Egal ob perfekte Plastikkreisläufe oder cleveres Recycling: Ein großes Problem bleibt dem Material Plastik immer erhalten – und das ist Mikroplastik. Die mikroskopisch kleinen Teilchen gelangen durch Alltagsgegenstände aus Plastik in die Böden, unser Trinkwasser sowie Nahrungskreislauf und damit in unsere Körper. Ein zweiter Faktor: Konventioneller Kunststoff wird aus Erdöl, also einer nicht erneuerbaren Ressource gewonnen. Wie gut, dass viele Unternehmen und Startups gerade an Lösungen für beide Probleme tüfteln. Wir werfen einen Blick auf drei Unternehmen, die die Welt von Kunststoff und Plastik befreien wollen.
1. PAPE macht elekronische Geräte recycelbar
Im Jahr 2021 wurden in der EU durchschnittlich 11 Kilogramm Elektro- und Elektronik-Altgeräte pro Einwohner gesammelt. Das klingt nicht viel, summiert sich aber im Laufe der Jahre ganz schön. Zumal Kupfer, Kabel und Co. oft wiederverwendet werden, landen viele Kunststoffteile von Elektrogeräten unnötigerweise im Müll. Franziska Kerber hatte zu diesem Thema aber eine Idee und gewann dafür kürzlich den renommierten James Dyson Award 2024. Ihr Projekt PAPE soll diese Industrie revolutionieren, durch die Herstellung von elektronischen Geräten, die zu großen Teilen aus nachwachsenden Rohstoffen bestehen und somit recycelbar sind. Franziska entwickelte dafür zwei Geräte, die vermutlich alle von uns bereits daheim haben, nämlich WLAN-Router und Rauchmelder. Die bestehen größtenteils aus Papier und sind mit einer innovativen, auflösbaren Leiterplatte (PCB) ausgestattet, die es ermöglicht, sie am Ende ihrer Lebensdauer vollständig und effizient zu recyceln.
Der gesamte Recyclingprozess kann dabei in einem einzigen Schritt erfolgen, ohne dass die Geräte vorher aufwendig zerlegt werden müssen. Diese nachhaltige Herangehensweise reduziert nicht nur den ökologischen Fußabdruck, sondern erleichtert auch die Rückgewinnung wertvoller Rohstoffe. Ein weiteres praktisches Detail ist das geringe Gewicht der Produkte, das es Nutzer:innen ermöglicht, defekte oder alte Geräte problemlos und kostengünstig per Post zurückzusenden. Damit kann sogar die Rückführung und Wiederverwendung der Materialien optimiert werden.
2. Von der Tüte aus Bio-Plastik zur Aufforstung in Kenia
Das familiengeführte Unternehmen NaKu ist bereits seit 2007 auf die Produktion von Bio-Kunststoffprodukten spezialisiert. Ute und Johann Zimmermann haben sich ganz den umweltschonenden Varianten von Alltagsgegenständen aus Plastik verschrieben. Neben Trinkflaschen, Dosen und Co. konzentriert sich ihr Sortiment vor allem auf einen für viele immer noch unverzichtbaren Alltagsbegleiter: die Plastiktüte. NaKu setzt bei seiner Plastikalternative auf einen Bio-Kunststoff aus erneuerbaren Rohstoffen wie Maisstärke und Zuckerrohr. Die Produkte sind damit biologisch abbaubar und hinterlassen im Vergleich zu herkömmlichen Kunststoffen und Bio-Kunststoffen einen deutlich geringeren ökologischen Fußabdruck. So können Tüten nach ihrer „tragenden Rolle“ z.B. auch noch als Biomüllbeutel Verwendung finden. Im Kompost verrotten sie dann innerhalb einiger Wochen und zersetzen sich in ihre natürlichen Bestandteile Wasser und CO2.
Der Bio-Kunststoff hat kürzlich auch ein Wiederaufforstungsprojekt zur Verhinderung von Landerosion in Kenia „gerettet“. In dem ostafrikanischen Land gilt seit Kurzem nämlich ein Plastikverbot, was einem großangelegten Aufforstungsprojekt beinahe ein Ende bereitete. Denn: aus logistischen Gründen müssen die Nachwuchsbäumchen in leichten Pflanzsäcken aingeliefert werden. NaKu entwickelte dafür einen Bio-Pflanzsack, der nach kurzer Zeit verrottet, ohne Mikroplastik zu hinterlassen – und damit erlaubt ist. So viel Einsatz wurde mit dem Energy Globe Award Austria in der Kategorie Erde belohnt. Und in Kenia sind die ersten 30.000 Bäume bereits fleißig am Wachsen.
3. Die Zahnbürste mit (plastikfreiem) Stil
Weltweit landen etwa 4,7 Milliarden Zahnbürsten pro Jahr im Müll. Dagegen wollten Muriel und Julien Bernard etwas tun – allerdings mit Sinn für Funktionalität und Design. Klar, denn die beiden leben und arbeiten für das Design, die Entwicklung und die Kommunikation von Produkten made in Switzerland. Mit Berninox haben die beiden designaffinen nun eine Zahnbürste entworfen, die umweltfreundlich ist, gleichzeitig hohe hygienische Eigenschaften und einen ausgezeichneten Putzkomfort bietet. Produzieren lässt man lokal in der Schweiz unter Verwendung von recycelten Materialien. Die Basis der Zahnbürstenköpfe beispielsweise, die ja regelmäßig ausgewechselt werden muss, besteht aus Ocean-bound plastic (OBP). Das sind Kunststoffe, die in der Nähe des Ozeans (max. 50 km) in Gebieten ohne Abfallbewirtschaftung in der Umwelt zurückgelassen werden und daher ihren Weg in die Ozeane finden könnten. Schätzungen zufolge sind 80 % des Meeresmülls auf dieses OBP zurückzuführen.
Mit ihrer formschönen Zahnbürste konnten Muriel und Julien die Menge an Plastik in diesem Produkt um das Achtfache reduzieren (im Vergleich zu einer herkömmlichen Handzahnbürste). Eine simple Idee, die viel bewirkt.
Beauty-Tipps zur Pflege der Augenpartie findest Du hier.