Ressourcen zu sparen ist inzwischen kein Trend mehr, sondern eine Notwendigkeit in allen Lebensbereichen. Vom Müll vermeiden bis hin zum Upcycling integrieren viele von uns dieses Konzept bereits wie selbstverständlich in unseren Alltag. Aber wie sieht es eigentlich mit den Dingen aus, auf denen wir tagtäglich sitzen, schlafen und essen? Sind die Möbel, die uns umgeben dazu gemacht, uns ein Leben lang zu begleiten oder kaufen wir, um wegzuwerfen? In Zeiten der Ressourcenknappheit gehen bereits viele Designer:innen neue Wege und arbeiten mit dem, was bereits vorhanden ist. Acht Interiordesign Labels, die anders denken.
Japanischer Minimalismus
Der japanische Holzmöbelhersteller Karimoku New Standard strebt nach dem Einklang zwischen hochwertigen Möbeln und verantwortungsvoller Produktion. Da diese beim Material selbst beginnt, verwendet man nachhaltig angebaute japanische Harthölzer aus dem Norden Japans. Zur Wiederbelebung der Wälder und der von ihnen abhängigen Industriezweige kommen dafür Bäume mit geringem Durchmesser zum Einsatz, die sonst weggeworfen oder als Papiermasse verwendet werden. Damit die gesamte Wertschöpfung vor Ort bleibt, verarbeitet man die Möbel in regionalen Werkstätten. Der neue „Chesa Chair“ vom Schweizer Designer Jörg Boner sowie der Tisch „Spectrum Round“ von Geckeler Michels wurden als zeitlose Klassiker konzipiert.
Dänische Zurückhaltung
Das 1872 gegründete dänische Möbelunternehmen Fritz Hansen sorgte in seiner langen Geschichte bereits für unzählige Design-Ikonen, wie den „Egg Chair“ von Arne Jacobsen. Mit dem „N02 Recycle“ greift man nun den Zeitgeist der Gegenwart auf: Zusammen mit dem japanischen Designstudio Nendo entstand ein Stuhl, der aus wiederverwerteten Kunststoff-Haushaltsabfällen besteht. So eine revolutionäre Idee bekam klarerweise das EU-Umweltzeichen.
Interiordesign auf Nachfrage
Das junge Interior-Label Edition 33 packt das Problem Ressourcenknappheit an der Wurzel: Die Produktion neuer Möbel geht nämlich erst ab 33 Bestellungen in Serie. Auf diese Weise wird nur produziert, was wirklich gefragt ist. Das vermeidet nicht nur Überproduktion, sondern auch unnötigen Energie- und Logistikaufwand und minimiert Vertriebs- und Marketingstrukturen. So entstehen kleine Serien einzigartiger, langlebiger und nützlicher Produkte. Das Label ist übrigens auch im Designshop der Blickfang-Messe erhältlich.
Form follows resource
Kerstin Pfleger und Peter Paulhart sind das Designer:innen-Duo hinter dem Label Reduce Design. Der Name ihres Projekts verrät bereits das smarte Konzept dahinter: Ausschließlich Dinge zu produzieren, die man tatsächlich braucht. Ressourcenschonung ist dabei einer der Ausgangspunkte jedes Designentwurfs und beeinflusst somit auch das Aussehen der Produkte. Reduce Design entwirft und produziert in Österreich.
Mehr als ein Fußabtreter
Alltägliche Dinge wie Fußmatten oder Teppiche sollten ein Leben lang halten und noch dazu zeitlos schön sein. Mit dieser Vision gründet das norwegische Ehepaar Sonja Djønne und Thoralf Lian im Jahr 2015 das Label Heymat. Für das Gründerpaar ist von Anfang an klar, dass Faktoren wie Langlebigkeit und Nachhaltigkeit eng zusammenhängen und sich gegenseitig beeinflussen. Für die Rückseite der Matten wird daher Nitrilkautschuk verwendet, welches zu ca. 30 Prozent aus recycelten Gummiabfällen besteht. Außerdem besteht der Flor jeder Matte zu 100 Prozent aus recycelten PET-Kunststoffflaschen.
Alte Traditionen
Im tschechisch-sächsisch-bayerischen Grenzgebiet setzt das Label Fleysen mit seinen Eisenmöbeln die lange Möbelmachertradition dieser Region fort. Alle Produkte, darunter Eisen und Kunststoff aus Biomasse, sind entweder recycelbar, biologisch zersetzbar oder direkt aus recycelten Materialien hergestellt. Um ein Leben lang Freude an den Möbelstücken zu haben, gibt Fleysen außerdem 10 Jahre Garantie auf Reparaturfähigkeit und die Verfügbarkeit von Ersatzteilen.
Lebenslanger Begleiter
Carolin Hacker, Architektin aus Süddeutschland, fragte sich nach der Geburt ihrer Tochter, warum Kindermöbel so ein kurzes Ablaufdatum haben. Kurzerhand gründete sie das Label Architect Mum, um dieses Problem selbst zu lösen. Es entstand “ikigai”, ein Kindermöbel, das gleichzeitig ein Tisch für Erwachsene ist. In den ersten Lebensjahren kann der höhenverstellbare „ikigai“ als modulares Möbel für Kinder genutzt werden. Danach fügt es sich wie selbstverständlich als Beistelltisch im Lebensraum der Familie ein. Architect Mum produziert außerdem vollständig in Deutschland.
Ein Sofa für den Kompost
„Wilson“ ist wohl die ambitionierteste Sofaserie in der Geschichte des dänischen Unternehmens Sofacompany. Beinahe zwei Jahre Entwicklung benötigte es, um ein nachhaltiges Sofa zu produzieren, welches hohen Qualitätsansprüchen gerecht wird und kein Vermögen kostet. Das Ergebnis: Im Prinzip könnte man das Sofa nach vielen Jahren Nutzung zu großen Teilen auf einen Komposthaufen werfen. Das Gestell besteht nämlich aus robuster FSC-zertifizierter Esche und wird ohne den Einsatz von Werkzeugen montiert. Die Polster bestehen zu 100 Prozent aus biologischem Naturlatex. Stoff, Garn und Reißverschlüsse sind OEKO-TEX STANDARD 100 zertifiziert und der verwendete Holzlack und Klebstoff wasserbasiert. Nur einige, wenige Materialien wie die verwendeten Nägel stammen nicht aus nachhaltig zertifizierten Bezugsquellen. Die Serie umfasst einen 3-Sitzer, einen Sessel und einen Hocker, der gleichzeitig als Tisch fungiert.
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