seinen Jahrestag in der Casa Privata feiert – gute Idee, vielleicht machen wir das ab jetzt auch so.
Le Sirenuse
Zehn Kilometer weiter kommen wir am nächsten Tag im berühmten Positano an, wo wir eine Verabredung mit Aldo Sersale vom legendären Le Sirenuse haben. Schon beim betreten des Hotels erkennen wir, dass dies ein weiteres Highlight unseres Urlaubs in Italien werden wird. Und schon kommt Aldo um die Ecke und begrüßt uns herzlich. Aldo ist der Sohn des Inhabers Antonio Sersale und führt uns durch das Hotel, das einst der Sommersitz der Familie Sersale war und dieses Jahr seinen 70. Geburtstag feiert.
Aber nicht nur Aldo, die ganze Familie ist in den Hotelbetrieb involviert, was vermutlich auch der Grund dafür ist, warum das Luxushotel seinen familiären Charakter nie verloren hat. Aldo hat viele Jahre in New York gelebt und dort unter anderem im Mandarin Oriental gearbeitet. Jetzt ist er zurück in Positano und bereit das Hotel zusammen mit seinen Geschwistern weiterzuführen. Wie gut dieses Generationen-Konzept funktioniert zeigt sich in jedem Winkel des Hotels. Alte Gemälde, die Familienmitglieder porträtieren treffen auf zeitgenössische Objekte wie etwa die Leuchtschrift “Dont worry” in der gleichnamigen Bar. Jedes Jahr wird ein Künstler eingeladen, der selbst entscheidet, wie oder wo er ans Werk gehen will. Das Kunstwerk wird anschließend über einer Galerie gekauft und im Hotel ausgestellt.
Wenn Blicke sprachlos machen
Es war mein erster Besuch in Positano und ich wusste schon, dass es wunderschön werden wird. Die bunten Häuschen, das glitzernde Meer auf dem die mondänen Yachten schaukeln und die gestreiften Sonnenschirme die akkurat platziert den Stadtstrand säumen, kannte ich von Bildern. Aber als wir von Aldo auf die Terrasse des Le Sirenuse geführt wurden, verschlug es mir buchstäblich die Sprache. Es sah tatsächlich aus wie aus dem Bilderbuch – die Häuschen, das Meer, der Strand und DIESE Terrasse – waren einfach perfekt und fast zu schön, um wahr zu sein. Bougainvillea-Ranken klettern die Bögen im Restaurant-Bereich hinauf und ein Zitronenbaum wächst in die Höhe. Pflanzen sind die Leidenschaft von Giulia Sersale, Cousine von Antonio. So beschränken sich die grünen Gewächse nicht nur auf die Terrasse, sondern verteilen sich im gesamten Hotel. Alle Mitglieder der Familie sind Pflanzenliebhaber und diese Liebe zeigt sich auch im kulinarischen Bereich des Hauses. Auch hier greift man auf die Schätze aus Meer und Botanik zurück, die sich dann auf der Speise- und Getränkekarte wiederfinden.
Vom Meer auf den Teller
Chefkoch Gennaro Russo ist ein wahrer Virtuose am Herd. Seine Kreationen wie etwa Wolfsbarsch mit kandierter Zitrone, Maronenravioli mit weißem Trüffel, Bernsteinmakrele mit Traubenkonfitüre, Aubergine Parmigiana und gegrillter Oktopus genießen die Gäste im Schein von über 400 Kerzen und einem 360 Grad Blick über Positano. Als wir dort sind, ist gerade Mittag und weil wir uns einfach nicht sattsehen können, bleiben wir zum Lunch. Wir bestellen Spaghetti Vongole und zum Nachtisch Pistazieneis – alles mit Produkten aus dem Umland und das schmeckt man auch. Als die Teller leergegessen sind, wird es langsam Zeit sich zu verabschieden, aber eins ist klar: Wir kommen wieder!