Egal, ob man ein Outdoor-Fan ist oder nicht: Plastikmüll in der Natur, der den Boden und die Gewässer verschmutzt, tut weh. Dabei sind es aber nicht nur die offensichtlichen Getränkedosen und Co., die die Umwelt belasten, sondern die kaum sichtbaren Partikel, die unsere Kleidung abgibt. Es macht also einen wichtigen Unterschied, was wir tragen, wenn wir in der Natur unterwegs sind. Die gute Nachricht: tolle Labels, die ethische und nachhaltige Outdoor-Bekleidung herstellen, gibt es bereits zu Hauf. Aber worauf sollte man achten und wo beginnt man am besten? Mit diesen fünf Tipps lassen wir beim nächsten Wintersport-Abenteuer sicher nichts zurück, außer unsere Spuren im frischen Schnee.
1. Das Hauptproblem PFC
Seit beinahe 70 Jahren werden sogenannte per- und polyfluorierte Chemikalien (PFC oder auf Englisch PFA) in der Bekleidungsindustrie bedenkenlos eingesetzt. Dass diese Substanzen, die auch als Fluorcarbone bezeichnet werden, umwelt- und gesundheitsgefährdend sind, kam erst mit einer großangelegten Greenpeace-Studie im Jahr 2012 an die Öffentlichkeit. Greenpeace-Mitarbeitende entnahmen dabei Schnee- und Wasserproben von Gebirgsseen und Berggipfeln in zehn Ländern auf drei Kontinenten. Die Studienergebnisse der Umweltschutzorganisation belegten, dass PFCs bereits in den entlegensten Regionen der Welt vorkommen, beispielsweise in der kanadischen Arktis. Mittlerweile wurden die Schadstoffe sogar in der Leber von Eisbären gefunden. Sie gelangen durch Abrieb der Kleidung und Schuhe in die Natur, reichern sich in Gewässern an, werden von Tieren aufgenommen und gelangen somit durch Nahrung, Trinkwasser oder die Atmung ins menschliche Blut.
Was daran so schlimm ist? Einmal in die Umwelt freigesetzt, werden PFCs nur sehr langsam abgebaut. Viele bleiben sogar für immer auf dem Planeten, weshalb man sie auch „Forever Chemicals“ nennt. Einige schaden der Fortpflanzung, fördern das Wachstum von Tumoren und beeinflussen das Hormonsystem. Viele Outdoor-Labels zogen nach der Greenpeace-Studie Konsequenzen: Jack Wolfskin, Tatonka, Vaude oder Fjällräven bieten inzwischen PFC-freie, absolut regenfeste Outdoor-Bekleidung an. Große Mitstreiter im Wasserfest-Segment wie Gore-Tex und Mammut wollen zumindest bis Ende 2023 bzw. 2025 bei sämtlichen Beschichtungen auf PFCs verzichten – allerdings mit einigen Ausnahmen.
2. Natur- statt High-Tech-Stoffe
Dass Outdoor-Bekleidung immer leistungsfähiger wird, liegt vor allem an Chemiefasern. Denn diese, meist „High-Tech-Material“ genannten Stoffe sind beliebig wandelbar – von wasserfest über windabweisend bis hin zu super leicht. Ökologisch gesehen, haben die synthetischen Fasern aber einige Nachteile. Ihre Herstellung verbraucht viel Energie und setzt oft sogar Chemikalien in Abwässern frei. Die Grundlage ist meist fossiles Mineralöl, wodurch sie Emissions-intensiv und nicht biologisch-abbaubar sind. Im Gegensatz zu Naturmaterialien müssen Chemiefasern außerdem gegen Geruchsbildung behandelt werden. Oft wird dafür Nanosilber eingesetzt, das Einfluss auf Umwelt und Gesundheit hat.
Outdoor-Bekleidung aus Schafwolle, wie beispielsweise von Ortovox, ist dagegen von Natur aus atmungsaktiv und wirkt antibakteriell. Das deutsche Unternehmen bietet mittlerweile sogar klimaneutrale Kollektionen an. Hersteller icebreaker brachte kürzlich die erste Softshell-Kombination aus 100 Prozent Merinowolle auf den Markt. Das “Shell+™ Hooded Jacket” besteht aus einer atmungsaktiven und feuchtigkeitsregulierenden Merinofaser mit wasserabweisender, PFC-freier Beschichtung. Für Veganer*innen eignet sich Sportunterwäsche aus Bio-Baumwolle oder Neuheiten wie die wind- und wasserabweisende “Nature Shell” aus 100% Bio-Baumwolle von Hessnatur. Diese setzen auch kein schädliches Mikroplastik in der Natur frei.
3. Recycling matters
Bei anspruchsvollen Berg- und Skitouren kommt man um High-Tech-Stoffe aus Synthetik vermutlich nicht herum. Man kann aber dennoch auf die nachhaltigere Variante setzen: Recycling-Polyester, dessen Herstellung etwa 50% weniger Energie verbraucht als neue Chemiefasern. Viele Marken nutzen diese Variante bereits, darunter das deutsche Label bleed, Klättermusen oder Millet. Die Kieler Outdoor-Marke Pyua hat das Sortiment sogar kreislauffähig konzipiert. Das heißt, dass jedes Teil aus recyceltem Polyester nach dem Lebensende wiederaufbereitet und zu neuer Bekleidung verarbeitet werden kann. Die Nachhaltigkeitspioniere von Patagonia arbeiten ebenfalls stetig an mehr Kreislauffähigkeit ihrer Outdoor-Bekleidung.
4. Auf Siegel vertrauen
Neben den bedenklichen PFCs gibt es noch unzählige weitere chemischer Substanzen, die man bei der Herstellung von Outdoor-Bekleidung einsetzt. Das macht einen transparenten Überblick schwierig, wenn nicht gar unmöglich. Mit den Jahren haben sich aber ein paar Siegel etabliert, deren strengen Umwelt- und Ethikstandards man Vertrauen schenken kann. Im Outdoor-Bereich ist derzeit das Textilsiegel Bluesign ein Garant für Umweltverträglichkeit entlang der gesamten Lieferkette. Aber Vorsicht: da das Siegel auch für einzelne Produkte vergeben werden kann, hat es keine Aussagekraft über das gesamte Label! Das staatliche Siegel Grüner Knopf ist das neueste und hat seine ökologischen sowie sozialen Kriterien erst kürzlich nochmal strenger gestaltet. Auf faire soziale Bedingungen in den Herstellungsbetrieben achtet wiederum das Siegel der Fair Wear Foundation.
5. Pflegen und Reparieren
Wie immer ist das umweltschonendste Kleidungsstück jenes, das man bereits besitzt. Seine Outdoor-Bekleidung nicht übertrieben oft zu waschen, leistet einen genauso großen Beitrag, wie vorhandenes einfach zu reparieren. Immer mehr Marken bieten daher Reparaturanleitungen oder –Services an. Bei Patagonia kann man zum Beispiel online viel übers Reparieren von Kleidung erfahren. Mit ifixit.com bietet Vaude dasselbe, vermietet aber auch Zelte und Rucksäcke auf iRentit. Wer seine Sportkleidung gebraucht kauft, spart neben Ressourcen auch noch Geld. Neben gängigen Plattformen wie ebay und Co. bieten auch immer mehr Sportshops Second Hand Ware an – beispielsweise Projekt RE-USE von Bergzeit.
Beitragsbild via Unsplash.
Alles über nachhaltige Wanderschuhe findest Du hier.