Interview mit Irene Binder, Director Sustainability Transformation, L’Oréal Österreich Deutschland
Auf der Green Actors Lounge in Berlin im Mai 2022 stand Irene Binder bei einer Podiums-Diskussion zum Thema “Refill, Reuse, Recycle” den interessierten Besucher:innen Rede und Antwort. Wir wollten mehr erfahren und haben mit der Nachhaltigkeits-Expertin von L’Oréal über die Strategien des Konzerns in Sachen Umweltschutz gesprochen.

Seit über 100 Jahren sieht sich L’Oréal den Themen Schönheit und Kosmetik verpflichtet. Seit 2013 wird auch ein besonderes Augenmerk auf Nachhaltigkeit gelegt. Wie kam es gerade zu diesem Zeitpunkt dazu und warum nicht schon früher?
Nachhaltigkeit ist ein Kernwert von L’Oréal und wird im Unternehmen schon seit langem intensiv vorangetrieben. Bereits Anfang der 2000er begann L’Oréal, seinen CO2-Fußabdruck zu reduzieren. Seit 2004 berichten wir unsere Fortschritte im Bereich der Nachhaltigkeit jährlich an den UN Global Compact. 2013 startete das erste offizielle Nachhaltigkeitsprogramm „Sharing Beauty With All“, das bis 2020 lief. Mit dem Nachfolgeprogramm „L’Oréal For The Future“ sind die Ziele der Gruppe bis 2030 umfasst. Die Coronapandemie hat unsere Überzeugungen bestärkt und die Umsetzung aller Initiativen zusätzlich beschleunigt.
Was sind die wichtigsten Kernelemente der von Ihnen verfolgten Nachhaltigkeitsstrategie?
Mit unserem transformativen Nachhaltigkeitsprogramm „L’Oréal For The Future“ unterstreichen wir die Ambition, bis 2030 innerhalb der planetaren Grenzen zu operieren. Unsere Verpflichtung besteht darin, sicherzustellen, dass unsere Aktivitäten die Grenzen des Planeten respektieren. Dafür setzen wir quantifizierbare Maßnahmen um, die unsere Auswirkungen auf Klima, Wasser, biologische Vielfalt und natürliche Ressourcen begrenzen. Wir haben 20 klare Ziele definiert, unter anderem im Bereich Klima. Bis 2030 passen wir unsere Treibhausgasemissionen an das +1,5 °C-Szenario an. Bis zum Jahr 2025 sollen beispielsweise durch die Verbesserung von Energieeffizienz und die ausschließliche Nutzung erneuerbarer Energien alle unsere Standorte CO2-neutral sein. In Deutschland haben wir das bereits erreicht: Seit Anfang 2021 operieren alle Standorte CO2-neutral. Zudem übernehmen wir auch Verantwortung für die indirekten Auswirkungen in unserer Lieferkette, indem wir auch Lieferanten, Kund:innen und Verbraucher:innen bei der Nachhaltigkeitstransformation unterstützen.
Wie stellen Sie sicher, dass die 42 von L’Oréal geführten Marken Nachhaltigkeit gleich stark umsetzen?
Ganz einfach: Die Ziele gelten für ganz L’Oréal – für alle Marken, alle Standorte und Werke. Da unsere Marken aus den gleichen Fabriken kommen, sind sie auch alle Teil der Transformation. Von einer Verpackungsinnovation profitieren beispielsweise alle Marken, weil sie alle zur L’Oréal Groupe gehören. „L’Oréal For The Future“ transformiert das gesamte Unternehmen. Das ist der Vorteil einer Matrixorganisation: Unsere Forschung, Entwicklung und Produktion sind markenunabhängig organisiert. Alle Marken profitieren gleichermaßen von Erkenntnissen, Innovationen und Veränderungen.
Interpretieren die Marken Nachhaltigkeit individuell? Oder gibt es einen einheitlichen Fahrplan? Wie findet eine transparente Gegenüberstellung statt?
Die Marken werden alle im Jahr 2030 spätestens den „L’Oréal For The Future“-Zielen entsprechen. Das heißt, sie sind alle auf dem gleichen Fahrplan unterwegs. Sie unterscheiden sich lediglich in der Art und Weise ihrer Kommunikation zu Nachhaltigkeit, weil verschiedene Marken verschiedene Zielgruppen ansprechen. Eine transparente Gegenüberstellung erfolgt zuerst bei uns im Hause. Alle unsere Produkte aller Marken wurden in den letzten Jahren einer systematischen Analyse unterzogen. So kennen wir den Umwelt- und Sozialfußabdruck unserer Produkte und verstehen, an welchen Stellschrauben wir drehen müssen.
Wir analysieren den Fußabdruck des gesamten Lebenszyklus eines Produkts – also von der Beschaffung des Inhaltsstoffs über die Produktion bis hin zur Nutzung durch die Konsument:innen und Verwertung in der Recyclinganlage. Schon mit dem ersten dezidierten Nachhaltigkeitsprogramm „Sharing Beauty With All“ haben wir bei 96 Prozent unserer Produkte einen verbesserten ökologischen und sozialen Fußabdruck erreicht.
Diese Analysen stellen wir auch unseren Konsument:innen transparent zur Verfügung mit unserem „Produkt Umwelt- und Sozial Impact Label“. Jedes Produkt erhält einen Score von A bis E. Dieser zeigt den jeweiligen Umwelt- und Sozialfußabdruck, z.B. in Bezug aus Wasserverbrauch und CO2-Emissionen. Dieses Scoring rollen wir Schritt für Schritt über alle Kategorien aller Marken in allen Ländern aus. In Deutschland und Österreich findet man es bereits bei Garnier, Biotherm, L’Oréal Paris, Vichy und La Roche Posay.

Wie helfen Sie Ihren Konsument:innen selbst Verantwortung zu übernehmen und den Verbrauch von CO2-Emissionen sowie den Umgang mit Ressourcen zuhause zu reduzieren?
Wir entwickeln beispielsweise Shampoos, die schneller auswaschbar sind. 60 Prozent des CO2-Fußabdrucks eines Shampoos entsteht bei der Verwendung zuhause. Das hängt unter anderem davon ab, wie schnell sich das Shampoo aus dem Haar spülen lässt. Darüber hinaus befähigen wir Konsument:innen mit unserem “Produkt Umwelt- und Sozial Impact Label”, nachhaltige Konsumentscheidungen zu treffen. Mit „Schoen-Trennen.de“ bieten wir außerdem eine Online-Info-Kampagne. Hier können sich unsere Verbraucher:innen über die richtige Trennweise von Kosmetikverpackungen informieren.

Gibt es Strategien zur Reduzierung von Verpackungsmüll? Zum Beispiel ein Rücknahmeangebot von Verpackunsmaterialien, um eine ordnungsgemäße, sortenreine Mülltrennung und Recycling zu ermöglichen?
Hier gibt es mehrere Aspekte, die wichtig sind. Erstens bemühen wir uns darum, die Verpackungen unserer Produkte durch EcoDesign zu reduzieren. Das umfasst unter anderem die Verwendung von recycelten und nachwachsenden Rohstoffen sowie die Reduktion von Gewicht und Volumen. Unser Ziel ist es auch, jede Verpackung in jedem Recyclingsystem der Welt recycelbar zu machen. Durch Refill- und Recharge-Systeme ermöglichen wir die Mehrfachverwendung unserer Verpackungen. Das ist bei Mugler Düften übrigens schon seit 1992 möglich. Weitere Beispiele sind die Wahre-Schätze-Shampoos von Garnier.
Zweitens: Wenn es um Recycling geht, gibt es in Deutschland die Dualen Systeme, mit denen jeder Hersteller zusammenarbeitet. So wird das Recycling aller Verpackungen gewährleistet.
Drittens: Wir arbeiten in industrieübergreifenden Kollaborationen an innovativen Möglichkeiten, Verpackungen weiter zu optimieren – auf nationaler Ebene beispielsweise im Forum Rezyklat, auf EU-Ebene in der Circular Plastics Alliance und auf globaler Ebene im Rahmen der New Plastics Economy der Ellen McArthur Foundation.
Und, viertens, mit unserer oben schon genannten Info-Kampagne schoen-trennen.de unterstützen wir unsere Konsument:innen dabei, ihre Kosmetikprodukte bei der Entsorgung richtig zu trennen. Dass Deckel und Flasche einer Shampooflasche auseinandergeschraubt in die gelbe Tonne müssen, ist beispielsweise gar nicht allen bewusst.
Wie verhindern Sie, dass durch die Verwendung Ihrer Produkte das Abwasser verschmutzt wird?
Mit unserem Tool SPOT (Sustainable Product Optimization Tool, Grundlage des Produkt Umwelt & Sozial Impact Label) unterziehen wir jedes Produkt einer Evaluierung. Dabei werden 14 Einflussfaktoren über den gesamten Lebenszyklus von Produkten berücksichtigt. Dank dieses Tools haben 96 Prozent unserer Produkte im Jahr 2020 einen verbesserten ökologischen und sozialen Fußabdruck aufgewiesen. Zusätzlich testen wir bereits heute unsere Formeln auf unseren aquatischen Plattformen. Bis 2030 werden alle unsere Rezepturen auf unserer Umwelttestplattform bewertet. So wird ihre Unbedenklichkeit für die Vielfalt von Süß- und Salzwasser-Ökosystemen auf dem Festland und an den Küsten sichergestellt. Mehr dazu auch hier: https://einblick-in-unsere-produkte.loreal.de/unser-vorgehen/rezepturen-die-die-aquatische-umwelt-besser-schuetzen.
Wie stehen Sie zum Thema Mikroplastik und gelöste Polymere?
Mikroplastik in unseren Produkten zu eliminieren oder zu reduzieren, ist etwas, das wir seit Jahren vorantreiben. Bereits 2014 haben wir mit der Umformulierung von Produkten begonnen, die abzuspülen sind und damit unmittelbar ins Abwasser gelangen. Mikropeelingpartikel aus Kunststoff sind in unseren exfolierenden Produkten seit Januar 2017 nicht mehr enthalten.
Seit Anfang 2020 haben wir Mikroplastik als Trübungsmittel aus all unseren abzuspülenden Produkte verbannt. Der schrittweise Austausch von Mikroplastik in Sonnenschutzprodukten und in Pflegeprodukten für Gesicht und Körper ist im Gange.
Außerdem haben wir mit Nachdruck begonnen, die Umformulierung auf dekorative Kosmetikprodukte zu erstrecken, obwohl diese beim Abschminken zum großen Teil nicht ins Abwasser entsorgt werden. Heute ist es jedoch nicht möglich, für den Abschluss dieser Arbeiten einen genauen Zeitpunkt anzugeben. Trotz großer Anstrengungen in der Forschung gibt es noch nicht immer alternative Lösungen für die Verwendung von Mikroplastik in Tausenden von Make-up-Produkten, ohne deren Leistung für unsere Verbraucher:innen zu verringern. Der Industrieverband Körperpflege und Waschmittel hat zum Thema Mikroplastik in der Kosmetik auch weitere Erläuterungen auf seiner Website veröffentlicht. Die dort für die Kosmetikindustrie gemachten Aussagen spiegeln auch die Meinung von L’Oréal wider.
Durch das Knappwerden von Wasser muss L’Oréal höchstwahrscheinlich auch umdenken — wie sieht Ihre Strategie dahingehend aus?
Die L’Oréal Gruppe hat sich verpflichtet, die Wasserressourcen in ihrer gesamten Wertschöpfungskette und insbesondere an den einzelnen L’Oréal-Standorten zu schützen. Die weltweit umgesetzten Aktionspläne beruhen insbesondere auf den Grundsätzen: Analyse der Wasserverbräuche, anschließende Optimierung und Wiederverwendung von unbehandeltem Brauchwasser für einen neuen Zweck sowie die Wiederverwendung des verwendeten Wassers nach einem spezifischen zusätzlichen Behandlungsschritt.
Bis Ende 2021 waren bereits 17 Fabriken der L’Oréal Gruppe mit Recyclinganlagen ausgestattet, die die Wiederverwendung von Prozesswasser ermöglichen. Im Rahmen des Programms „L’Oréal for the Future“ hat sich die Gruppe ein neues Ziel für 2030 gesetzt: 100 Prozent des in unseren industriellen Prozessen verwendeten Wassers soll recycelt und in einem Kreislauf wiederverwendet werden, das heißt 100 Prozent der Fabriken sollen sogenannte Waterloop-Fabriken sein. Diesen Status hatten Ende 2021 bereits 6 Fabriken, das entspricht 15 Prozent der Fabriken der Gruppe. Momentan rüsten wir unsere Fabrik in Karlsruhe auf Waterloop um. 2024 soll die Umrüstung abgeschlossen sein.

Wieso werden für einige Produkte immer noch kritische Rohstoffe wie Palmöl verwendet, bei dem Regenwald zerstört wird?
Der Palmöl-Verbrauch der gesamten L’Oréal Gruppe macht nur etwa 0,1 Prozent der weltweiten Palmölproduktion aus. Dennoch will L’Oréal zu den verantwortungsvollsten Unternehmen der Welt gehören und mit gutem Beispiel vorangehen. 100 Prozent unseres Palmöls und der Palmderivate sind vom RSPO (Roundtable on Sustainable Palm Oil) zertifiziert.
Im Jahr 2021 hat L’Oréal weniger als 310 Tonnen Palmöl direkt eingekauft. L’Oréal verwendet außerdem von seinen Lieferanten Inhaltsstoffe, die Palmderivate enthalten, in einer Menge, die 90.003 Tonnen Palmöl pro Jahr entspricht.
Um das spezifische Thema der Derivate anzugehen und eine nachhaltige und entwaldungsfreie Versorgung zu garantieren, hat L’Oréal beschlossen, über die RSPO-Zertifizierung hinauszugehen. Seit 2014 ist L’Oréal eines der wenigen Unternehmen, das die Derivate bis zu ihrem Ursprung zurückverfolgt. Bis heute haben wir 98 Prozent der Derivatmengen zu den Raffinerien, 94 Prozent zu den Mühlen und 50 Prozent zu den Plantagen zurückverfolgt.
Um unabhängige Kleinbauern zu unterstützen, Abholzung zu verhindern und regenerative, landwirtschaftliche Praktiken zu fördern, hat L’Oréal seit 2015 fünf Feldprojekte in Indonesien und Malaysia durchgeführt, die 27 Prozent unserer benötigten Mengen abdecken. Unsere Maßnahmen zur Bekämpfung der Entwaldung werden u.a. vom Carbon Disclosure Project (CDP) anerkannt. L’Oréal wurde 2021 das fünfte Jahr in Folge mit “A” in der Kategorie „Schutz der Wälder“, der höchsten Leistungsstufe, ausgezeichnet.
Auch bei der Herstellung von Avocadoöl wird extrem viel Wasser verbraucht.
Avocadoöl ist ein pflanzliches Öl, das in der Kosmetik wegen seiner feuchtigkeitsspendenden und antioxidativen Eigenschaften verwendet wird. Ein großer Teil unseres Avocadoöls stammt von Produzenten, die als biologisch und „Fair for Life“ und „Fair for Life in Mass Balance“ zertifiziert sind.
L’Oréal bezieht einen Teil seines Avocadoöls von Kleinproduzenten in Kenia und Tansania. Die „Fair for Life“-Zertifizierung bestätigt unter anderem die Anwendung der Grundsätze des fairen Handels. Für die Herstellung von Avocadoöl in kosmetischen Produkten werden Früchte verwendet, die aufgrund ihrer geringen Größe nicht für den Export und den Verkauf an die Lebensmittelindustrie geeignet sind. Ihre Verwendung für die Herstellung von Avocadoöl ist eine wichtige Einnahmequelle für Kleinerzeuger.
Welche Punkte beinhaltet Ihre Nachhaltigkeitsstrategie bezüglich der Erhaltung der Biodiversität?
Obwohl sich die Gruppe schon seit vielen Jahren für die Erhaltung und nachhaltige Nutzung der biologischen Vielfalt einsetzt, verstärkt das Programm „L’Oréal for the Future“ dieses Engagement. Die biologische Vielfalt wird noch mehr in den Mittelpunkt der Ziele der Gruppe gestellt. L’Oréal verwendet etwa 1.717 Rohstoffe aus fast 313 Pflanzenarten. Derzeit sind 87 Prozent der biobasierten Inhaltsstoffe für unsere Produkte rückverfolgbar. Sie stammen aus nachhaltigen Quellen, die nicht mit der Abholzung von Wäldern verbunden sind. Bis 2030 werden wir hier 100 Prozent erreichen.
Wir sind außerdem zwei weitere Verpflichtungen im Zusammenhang mit dem Schutz der biologischen Vielfalt bis 2030 eingegangen: Zum einen werden 95 Prozent unserer Inhaltsstoffe in den Formeln biobasiert sein. Das heißt sie werden aus reichlich vorhandenen Mineralien oder aus Kreislaufprozessen stammen. Möglich wird dies dank unserer Green-Sciences-Revolution, die die Art und Weise, wie wir unsere Produkte entwickeln und herstellen, tiefgreifend verändert. Zum anderen werden wir die Gesamtfläche, die für die Beschaffung unserer Inhaltsstoffe wichtig ist, im Vergleich zu 2019 konstant halten.

Naturkosmetikprodukte gelten gemeinhin als natürliche und damit nachhaltigere Alternative zu herkömmlichen Kosmetikprodukten. Wie bewerten Sie diese Haltung?
Naturkosmetik ist nicht gleichbedeutend mit dem geringsten ökologischen Fußabdruck – das gilt es immer zu bedenken. Wie gerade schon gesagt, verfolgen wir das Ziel, unseren Verbraucher:innen die besten Produkte mit hervorragender Qualität und einem nachhaltigen ökologischen und sozialen Profil anzubieten. Seit über 20 Jahren verfolgt wir bei L’Oréal einen Ansatz, den wir heute „Green Sciences“ nennen. Erklärtes Ziel ist, dass bis 2030 95 % unserer Inhaltsstoffe biobasiert sein werden, aus reichlich vorhandenen Mineralien oder aus Kreislaufprozessen stammen.
Wie treffe ich als Konsument:in eine wirklich nachhaltige Kaufentscheidung?
Nachhaltigkeit ist ein enorm vernetztes Feld. Deswegen haben wir unser “Produkt Umwelt & Sozial Impact Label” über Jahre mit unabhängigen Wissenschaftlern entwickelt. Wir möchten die Auswirkungen unserer Produkte in Bezug auf den gesamten Lebenszyklus so transparent wie möglich machen. So geben wir den Konsument:innen eine echte Möglichkeit an die Hand, nachhaltige Kaufentscheidungen zu treffen.
Wie gehen Sie mit dem Thema Greenwashing um?
Nachhaltigkeit ist für uns ein Kernthema, das sich auf unser gesamtes Geschäftsmodell auswirkt. Seit Anfang der 2000er Jahre arbeiten wir an unserer Nachhaltigkeitstransformation. Mit „L’Oréal For The Future“ haben wir unsere Ambitionen noch einmal beschleunigt. Wir sind ein Unternehmen, das aus der Wissenschaft geboren ist. Wir sind daher überzeugt, dass Worte immer mit Taten einhergehen müssen und dass diese Taten transparent aufgeführt sein müssen. Daher finden Sie alle Kennziffern, auch zu Nachhaltigkeit, in jährlichen Reports, die genauso von Wirtschaftsprüfern geprüft werden, wie unsere finanziellen Zahlen.
Wie geht L’Oréal mit dem Thema Wachstum um? Gehört es zu einer konsequenten Nachhaltigkeitsstrategie dazu, die Menge der produzierten Produkte zu reduzieren? L’Oréal hat mehr als 40 Marken im Sortiment. Ist eine solche Masse an Angeboten überhaupt notwendig?
Wir alle müssen sicherlich zu einer neuen Form des Konsums kommen. Die Zeiten grenzenloser Ressourcen und grenzenlosen Mülls sind vorbei. Verantwortungsvolles Wachstum ist ein relevanter Faktor, um Nachhaltigkeit als Prinzip im Geschäftsmodell zu verankern. L’Oréal hat gerade einen Impact Investing Fund für Kreislaufinnovationen gelauncht. Wir sind überzeugt, dass die Finanzwirtschaft eine entscheidende Rolle bei der Abschwächung der Auswirkungen des Klimawandels spielt. Durch Impact Investment möchten wir im Rahmen des Programms „L’Oréal For the Future“ dazu beitragen, Innovationen im Bereich der Kreislaufwirtschaft voranzutreiben. Für uns ist Impact Investing ein perfektes Beispiel für nachhaltige Finanzen. Es gibt uns die Möglichkeit, finanzielle Wertschöpfung mit ökologischer und sozialer Wertschöpfung zu verbinden.
Über L’Oréal
L’Oréal hat sich seit über 100 Jahren der Schönheit verschrieben. Mit über 35 internationalen Marken erwirtschaftete der Konzern im Jahr 2020 einen Umsatz von 27,99 Milliarden Euro. Der Konzern beschäftigt weltweit 85.400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Forschung und Innovation sowie ein engagiertes Forschungsteam von 4.100 Mitarbeiter:innen stehen im Mittelpunkt der Strategie von L’Oréal. L’Oréal legt für die gesamte Gruppe ambitionierte Ziele für eine nachhaltige Entwicklung bis 2030 fest und strebt die Stärkung seines Ökosystems für eine inklusive und nachhaltige Gesellschaft an. Auch in Deutschland ist L’Oréal Kosmetikmarktführer. Die Gruppe ist hierzulande an fünf Standorten vertreten, darunter mit Fabriken in Karlsruhe und Salzhemmendorf. In Deutschland und Österreich beschäftigt L’Oréal rund 2.800 Mitarbeiter:innen.

Vielen lieben Dank, Frau Binder, für den ausführlichen und spannenden Einblick in Ihre Arbeit bei L’Oréal.
Irene Binder kam nach ihrem Studium der Volkswirtschaftslehre zur L’Oréal Familie, der sie nun seit mehr als 20 Jahren angehört. Gestartet im Controlling der Consumer Products Division hat sie im Laufe der Zeit als CFO verschiedener Geschäftsbereiche von L’Oréal Vielfältigkeit kennengelernt und ein tiefes Verständnis für die Geschäftsabläufe entwickelt. Als Leitung des Purchasing Departments von L’Oréal Deutschland konnte sie in den vergangenen Jahren schon erfolgreich das Fundament zur Steuerung operativer Prozesse mit Nachhaltigkeitsparametern legen. Mit „L’Oréal For The Future” leitet sie ein transversales Team von 70 L’Oréal Kolleginnen und Kollegen, die cross-funktional die Nachhaltigkeitstransformation in Deutschland und Österreich voran treiben.