Pflanzen stehen als Mitbewohner gerade ganz weit oben. Glaubt man Instagram und Co., sind sie sogar noch beliebter als Hunde, Katzen oder gar ein Partner. Aber was genau fasziniert am Urban Jungle? Und wie nachhaltig ist die Natur in den vier Wänden? Wir sind Pflanzenhype mal auf den Grund gegangen.
#urbanjungle, #plantlovers oder #greenhouse, wer diese Hashtags ins Suchfeld auf Instagram eintippt, erhält Ergebnisse in Millionenhöhe. Die Posts zeigen Menschen mit ihrer Lieblingspflanze in der Hand, Räume, die eher an Gewächshäuser als an Wohnzimmer erinnern oder exotische Gewächse, für die Sammler mittlerweile hunderte von Euro ausgeben.
Social-Hype
Eine der beliebtesten deutschen Pflanzenbloggerinnen ist Marienova. Als sehr introvertierte Frau stieg sie eher unbewusst auf den Zug auf. Es begann mit einem Post aus ihrem Wohnzimmer. Die Pflanzenanzahl war beschaulich, eher war es das stilvolle Interieur, was die Follower anzog. Mit der Zeit zogen immer mehr Pflanzen bei ihr ein. Sie sprach mit ihnen, hörte genau auf deren Bedürfnisse. Die Pflanzen halfen ihr durch eine schwere Depression, gaben ihr Kraft.
Jeden Montag gibt es eine Community-Sprechstunde auf ihrem Kanal. Gleichgesinnte kommentieren unter ihrem Post, stellen Fragen oder geben Tipps zur Pflege. Über 140.00 Menschen folgen Marie, Tausende kommentieren ihre Posts. Und damit ist sie nicht mehr die einzige. Kanäle wie der von Marie werden immer mehr.
Die Kehrseite des Trends
Wie immer hat der grüneHype nicht nur Vorteile. Aber was spricht für Pflanzen und was sollte uns eher davon abhalten, zu viele davon zu besitzen? Wir haben uns in verschiedenen Pflanzen-Communities umgehört und Experten gefragt. Unsere Pro-Contra-Aufstellung gibt Aufschluss.
PRO
- Pflanzen besitzen eine luftreinigende Wirkung und verbessern somit das Raumklima auf natürliche Weise.
- Sie sind vor allem für introvertierte und auch einsame Menschen eine große Stütze. Pflanzen bedanken sich bei guter Pflege mit ihrer Schönheit und steigendem Wachstum. Dieses Erfolgserlebnis löst wiederum ein Glücksgefühl bei den (Hobby-) Gärtnern aus.
- Pflanzen sind natürliche Dekoration.
- Wer in einer Großstadt ohne Balkon oder Terrasse lebt, holt sich ein Stück Natur in die eigene vier Wände.
- Mittlerweile ist eine richtige Community entstanden, in der man sich gegenseitig hilft, tauscht, Tipps gibt und füreinander da ist. Freundschaften entstehen und man fühlt sich zugehörig.
- Viele schätzen die beruhigende Wirkung von Pflanzen
- Sie sind ein Ausgleich zum Alltag – fast meditativ.
- Kinder, die mit Pflanzen aufwachsen, werden feinfühliger und lernen, sich um die Bedürfnisse anderer Organismen zu kümmern.
- Viele Sorten sind eine Art Geldanlage. Durch den Verkauf von Stecklingen verdienen sich viele nebenbei etwas dazu.
CONTRA
- Zu viele Pflanzen im Schlafzimmer können sich negativ auf unseren Schlaf auswirken. Unbedingt darauf achten, welche Pflanzen sich fürs Schlafzimmer eignen.
- Gerade die beliebten Pflanzen wie Monstera, Calathea oder Alocasia sind außerhalb der vier Wände alles andere als nachhaltig. Durch die steigende Nachfrage steigt auch die Wilderei, ganze Ökosysteme werden zerstört.
- Viele der Pflanzen werden in torfhaltiger Erde verkauft. Dabei sind intakte Torfflächen wichtig, da sie sehr viel CO2 speichern. Wird Torf abgebaut, gelangt CO2 in die Atmosphäre.
- Manche Pflanzen wie die Monstera Thai Constellation, werden zu horrenden Preisen gehandelt, nur weil sie gerade angesagt sind.
- Durch die steigende Nachfrage steigt auch der illegale Handel. Viele Pflanzen sterben durch Raubbau komplett aus.
- Mit den Pflanzen kommen auch Schädlinge in die vier Wände
- Viele Pflanzen werden sehr stark mit Pestiziden behandelt. So schön sie im Gartencenter aussehen, sobald sie bei ihrem neuen Besitzer eingezogen sind, fehlen diese “Pushmittel”. Die Folge: Viele Pflanzen verwelken direkt nach dem Kauf.
- Pflanzen werden oft nur gekauft, weil sie gerade angesagt sind, nicht weil man sie schön findet.
Was können wir also tun?
Es ist fast unmöglich, den aktuellen Pflanzen-Hype aufzuhalten. Gefühlt hat er ja gerade erst so richtig begonnen. Aber jeder einzelne kann etwas tun, um nachhaltig unsere Umwelt zu schonen und das bedeutet keinesfalls, dass ihr auf Pflanzen verzichten müsst.
Ein guter Anhaltspunkt sind Tauschbörsen auf Facebook, wie DreamTheJungle oder Pflanzenmuddis und Vaddis München. Hier bekommt ihr nicht nur Tipps zur richtigen Pflege und eine superliebe Community, sondern oft auch wunderschöne Stecklinge. Vergewissert euch unbedingt, dass die Verkäufer seriös und die Stecklinge auch wirklich bewurzelt sind. Auf diese Weise könnt ihr den Import neuer Pflanzen nachhaltig ein wenig eindämmen.
Fragt beim Blumenhändler um die Ecke nach regionalen Pflanzen. Zugegeben, die Auswahl kann etwas enttäuschen und wird bei Weitem nicht so üppig wie im Gartencenter ausfallen. Aber ihr habt garantiert längerfristig etwas von eurer Pflanze, denn je exotischer eine Pflanze, desto unwahrscheinlicher ist es auch, dass sie die klimatischen Bedingungen bei uns überlebt.
Wenn ihr Erde kauft, achtet auf ein torffreies Substrat oder zumindest nachhaltig abgebauten Torf.
Schlussendlich kann es auch helfen, auf bekannte Öko-Labels zu achten. In Deutschland produzieren zudem etwa 200 Bio-Gärtnereien ohne chemisch-synthetische Mittel. Hier wird man zwar nicht unbedingt die ausgefallene Monstera Thai Constellation finden, dafür aber andere schöne Arten, die sich bei uns zuhause umso wohler fühlen.