Winterzeit ist Wollpullizeit! Und weil das so ist, rentiert sich die Anschaffung eines hochwertigen Lieblingsteils gleich mehrfach. Denn, richtig gepflegt, ist natürliche Schafwolle ein treuer Begleiter für viele Jahre, der weder Mikroplastik noch Chemie durchs Waschen in die Umwelt abgibt. Außerdem legen immer mehr Menschen Wert darauf, dass ihre Kleidung nicht nur stilvoll, sondern auch ethisch vertretbar ist. Gut so, denn gerade bei tierischen Rohstoffen ist es wichtig zu wissen, woher sie kommen und unter welchen Bedingungen sie gewonnen wurden. Besonders bei der Wahl von Wolle gibt es einige wichtige Punkte zu beachten.
Auf Labels achten, die die „Fünf Freiheiten“ einhalten
Ein zentrales Kriterium für ethische Tierhaltung sind die “Fünf Freiheiten”. Und schon beim Kauf von Wolle sollte man nach Zertifikaten suchen, die diese Standards garantieren. Diese international anerkannten Parameter beschreiben, unter welchen Bedingungen es Tieren gutgeht. Für Schafe bedeutet das:
- Freiheit von Hunger und Durst: Zugang zu sauberem Wasser und ausreichend Nahrung.
- Freiheit von haltungsbedingten Beschwerden: Artgerechte Unterbringung, die Unbehagen vermeidet.
- Freiheit von Schmerz und Krankheit: Medizinische Versorgung und Vermeidung von Verletzungen.
- Freiheit von Angst und Stress: Stressfreie Haltung und schonender Umgang.
- Freiheit zum Ausleben artgerechten Verhaltens: Genügend Platz und Möglichkeiten für natürliche Verhaltensweisen.
Auch in „100% Wolle“ kann versteckter Kunststoff stecken
Der Begriff „100% Wolle“ klingt zunächst vielversprechend, doch er kann irreführend sein. Viele Wollprodukte werden einer Behandlung namens TEC (Total Easy Care) unterzogen. Dabei werden die natürlichen Schuppen der Wollfasern chemisch entfernt und durch eine Kunststoffschicht ersetzt. Diese sorgt dafür, dass die Wolle weniger fusselt und leichter waschbar ist, doch die ökologische Bilanz leidet erheblich: Solche Fasern sind nicht mehr vollständig biologisch abbaubar. Wer wirklich nachhaltige Wolle sucht, sollte darauf verzichten. Am besten man fragt dazu direkt beim jeweiligen Label nach.
„Mulesing-free“ kaufen
Ein besonders grausames Verfahren in der Wollproduktion ist das sogenannte Mulesing. Dabei wird Lämmern ohne Betäubung Haut in der Afterregion entfernt, um Ungezieferbefall vorzubeugen. Australien, ist das einzige Land, in dem Mulesing noch weit verbreitet ist – und leider immer noch das weltweit größte Exportland für Schafwolle. Um dies zu vermeiden, achtet man am besten auf Labels, die ausdrücklich „Mulesing-free“ ausweisen.
Zertifikate, die Orientierung geben
Ein Blick auf die Zertifikate kann helfen, die Qualität und Nachhaltigkeit eines Wollprodukts zu bewerten. Die folgenden Label sind besonders empfehlenswert:
- NATURTEXTIL IVN BETTER und IVN BEST: Sie stehen für höchste ökologische und ethische Standards.
- Responsible Wool Standard (RWS): Garantiert artgerechte Tierhaltung und verbietet Mulesing.
- ZQ-Zertifikat: Ausgestellt von der New Zealand Merino Company, dieses Siegel sichert Tierschutz und Qualität.
Second-Hand: die nachhaltigste Wolle
Zu guter Letzt muss erwähnt werden: Die umweltfreundlichste Wolle ist die, die bereits existiert! Second-Hand-Plattformen und -Shops bieten eine riesige Auswahl an Woll- und Kaschmirprodukten – oft in hervorragender Qualität und zu deutlich niedrigeren Preisen als Neuware.
Beim Kauf sollte man nicht vor Pilling oder Fusseln zurückschrecken, denn die sind kein Zeichen minderwertiger Qualität, sondern treten bei naturbelassener Wolle einfach auf. Mit einem elektrischen Fusselrasierer lassen sie sich einfach entfernen. Statt häufigem Waschen reicht es oft, Strickteile auszulüften oder über Nacht ins Tiefkühlfach zu legen, um Gerüche zu entfernen. Denn im Gegensatz zu Polyester und Co. hält Wolle auch hartnäckige Gerüche nicht fest.
Flauschige Woll-Tipps aus der FOGS-Redaktion:
- Pullunder aus reiner “Mulesing” freier Merinowolle von Hessnatur, um € 169,-.
- Strickweste aus Bio-Schurwolle und Bio-Baumwolle von Lanius, um € 149,90.
- Mantel “Vaanoise Wool” aus 100% recycelter Wolle von Armedangels, um € 399,-.
- Beanie “Moena” aus zertifiziert tierschutzgerechter Wolle von Vaude, um 33,-.
- Pullover “Enyu” aus GOTS-zertifizierten Materialien wie recycelter Wolle und Baumwolle von Kings of Indigo, um € 150,-.