Schmalzbrot, Speck und Schweinsbraten – die alpine Küche in Wanderregionen ist nicht gerade veggie-freundlich. Dort, wo Tiere noch friedlich auf der Alm grasen, sieht man auch im veganen Lebensstil klarerweise wenig Sinn. Wer beim Wandern auf tierische Produkte verzichten will, ist deshalb immer noch meist auf selbst mitgebrachte Snacks angewiesen. Ganz anders ist das aber in der Hochkönig-Region im Österreichischen Bundesland Salzburg. Rund um die Orte Maria Alm, Dienten und Mühlbach hat sich nämlich Österreichs erste, zertifizierte vegane Wanderregion etabliert. Pflanzliche Gerichte werden hier beinahe überall angeboten und auf Wanderkarten markiert das Siegel „Hochkönig Vegan“ praktisch und übersichtlich Berghütten und Restaurants mit besonders großem vegetarischem und veganem Speisenangebot. Wir haben die Wanderschuhe übergestreift und uns durchgekostet.
Stylishe Hoteltipps in Maria Alm
Unsere Tour startet in Maria Alm. Der beliebte Ski- und Wanderort eignet sich perfekt als Ausgangspunkt für einen Urlaub in der Hochkönig-Region und weist die größte Dichte an moderner Hotellerie auf. Im Moser Wirtshaus und Hotel beispielsweise bilden vegane und vegetarische Rezepte sogar die Basis für eine Vielzahl traditioneller Gerichte. Das umfangreiche vegane “à la carte”-Menü gehört hier schon lange zum Standardrepertoire.
Wie in einem Pinterest-Fiebertraum geht’s dagegen auf der Jufenalm zu. Das Interieur des entspannten „Boho-Hotels“ ist eine Mischung aus alpiner Gemütlichkeit und Urlaubsfeeling. Dass es hier Yoga-Sessions sowie low-carb und veggie-Gerichte in der Speisekarte gibt, versteht sich fast von selbst, oder? Das Team erfüllt auf Wunsch übrigens auch gerne alle veganen Wünsche.
Am Namen Sepp Schwaiger kommt in Maria Alm mittlerweile niemand vorbei: gemeinsam mit seiner Familie sorgt der Hotelier für die wohl kreativsten Hotelkonzepte der Region. Das Stammhaus Hotel Eder baute Sepps Großvater in den 1960er Jahren mitten am Hauptplatz aus einem Pferdestall. Heute ein cooles Lifestylehotel, bietet es moderne Hausmannskost, aber auch eine vielseitige Auswahl an veganen Köstlichkeiten, von heimisch bis asiatisch-inspiriert. Übrigens: Quasi ums Eck eröffnete die Hoteliersfamilie erst vor Kurzem das quietschbunte Family-Hotel Tante Frida.
Lounge-Atmosphäre mit Bergpanorama
Für alle Erwachsenen, die’s gerne stylish und relaxed haben, lohnt sich ein Check-In im adults-only Boutique Hotel Sepp. Hier gibt’s neben einer großen pflanzlichen Auswahl beim Frühstück auch noch weitere Schmankerl: Die Eventreihe „Spitzenköche zu Gast beim Sepp“ bietet unterhaltsame Abende mit regelmäßig wechselnden Köch:innen, die wahlweise auch ein vegetarisches Gourmetmenü kreieren. Termine sind für Herbst und Winter geplant.
Sepps Bruder Tom hat dagegen etwas weiter oben für ein besonderes Hütten-Highlight gesorgt. Tom’s Almhütte am Prinzenberg Natrun ist viel eher ein Designerloft mit cooler Lounge-Musik und hippen Drinks. Für die gewisse Exzentrik sorgt Mopsdame Choupette, die als Hüttenmaskottchen überall auftaucht, vom Kissenbezug bis zur exklusiv kreierten Praline. Auch hier gibt’s eine wunderbar vielfältige Auswahl für Veggies und Veganer:innen. Tipp: die selbstgemachten Limonaden aus Kräutern der Saison.
Veggie & vegan wandern – die schönsten Hütten
Die Hochkönig-Region eignet sich neben dem Bergsteigen und Klettern auch besonders gut für Familien und Wander-Anfänger:innen. Durch ein Netz aus Bergbahnen und Gondeln kommt man nämlich auch ohne große Anstrengung weit rauf, um das Panorama zu genießen. Das 340 km lange Wegenetz ist gut ausgeschildert und bietet abwechslungsreiche Routen, auch für Sportliche. Wer will, kann auch bei einer der wöchentlichen geführten Wanderungen mitmachen.
Eine der charmanten Hütten, in denen auch Veggies glücklich werden, ist die Wastlalm. Die beinahe 100 Jahre alte Hütte punktet durch ihr uriges Stüberl mit offenem Kamin. Unbedingt probieren: die süßen Bauernkrapfen, die jeden Mittwoch, Freitag und Sonntag frisch herausgebacken werden.
Auf der Tiergartenalm in Mühlbach am Hochkönig wiederum bekommt man vegane Pasta mit frischen Almkräutern, ein vegetarisches Almbrettl oder andere fleischlose Geheimrezepte von der Oma der Wirtsleute.
Die Steinbockalm ist dagegen eine Mischung aus traditionell und modern. Zwei gemütliche Hütten sind durch einen Bar- und Loungebereich miteinander verbunden. Darüber thront die große Terrasse, die ein herrliches Bergpanorama gewährt. Tipp: einen der angebotenen Picknickkörbe befüllen lassen (gibt’s auch vegetarisch!) und gemeinsam auf einer Waldlichtung genießen!
Europas erste fleischlose Berghütte
Etwas höher hinaus geht’s im Naturpark Riedingtal Zederhaus, etwa eine Autostunde vom Hochkönig entfernt. Der Weg lohnt sich, denn das Ziel ist immer noch einzigartig in ganz Europa: die Franz Fischer Hütte ist nämlich die erste Berghütte, die kein Fleisch anbietet. Ein Großteil der kreativen Speisen in der Karte ist sogar vegan. Für den Aufstieg sollte man schon gute Kondition mitbringen. Vorbei an der Jakoberalm führt der Weg durch Wald, Alm und Gebirge rauf auf 2020 Höhenmeter. Die Mühe wird aber gleich mehrfach belohnt, denn hier wechseln sich vom Frühling bis zum Herbst die schönsten Almblumen ab und das aufgeregte Pfeifen der Murmeltiere untermalt die Wanderung. Oben angekommen erwartet Hungrige eine reichhaltige Karte, vom veganen Bier bis zu selbstgemachten Kuchen. Dennoch gibt’s bei Hüttenwirtin Evelyn keine Ersatzprodukte aus fernen Ländern, sondern kreative Speisen, die automatisch ohne Fleisch auskommen und aus regionalen Produkten bestehen.
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