Wer klimaschonend reisen will, muss nicht auf Komfort oder Erlebnis verzichten, im Gegenteil: Wer mit dem Zug unterwegs ist, entdeckt die kleinen Wunder am Wegesrand, reist bewusster und entschleunigter. Die Strecke von Ljubljana nach Triest ist dafür ein perfektes Beispiel: zwei faszinierende Städte, nur knapp zwei Stunden voneinander entfernt, verbunden durch eine landschaftlich reizvolle Route – und ganz ohne Fliegerstress oder Mietwagen. Eine Einladung zum Slow Travel, bei der nicht nur das Ziel, sondern auch der Weg zählt.
Mit dem Zug unterwegs
Ljubljana ist ein lohnender Zwischenstopp, gerade wenn man auf dem Weg nach Italien nicht fliegen, sondern bewusst mit der Bahn reisen möchte. Von München aus dauert die Fahrt etwa 6 bis 8 Stunden, von Wien aus sind es sogar nur rund 6 Stunden, also eine entspannte Tagesreise. Wer klimafreundlich unterwegs ist, kann bei der Fahrt durch die Alpenlandschaft abschalten, lesen oder einfach aus dem Fenster schauen und den Gedanken freien Lauf lassen. Die slowenische Hauptstadt ist zwar klein, dafür aber umso charmanter und eine Vorreiterin in Sachen Nachhaltigkeit. Schon 2016 trug Ljubljana den Titel “European Green Capital”. Autos sind in der Altstadt verboten, dafür gibt es ein dichtes Netz an E-Bussen, Leihfahrrädern und Gehwegen entlang des Ljubljanica-Flusses. Wer nur eine Nacht Zeit hat, bekommt also dennoch einen guten Überblick über die schöne Innenstadt.

Spaziergang durch Ljubljana
Ein guter Ausgangspunkt ist die Drachenbrücke – Ljubljana trägt den Drachen im Stadtwappen, und entsprechend stolz blickt er von vielen Fassaden. Von dort schlendert man durch die autofreie Altstadt vorbei an kleinen Boutiquen mit lokalem Design, Upcycling-Mode und Second-Hand-Stores, etwa im Viertel rund um die Stari trg.
Für Kaffeepausen bieten sich Cafés wie das TOZD an – mit Vintage-Möbeln, regionalen Bio-Produkten und Blick auf den Fluss. Die Straße Gornij trg ist nicht nur eine der schönsten alten Gegenden der Stadt, hier finden sich auch eine Menge empfehlenswerter veganer Lokale wie z.B. Gostilna Vida oder Veganika. Abends hat man vor allem in den warmen Monaten die Qual der Wahl an schönen Sitzgelegenheiten am Wasser. Mit gutem Essen und Drinks lässt es sich entspannt zurücklehnen und den kleinen Ausflugsbooten oder sogar Stand-Up-Paddlern zusehen, die durchs Wasser gleiten. Wer am Abreisetag noch etwas Zeit hat, nimmt die Standseilbahn hoch zur Burg von Ljubljana. Von oben reicht der Blick bis zu den Alpen. Danach geht’s zurück zum Bahnhof, der vom Zentrum locker zu Fuß oder mit dem E-Shuttle erreichbar ist.
Tipp zum Übernachten
Das Siegel “Slovenia Green” vereint Aktivitäten, Ausflugsziele und Destinationen in Slowenien, die besonders nachhaltig handeln und listet ihren Beitrag für die Umwelt auf. Hier findet man außerdem Unterkünfte für einen möglichst kleinen ökologischen Fußabdruck.


Von Ljubljana nach Triest – Mit Zug oder Bus
Die Weiterreise nach Triest dauert zwei bis drei Stunden – entweder mit dem Zug (über Sežana oder Villa Opicina) oder mit dem Flixbus. Letzterer bietet einen landschaftlichen Bonus: Man fährt oberhalb der Stadt ins Zentrum ein und sieht dabei erstmals das Meer, das sich unterhalb der Altstadt bis zum Horizont ausbreitet. Wer einmal diesen Blick hatte, versteht sofort, warum Triest lange als heimliche Hauptstadt Mitteleuropas galt. Heute ist sie eine Kreuzung aus Meer, Kaffeehauskultur und mondänem Verfall.
Zwischen Habsburg-Flair und Adria-Melancholie
Triest ist keine klassische italienische Stadt. Sie ist eigen, elegant und überraschend grün. Der zentrale Piazza Unità d’Italia öffnet sich direkt zum Wasser, umgeben von Palazzi im Habsburger Stil. Von hier lässt sich die Stadt hervorragend zu Fuß erkunden. Wer gerne wandert, sollte sich die Strada Napoleonica merken: hier geht man im Grünen aber Großteils flach entlang der Küste zum Schloss Miramare, mit spektakulärem Blick aufs Meer und den Hafen von Triest. Der Startpunkt dafür ist der Stadtteil Opicina, den man per Bus oder mit der nostalgischen Tram erreicht. Unterwegs lohnt sich ein Abstecher zur Wahlfahrtskirche Monte Grisa, deren brutalistische Architektur polarisierend ist – aber gerade deshalb so spannend. Nicht umsonst wird sie von Einheimischen „Formaggino“ genannt, also Käseecke. Den Rückweg vom wunderschönen Schloss Miramare tritt man am besten mit dem Bus an, zu gewissen Zeiten ist das aber auch per Boot möglich.




Kulinarische Grenzwanderung
Die Kulinarik in Triest spiegelt die komplexe Geschichte der Stadt wider: Hier treffen italienische, österreichische, slowenische und ungarische Einflüsse aufeinander, auf dem Teller ebenso wie im Glas. Statt klassischer Mittelmeerküche dominieren deftige Gerichte wie Sauerkrauteintopf (Jota), Gulasch oder Mehlspeisen, oft mit einem Hauch Habsburg-Nostalgie serviert. Doch auch wer vegetarisch oder vegan unterwegs ist, findet kreative Interpretationen der lokalen Küche, etwa Polenta mit Pilzen, süße Zwetschgen-Gnocchi oder alle möglichen Sorten von Strudel. Mindestens ebenso prägend wie das Essen ist in Triest aber der Kaffee: Die Stadt gilt als heimliche Kaffeehauptstadt Italiens. Hier sitzt man nicht einfach nur im Café, hier lebt man Kaffeehauskultur. Im traditionsreichen Caffès wie dem Caffè San Marco, Caffè Tommaseo oder dem Antico Caffè Torinese etwa wird Literaturgeschichte genauso zelebriert wie der perfekte Espresso, schnell getrunken an der Bar. Und wer glaubt, italienischer Kaffee sei überall gleich, lernt in Triest eine eigene Sprache: Ein „Capo in B“ ist ein Espresso Macchiato im Glas, ein „Nero“ ein klassischer Espresso.




Ausflugstipp: Mit dem Boot nach Muggia
Den Beweis, dass man in Triest wirklich kein Auto braucht, liefern die vielen Ausflüge, die man direkt vom Hafen aus machen kann. Ein schöner und sehr einfacher Trip führt z.B. mit dem Boot (ca. 30 Minuten) in den kleinen Ort Muggia, südlich von Triest. Hier wartet ein buntes Labyrinth aus engen Gassen, venezianischer Architektur und typisch italienischer Gelassenheit. Ein Stündchen durch die Altstadt streifen, ein Espresso auf dem Kirchplatz – mehr braucht es nicht. Danach geht’s zurück mit dem Schiff, das einen fast direkt am Piazza Unità wieder ausspuckt. Kostenpunkt für die Tour sind gerade einmal 5 €.


Es muss nicht immer das straffe Sightseeing-Programm sein – in kleinen, feinen Städten wie Ljubljana und Triest reicht oft schon ein Spaziergang durch die Gassen, um das Besondere zu entdecken. Wer sich treiben lässt, statt dem selbst auferlegten Programm nachzujagen, erlebt den Urlaub gleich intensiver und merkt schnell: Der wahre Luxus auf Reisen ist Zeit. Zeit zum Schauen, Durchatmen und Abschalten.
Ihr sucht noch mehr Inspirationen für möglichst klimaschonendes Reisen? Dann klickt euch am besten durch unsere Green City Guides.