Quietschgelb, sehr sportlich oder viel zu unförmig – Regenmäntel sind aus unserem Alltag zwar nicht mehr wegzudenken, haben mit modischen Statements aber nicht viel gemein. Man streift sie über, nur um sie dann beim ersten Lichten des Himmels so schnell wie möglich wieder auszuziehen. Das könnte sich beim Anblick der Kollektion von Simone Haas ändern. Mit ihrem kürzlich gelaunchten Womenswear-Label Pours Studios macht sie uns Regenbekleidung nämlich so richtig schmackhaft.
Die Idee dahinter ist es, den Markt aufzurütteln und stylishe Alternativen zu schaffen, die weder Trenchcoats noch Wanderjacken sind. Rausgekommen ist eine Erstlings-Kollektion, die sich mit ihren avantgardistischen Looks wirklich sehen lassen kann.
“Für Regenbekleidung habe ich mich entschieden, da ich selbst vor über einem Jahr verzweifelt nach dem gesucht habe, was ich nun selbst anbiete: Richtig stylisher Kleidung für Regentage.”, erzählt uns die Designerin. “Vor allem bei der Suche nach einer wasserfesten Hose ist mir aufgefallen, dass es diese eigentlich nur im Sportbereich gibt. Außerdem habe ich mir eine größere Vielfalt von Regenjacken gewünscht. Somit muss man sich nicht mehr zwischen einem tollen, eleganten Look oder Funktionalität entscheiden. Die wasserfeste Weste habe ich entwickelt, da man sie wunderbar unter einem Wollmantel o.ä. tragen und somit seine vorhandene Garderobe um ein kleines, wasserfestes Teil erweitern kann.”
Von Westwood bis McQueen
Ein Gefühl für das Besondere bekam die Jungdesignerin bereits in ihrer Ausbildung mit. Diese absolvierte sie nämlich bei zwei ganz großen Namen der Modegeschichte: Während ihres Modedesign-Studiums an der Hochschule Pforzheim (BaWü) hatte Simone die Möglichkeit, in London für Alexander McQueen und Vivienne Westwood zu arbeiten. Nach dem erfolgreichen Abschluss ihres Studiums begann sie 2020 mit dem Aufbau ihres eigenen Labels Pours Studios.
Made in Germany
Der Nachwuchsdesignerin war es vor allem wichtig, möglichst regional zu arbeiten. Die kleine Kollektion wird im eigenen Atelier und von Schneider:innen aus Süddeutschland gefertigt. Dadurch werden unnötige Überproduktion, sowie lange Transportwege vermieden. “Des Weiteren gelingt es uns durch diese Produktionsweise, ein faires Gehalt für die Schneider:innen zu garantieren, was mir sehr am Herzen liegt.”, erklärt Simone Haas.
“Die Mode- und Textilindustrie basiert leider, wie viele andere Branchen, auf Ausbeutung auf Kosten der Umwelt und anderer Menschen”, fügt sie hinzu, “ich sehe mich als Unternehmerin in der Verantwortung, diese Themen zu hinterfragen und neue, faire Wege für unsere Branche mitzugehen und mitzugestalten. Aus diesem Grund wird die Regenbekleidung von Pours Studios in kleinen Stückzahlen in Deutschland gefertigt.”
Kunststoff und Nachhaltigkeit – passt das zusammen?
Eines ist allerdings klar: Materialien mit Kunststoffanteil werden im Vergleich zu etwa pflanzlichen Fasern in Sachen Nachhaltigkeit immer schlechter abschneiden. Regenbekleidung setzt aber eine gewisse Wasserresistenz voraus, die Naturmaterialien noch nicht erreichen können. Auch die Kleidungsstücke von Pours Studios bestehen aus Polyurethan-beschichteten Stoffen und werden an den Säumen mit speziellen Klebetechniken verleimt. Das macht sie nicht nur 100% wasserdicht, sondern auch elastisch und bequem. Viele Materialien und Zubehörteile, die man in der Herstellung von Regenbekleidung braucht, gibt es auch noch nicht in nachhaltiger Qualität bzw. benötigen noch kostspiele Forschungsarbeit. Die Tatsache, dass in Sachen Umweltbilanz noch weiter getüftelt werden muss, sieht Simone Haas also als konkreten Arbeitsauftrag:
“Beim Thema Nachhaltigkeit haben wir noch einen langen Weg vor uns. Wir planen in Zukunft, mehr recycelte und somit umweltfreundlichere wasserfeste Stoffe zu finden. Auch zugekauftes Zubehör wie wasserfeste Reißverschlüsse und Nahtabdichtungsbänder aus z.B. CO2 neutraler Herstellung wären toll. Ich bin davon überzeugt, dass da noch einiges gehen kann.”
Und sieht man sich die Entwicklungen und Innovationen in den letzten Jahren an, hat sie damit völlig recht.