Südtirol ist ein Synonym für Wein, Wellness und Wandern. 2024 hat das Vier-Sterne-Superior Hotel Lüsnerhof, eingebettet in die Arme der Dolomiten, diese Begriffe neu definiert. Nach einer nachhaltigen Erweiterung des Naturhotels hat sich FOGS-Redakteurin Marie auf eine regenerierende Reise ins stille Lüsnertal begeben und teilt diesen Genuss in diesem Artikel.
Vorbei an malerischen Dörfern fahren wir über kurvige Straßen, die uns immer höher in die Berge führen. Die Schilder der Gasthöfe sind von der Sonne verblasst. Die Bedeutung der Buchstaben lässt sich teils nur noch erahnen. Die Luft ist rein, der Himmel azurblau. Von Norden kommend nehmen wir die Ausfahrt „Brixen – Pustertal“. Nach 4 km erreichen wir Brixen und freuen uns, als wir kurz darauf das Schild „Luson – Lüsen“ erblicken, das am Anfang des kleinen, stillen Tals steht. Die Spitzen der Berge leuchten hellweiß, auch eine Kirchturmspitze wird nun sichtbar, als wir uns annähern. Radfahrer begleiten uns bis kurz vor das Ziel. Am Hang sehen wir ortsansässige Bauern, die ihr Heu zusammenrechen. Auf der linken Seite thront der Lüsnerhof. Erhaben, aber nicht abgehoben. Er grüßt eher bodenständig freundlich. Dank seiner Abgeschiedenheit ist das Vier-Sterne-Superior Naturhotel ein Geheimtipp für jene, die ihren Urlaub abseits von Touristenmassen in ursprünglicher Natur erleben wollen.
Der Ursprung ist im Lüsnerhof zuhause
Dass vor geraumer Zeit die Bewohner die Strecke, die zum Lüsnerhof führt, zu Fuß zurücklegten, ist heute unvorstellbar. Heute leben 1.500 Bewohner in der Gemeinde, vor 200 Jahren waren es rund 1.170. Die Land-, Alm- und Forstwirtschaft, die über Jahrhunderte der primäre Wirtschaftszweig des Tales war, ist zurückgegangen. Die Seele des Dorfes hat sich jedoch nicht verändert, genauso wenig wie das herzliche Gemüt der Menschen. Ob es an dem milden Klima und den 300 Sonnentagen im Jahr liegt? Auch Familie Hinteregger und das Lüsnerhof-Team empfangen jeden ihrer Gäste mit großer Herzlichkeit. Wenn man Glück hat, erwischt man Tochter Sofia und Gastgeber Franz abends beim traditionellen Hausmusizieren. Im Lüsnerhof spürt man, dass die Südtiroler Gastfreundlichkeit in den Adern fließt und das kommt nicht von ungefähr.
Großvater Johann baute 1970 am Zalnerhof eine Jugendherberge. Damit war der Grundstein für den Tourismus gelegt. 1982 eröffnete Franz mit gerade einmal 21 Jahren das erste Hotel in Lüsen. Schwester Ehrentraud packte mit an. Noch heute ist fast jeder Teil der Familie im Hotel verankert, atmet die Ursprünglichkeit des Dorfes ein und spiegelt diese individuell im Hotel wider. Ab den 80ern begann man erstmals, die Natur in den Fokus zu stellen und setzte diesen Weg fort.
Nachhaltig nach den 4 Urelementen
Heute bietet das familiengeführte Hotel einen Rückzugsort, an dem Jung und Alt naturnah eine Auszeit genießen können. Dass Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle spielt, zeigt sich schon beim ersten Blick auf den hölzernen Gebäudekomplex. „Die ganze Familie ist in diesem Konzept verankert. Auch privat ist das Thema von Wichtigkeit und sie leben das auch im Hotel“, wird mir erzählt. Jedes der 55 Zimmer und Suiten ist durch die vier alpinen Elemente der Erde inspiriert und in einer bemerkenswerten Bio-Bauweise kreiert. Feuer, Wasser, Erde, Luft. Am Ende führt alles auf eines der Elemente zurück.
Jahrmillionen-altes Dolomitgestein aus dem nahegelegenen Würzjoch, Lehmputzwände und Massivholz aus den eigenen Wäldern treffen aufeinander und wirken nicht nur energetisch, sondern riechen auch erfrischend. Vergrößern will man das Naturhotel nicht mehr, lediglich auf Verbesserungen bezüglich der nachhaltigen Qualität eingehen. Auch bei der Energieproduktion wird nachhaltig gedacht und auf Hackschnitzel aus dem eigenen Wald sowie auf das Wasserkraftwerk vom Kaserbach zurückgegriffen. Hier auf 1.100 m Höhe bekommt man nachhaltiges Urlauben im Komplettpaket und gibt ihm den Begriff der naturellness®-Philosophie.
naturellness®-Spa: Ein Konzept mit dem längsten Sauna-Pfad der Alpen
Ich stehe auf der Terrasse am Naturbadeteich und höre die klangvolle melodische Musik, die von irgendwoher herüberschwebt. Vor mir erstreckt sich eine idyllische Berglandschaft, die mit den zackigen Zaunspitzen und Bergen im Hintergrund wie ein kleines Paradies wirkt. Ein Schmetterling setzt sich behutsam auf mich, ein Moment des Runterkommens, während Libellen dicht über der Wasseroberfläche schweben. Bienen summen, das Wasser plätschert leise. Der Wohlfühl-Bereich ist endlos, man könnte hier Tage, Wochen verbringen.
Der naturellness®-Spa teilt sich in drei Bereiche: LüsnerBadl, BadehausSpa und Waldbad-Promenade. Beginnend im LüsnerBadl führt mich ein Weg zu einem Kräutergarten durch das BadehausSpa und setzt sich auf der 700 Meter langen Waldbad-Promenade fort. Ich passiere eine wildromantische Bachsauna direkt am rauschenden Gebirgsbach, und halte meine Füße ins Wasser. Das Wasser umspült meine Füße, und ich spüre die Frische und Reinheit des Almenquellwassers. Die Luft riecht erdig, sie erinnert an grasende Kühe und das Landleben, sie ist pur, die Natur.
In Richtung Waldrand schaukelt die Infrarotgondel. Die Saunen, Wasserflächen und die vielen Kuschelecken sind allesamt bewusst kompakt gehalten, um die eigene Nähe zu spüren. „Die 11 verschiedenen Saunen im Inneren sind der Anfang eines 300 Meter langen Parcours, der organisch mit der Zeit gewachsen ist“, wird mir später erzählt. Ich folge dem Barfußweg zur schamanischen Schwitzhütte. Von hier aus gelangt man entlang des Pfades zum Dolomiten-Aussichtspunkt. Nur wenige Hotels haben ihr umfangreiches Wellnessprogramm so in die Natur integriert.
„Berg frei“ – Aktiv im Lüsnerhof
Schon beim Verlassen des Hotels sollte das Herz eines jeden Wanderers höherschlagen. Für Aktivurlauber ist dies der richtige Ort, um sich auf den saftig-grünen Weiden und in den Nadelwäldern Südtirols zu verlieren. „Auf die Berge will ich steigen, wo die frommen Hütten stehen, wo die Brust sich frei erschließet, und die freien Lüfte wehen“, schrieb Heinrich Heine einst so romantisch, als gäbe es keine größere Liebe als die zur Natur. Ebenso leidenschaftlich präsentiert sich der Lüsnerhof, ein Wanderhotel, das die Berge liebt. Unzählige Wege führen hinauf zur Lüsneralm, die sich von Zumis bis zum Peitlerkofel im Naturpark Puez-Geisler erstreckt.
Ob man die längste Alm Südtirols erklimmen oder eine abgelegene, abenteuerliche Alm entdecken möchte, das Lüsnerhof-Team bietet ganzjährig Sonnenaufgangs- und Achtsamkeitswanderungen, Kräuterexkursionen und sogar Schneeschuhwanderungen an. In dieser friedlichen Umgebung wandern Anfänger und Profis, Groß und Klein, zwischen Enzianen und Alpenrosen dahin – einzeln oder in der Gruppe. Neben den täglich geführten Touren, bietet das Mindfulness Programm des Lüsnerhofs reichlich Abwechslung. Der neu eröffnete Fitnessraum mit Boulderecke und die exklusive Yoga-Shala versprechen Dopaminüberschuss und Entschleunigung zugleich.
Schlemmern im Dreiviertel-Takt
Was bei all dem nicht zu kurz kommen darf: Der Genuss. Natur-Genuss. „Naturkuchl“ heißt das im Lüsnerhof und wird mit einem Bissen von Regionalität frisch serviert. Nachdem ich bereits einen Blick in Gastgeberin Marias authentischen Kräutergarten werfen konnte, erwartet mich während meines Aufenthalts eine Kulinarik, die nach dem dem Null-Kilometer-Prinzip kreiert ist. Die Philosophie wird deutlich: „Die Zutaten sollen regional und biologisch sein. Neben dem Kräutergarten pflanzt und erntet Gartenbauer Raffael im hauseigenen Bio-Gemüsegarten auf 2.000 Quadratmeter Produkte, die er uns zweimal die Woche bringt.“ Das Wild jagen die Lüsner Jäger eigenhändig, der Käse und die Milch kommen von den Almen, und die Butter vom Nachbarn. Alles gemeinsam für das große Ganze.
Der Lüsnerhof lebt die 3/4-Naturgenießer-Pension aus Frühstücksbuffet, Nachmittagsjause und Fünf-Gang-Abendgenussmenü. An diesem Abend entscheide ich mich für die vegetarische Variante: Menü „Terra“ statt „Vom Berg und Tal“. Eine geschmackvolle Kartoffel-Lauch-Cremesuppe, ein aromatisches Safran-Risotto, gebratener Knollensellerie mit frischem Gemüse aus dem Garten und ein deliziöses Sorbet stehen auf der Karte. Chefkoch Luca Armellino legt besonderen Wert darauf, dass die Gerichte leicht sind: „Vor dem Speisen ist nach dem Speisen.“ So entstehen köstliche Gerichte, die nicht schwer im Magen liegen, sondern glücklich machen.
Nach dem Geschmackserlebnis geht es um 21 Uhr zum Late-Night-Aufguss in der neuen Ritualsauna mit Panoramablick auf den Naturgarten. Ich sitze auf einem Handtuch, das mich knapp vor der eisernen Hitze schützt. Aufgussmeister Marco spielt meditative Musik ein, und zelebriert die Aufgüsse mit sanftem Wedeln. Nebelschwaden tragen mir den Geruch von Pfefferminz, Wacholder und ätherischen Öle in die Nase. Der Schweiß läuft mir die Schläfen hinunter und ich spüre, wie ich entspanne. Selbst Schwitzen wird im Lüsnerhof zum Genuss.