Mal ehrlich – wie viele Kleidungsstücke hast du im Kleiderschrank, die du ewig nicht getragen hast und dir womöglich gar nicht mehr gefallen? Die Kurzlebigkeit der Kleidung ist ein Hauptgrund für den Überkonsum von Mode und der dahingehende verschwenderische Umgang mit ihr. Dieses Problem versuchen Rental-Plattformen anzugehen: mit einem zirkulären Konzept, bei dem man Kleidung verleiht oder ausleiht, anstatt neu zu kaufen.
CLOTHESfriends
Carmen Jenny und Sonja Wunderlich haben ihr Unternehmen CLOTHESfriends im Oktober 2020 gegründet. Die beiden haben Modejournalismus/Medienkommunikation studiert und sich schon damals mit nachhaltigen Modekonzepten beschäftigt. Gestartet sind sie mit einem Instagram Rental Shop und einer parallel laufenden Website, mittlerweile gibt es die kostenlose CLOTHESfriends App. Bald wird es auch einen Rental Store geben in München: der erste Rental-Location in München. Hier werden kurierte Pieces von Partnerbrands wie „The Renewery“ , „space for a name“ oder kooperierenden Influencern zum Verleih zur Verfügung gestellt.
“Wir wollen eine Community schaffen”
User können über die App Kleidungsstücke über einen beliebigen Zeitraum ausleihen und entweder per Post versenden oder in einem der „Hubs“ abholen. Das sind Stores, die als Abholort fungieren, in München unter anderem der “Capricorn Store“, “Exit Store” und die vegane Pizzeria “Dr. Drooly” und in Hamburg “Faible & Failure“. Das Bezahlen funktioniert im Moment nur mit Kreditkarte, aber bald wird es auch andere Zahlungsmöglichkeiten geben, sowie eine Chatfunktion. Hier kann man sich dann über Passform und Abholort austauschen, aber auch die Person hinter dem Kleidungsstück kennenlernen. „Wir wollen eine Community schaffen, mit Menschen die ein ähnliches Mindset haben”, erzählen die Gründerinnen.
Neue Sommergarderobe – aber geliehen
Natürlich kann auch jeder nicht nur ausleihen, sondern auch selbst verleihen. Schließlich hat jeder Pieces im Schrank, die kaum getragen werden und an denen jemand anderes mehr Freude hätte. „Im Moment sind Sommerkleider und Anlasskleidung, aber auch Taschen besonders gefragt”, verrät Carmen.
“Unsere Wunschvorstellung ist, dass jeder nur noch eine zeitlose Basic-Garderobe besitzt zum Kombinieren und sich alles andere leiht. Du erhältst so die modische Abwechslung, die du suchst wenn du dir etwas neues kaufst, aber musst dafür nicht deinen Kleiderschrank wachsen lassen. Du kannst Trends und neue Marken ausprobieren, ohne etwas langfristig zu besitzen.“, rät Sonja.
Im Moment agiert die Plattform lokal in München und Hamburg, aber sie arbeiten daran, auch Hubs in anderen Städten wie Berlin, Köln und Frankfurt aufzubauen.
WeDress Collective
Jasmin Huber hat die Rental-Plattform WeDress Collective 2020 kurz vor dem zweiten Lockdown gegründet. dadurch wurde ihr der Anfang sehr schwer gemacht, weil in dieser Zeit die meisten im Homeoffice eher Loungewear trugen als Designermode. Mit dem wiederaufleben des öffentlichen Lebens ist diese Hürde nun überwunden.
Angefangen hat sie in Wien, dann München und Berlin, bald Hamburg, Köln, Düsseldorf und Frankfurt. Ihr Ziel ist es, Kleidungsverleih international groß zu machen. “Clothing Rental soll zur Mainstream-Bewegung werden, so wie es Vintage geschafft hat.“
Auf der Online-Plattform gibt es ausschließlich hochwertige Mode ab einem Preiswert von ca. 100€. Einerseits weil Jasmin die Fast Fashion Branche nicht unterstützen möchte, andererseits weil diese Pieces durch bessere Qualität einen längeren Lebenszyklus haben. Außerdem ermöglicht das Konzept des Verleihs denen, die sich hochwertige Mode eigentlich nicht leisten können, diese zu tragen.
Verleihen & verdienen
Wen diese Argumente noch nicht überzeugt haben: es gibt auch den monetären Anreiz des Verleihs. Das verdiente Geld wird über MangoPay direkt auf das eigene Konto überwiesen. Die Reinigung übernimmt immer der Verleiher, gegen eine Gebühr. Wer aus Angst vor Beschädigung Hemmungen hat, seine Designerpieces zu verleihen, kann bald eine Versicherung abschließen. Das Risiko liegt nie beim Verleiher und dieser wird garantiert entschädigt.
Mode wieder lieben lernen
“Ich möchte die Leute dazu bringen, sich der Wertschätzung ihrer Kleidung und hochwertigem Design zu erinnern. Wieder auf Material, Passform und Qualität zu achten. Das müssen sie lernen, damit die Welt bereit ist für diesen Mentalitätswandel. Betrachte das Leben aus der Perspektive eines Kleidungsstücks. Wie frustrierend muss es sein, wenn Du jeden Tag deinen Kleiderschrank öffnest und zu ihm sagst „Nein, will ich nicht“! Und das passiert hundert mal im Jahr. Du entscheidest dich bewusst jeden Tag gegen das, was du schon hast.”
Die meisten können sich diese Art des Modekonsums gar nicht vorstellen. Umso wichtiger, dieses neue Konzept zu verbreiten! Wer in Zukunft Lust auf etwas neues zum Anziehen hat, kann sich das einfach leihen anstatt es zu kaufen. So kann verhindert werden, dass etliche Kleidungsstücke im Schrank verstauben.