Wenn dich negative Nachrichten überfordern und du dich dadurch oft hilflos fühlst, leidest du vermutlich am Phänomen Weltschmerz. Wir erklären, was dahintersteckt und wie du damit umgehst.
Während der Epoche der Romantik prägte der deutsche Schriftsteller Jean Paul den Begriff Weltschmerz. Dahinter steckt eine Art Ohnmachtsgefühl über die Unzulänglichkeit der Welt. Aber was bedeutet das eigentlich?
Während man sich früher gerne in melancholischen, romantischen Gefühlen verlor, Trauer als Lebensgefühl wahrnahm, ist Weltschmerz heute etwas ganz anderes. Die Herausforderungen der Welt sind heute viel komplexer als damals. Rund um die Uhr erreichen uns negative Nachrichten. Sei es durch Apps, im Fernsehen, Radio oder über Soziale Medien. Die Flut überrollt einen regelrecht, sodass ein Gefühl von Hilflosigkeit entsteht. Daraus entwickelt sich der Drang, die Welt zu verbessern, aber man weiß gar nicht, wo man eigentlich anfangen soll.
Man resigniert, wird zunehmend pessimistisch, weil man glaubt nichts tun zu können, um die Welt zu retten.

Phänomen Weltschmerz: Wenn negative News überfordern
Die Flüchtlingskrise, Naturkatastrophen, politische Entscheidungen oder ein kleiner Beitrag über Massentierhaltung: Solche Nachrichten beschäftigen vor allem sensible Menschen lange. Es fühlt sich an, als sei die Welt nur schlecht, als gäbe es keine positiven Nachrichten und dagegen könne man rein gar nichts tun. In solchen Situationen entwickeln manche ein beklemmendes Gefühl, das sich im Hals oder im Magen ausbreitet. Teilweise ist es, als wäre man wie erstarrt. Die größten Leidensthemen bei Menschen mit Weltschmerz sind der Klimawandel und das Artensterben.
Phänomen Weltschmerz: Wer ist betroffen?
Laut der Millenial Survey 2019 von Deloitte sind vor allem diejenigen betroffen, die in den frühen 80ern bis in die späten 90er geboren wurden. Sie erleben hautnah mit, wie die Globalisierung voranschreitet, wachsen mit sozialen Medien und der Digitalisierung auf. Doch nicht jeder, der in diesem Zeitraum geboren wurde, empfindet automatisch Weltschmerz. Generell sind es eher sensible, mitfühlende Menschen, die sich viele Gedanken um die Zukunft und die Welt im Allgemeinen machen.
Phänomen Weltschmerz: Depression oder nur ein vorübergehender Zustand?
Weltschmerz bedeutet nicht gleich Depression. Eine Depression ist eine psychische Erkrankung. Dabei ist es egal, wie positiv oder negativ die Nachrichten sind, ob die Sonne scheint oder es in Strömen regnet. Ist man depressiv, ist in manchen Momenten einfach alles schlecht. Weltschmerz ist hingegen ein Zustand, der durch negative Nachrichten ausgelöst wird und mal mehr oder weniger stark ausgeprägt ist. Allerdings kann es sein, dass man sich so stark im Weltschmerz verliert, dass es in eine Depression umschlägt und positive Dinge verdrängt werden. Jeder von uns weiß, wie eine für sich perfekte Welt aussehen könnte. Je mehr diese Vorstellung von der Realität abweicht, desto frustrierter und trauriger werden wir.

Phänomen Weltschmerz: Warum fühl ich so?
Es ist leicht gesagt, sich nicht alles so zu Herzen zu nehmen. Aber genau das ist der Schlüssel, der den Weltschmerz lindert. Es gibt einige Punkte, um mit diesem Gefühl besser umgehen zu können.
- Nachrichten aus: Wer jeden Morgen sein Handy checkt, wird schon in der Früh mit negativen Nachrichten versorgt. Besser ist es, sich morgens ein bis zwei Stunden für sich zu nehmen, für Sport, um zu lesen oder einen Spaziergang zu machen.
- Sich akzeptieren: Mal ehrlich, es ist doch super, dass man die Fähigkeit besitzt, mit der Natur und anderen Lebewesen mitzufühlen. Manchmal hilft es, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen. Vielleicht entwickelt sich daraus auch eine gemeinsame Idee oder ein Projekt, bei dem genau diese Fähigkeiten entscheidend sind.
- Aktiv werden: Überleg dir, was dich traurig macht und versuche, etwas dagegen zu tun. Wer sich zum Beispiel über die Flüchtlingskrise Gedanken macht, kann helfen, Spenden zu sammeln oder sich als freiwillige(r) HelferIn bei der Caritas oder anderen Einrichtungen melden.
- Therapie in Anspruch nehmen: Wer sich nicht selbst von den negativen Gedanken befreien kann, kann auch in einer Therapie darüber sprechen. Es ist wichtig, sich bewusst zu werden, dass man manches nicht aufhalten kann, aber durchaus lernen kann, damit umzugehen.

Wie man die Welt bewusster und positiver wahrnimmt, erklärt Journalist Andreas Sator in seinem Buch „Alles gut?“

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