Viele Menschen möchten auf tierische Produkte verzichten und greifen stattdessen zu Ersatzprodukten. Während sich Hafermilch, vegane Wurst, Hack und Co. längst etabliert haben, stehen viele dem veganen Käse noch skeptisch gegenüber. So geht es auch Redakteurin Eva. Deshalb hat sie für uns einige vegane Alternativen probiert.
Passend zum Veganuary entschied ich mich, veganem Käse erneut eine Chance zu geben. Ich hatte ihn zuvor immer mal wieder probiert, geschmacklich überzeugte er mich nie. Ich sage es gleich vorweg: Dieser Test war schleppend, schwierig und zeitweise hatte ich wirklich keine Lust mehr. Zudem ist veganer Käse für mich – zumindest als konventionelle Variante – keine nachhaltige Alternative. So gut wie alle Produkte bestehen hauptsächlich aus Cashews, Kokosöl oder Palmfett.
Freundlicherweise stellten mir einige Käsehersteller ihre Produkte zur Verfügung. An dieser Stelle möchte ich dafür danke für deren Mut sagen. Denn ich hatte von vorne herein zugegeben, dass ich veganem Käse sehr skeptisch gegenüber stehe. Die Meinungen in diesem Artikel sind komplett subjektiv, aber eben auch ehrlich.
Teil des Tests waren Schnittkäse, Gouda am Stück, Pizzakäse sowie Camembert und Mozzarella. Ich dachte, den Test schaffe ich ganz locker. Aber es sollte anders kommen…Ich testete mich mit meinem Freund und auch einer großen Gruppe von Freunden beim Brunch über Wochen durch die verschiedensten Käsevarianten. Wir verwendeten den Streukäse auf Pizza, den Parmesan auf Pasta, Mozzarella gab es im Salat, Käse auf Brot oder mit Chutney – wie wir das mit normalem Käse auch tun würden.
Während meine Geschmacksnerven bei richtig gutem Käse vom Bauernmarkt wirklich Purzelbäume schlagen, hatte ich dieses Erlebnis beim veganen Käse leider gar nicht. Unsere Bewertungen schwanken zwischen interessant, ok und tatsächlich ungenießbar. Nun aber von vorn.
1. Veganer Camembert
Wir testeten Camembert von bedda, Veganz sowie von bettermoo(d). Die Variante Come on Bert von bedda kam dem Geschmack von “echtem” Camembert erstaunlich nahe, die Konsistenz war weich und insgesamt war der Geschmack wirklich ok. Das Produkt erinnerte tatsächlich an einen milden Camembert und roch auch ähnlich. Insgesamt gefiel uns diese Alternative schon ganz gut. Enttäuscht wurden wir dann allerdings von der Variante der Marke Veganz. Ich muss sogar gestehen, dass ich das Stück Cashewbert nicht einmal heruntergeschluckt hatte. Der Käse war bröckelig, trocken im Mund und schmeckte, als würde ich in einen Klumpen aus Mehl und pürierten Cashews beißen. Zudem hatte der Käse absolut keinen Geschmack. Hoch anrechnen würde ich hier allerdings die Herstellung von Hand in Bioqualität. Bei dem Geschmack hätte ich die Cashews allerdings gerne pur gegessen.
Das Unternehmen bettermoo(d) hat an sich den Anspruch, nicht Käse zu imitieren, sondern etwas besonderes daraus zu machen. Deren Camembert namens Moobert war weicher und ähnelte optisch und auch von der Konsistenz her mehr einem richtigen Camembert als die Variante von Veganz. Allerdings konnte mich dieser geschmacklich auch nicht überzeugen. Wir probierten den klassischen, einen mit Tomate und einen mit schwarzem Pfeffer. Alle drei schmeckten nach sehr wenig. Dabei möchte ich betonen, dass die Produkte alle sehr teuer sind. Der Moobert von bettermoo(d) kostet zwischen 9 und 13 Euro, der Chasewbert von Veganz 6 Euro, für den Come on Bert von bedda müsst ihr hingegen nur 3,50 Euro hinlegen. In dem Fall schmeckte uns die billigste Camembert-Version am besten.
Käse in Scheiben
Schnittkäse testeten wir von bedda, Veganz und Wilmersburger. Auch in diesem Fall platzierten wir die Variante von Veganz wieder als Schlusslicht. Die sogenannten Genießerscheiben hatten einen penetrant unnatürlichen Geruch. Kaum öffneten wir die Verpackung, breitete er sich im ganzen Raum aus und mir verging tatsächlich der Appetit. Mein Freund probierte ihn und schluckte ihn mit ganz viel Überwindung. Im Sandwichmaker am Toast schmolz er allerdings gut und so konnten wir ihn noch gut verwenden. Die Alternativen Scheiben von bedda waren ok, vor allem die Varianten mit Trüffel und Pfeffer konnte man gut essen. Ich hätte diese allerdings nie einfach so genascht, wie ich es mit echtem Käse manchmal mache. Stattdessen bereitete ich mir immer eine Art Sandwich mit Avocado, Aufstrich, Tomaten und etwas Salat. Nur ein Brot mit dem Käse wäre mir zu langweilig gewesen. Ähnlich ging es mir mit den Wilmersburger Scheiben. Sie schmecken ok, aber nicht so gut, dass ich mir das nochmal kaufen würde. Immerhin war der Geruch recht neutral.
Reibekäse
Man sagt ja, alles was mit Käse überbacken ist, schmeckt automatisch gut. Pizza mit Käse ist der Klassiker. Mozzarella und Parmesan legen die Messlatte ordentlich hoch. Ich war gespannt, wie sich die veganen Varianten dagegen behaupten würden. Wir testeten den Wilmersburger Pizzaschmelz auf einem Flammkuchen, den bedda Reibegenuss auf Nudeln und den Wilmersburger Vital Pizzaschmelz sowie den Genießerschmelz von Veganz klassisch auf Pizza. Der Käse von Wilmersbuger und auch der bedda Reibegenuss waren steinhart, als wir sie aus dem Ofen nahmen. Keine leichte Bräune, kein blubbern wie bei normalem Käse, sondern einfach nur hart. Hätten wir den Käse einfach so auf ein Backblech gegeben, hätten wir tatsächlich ungekochte Lasagneblätter gehabt. Denn genau diese Konsistenz nahm der Käse nach dem Backen an. Zudem schmeckte er nach gar nichts. Auf den Nudeln war der Käse ganz ok, aber auch kein Geschmackserlebnis. Er klebte eher etwas nervig zwischen den Zähnen. Der Mozzarella ist immerhin geschmolzen, schmeckte aber auch nach nicht viel. Ich konnte den Geschmack gar nicht wirklich definieren. Der Reibekäse von Veganz war allerdings echt ok. Er schmolz, war aber nicht hart und roch nicht unangenehm.
Zuletzt hatten wir noch einen Parmesan am Stück von bedda im Test. Er ließ sich wie Parmesan reiben, der Geschmack war auch ok, hat uns aber nicht umgehauen. Immerhin hatten wir aber ein leichtes Gefühl wie in Italien, als wir ihn über unsere Spaghetti rieben.
Käse am Stück
Alle, die mit mir den veganen Käse testeten waren selbst Veganer, Vegetarier und tatsächlich offen für neue Geschmäcker. Sie freuten sich, viel zu testen und veganen Käse vielleicht in den Speiseplan aufzunehmen. Als eine Freundin allerdings das Wilmersburger Stück Käse probierte, sagte sie nur: „Der schmeckt wie ein Fettblock mit ein bisschen Kokosöl, ich kann das nicht essen.“ Das tat weh. Nicht nur mir, sondern uns allen, weil wir dem Käse echt eine Chance geben wollten. Wir schnitten ihn dann in feine Scheiben und legten ihn mit Tomaten, Avocado, Gurke und etwas Rucola aufs Brot. Ein Geschmackserlebnis bleib trotzdem aus. Genauso ging es uns auch mit der Variante von Veganz. Bei der Gouda Alternative war allerdings der Geruch zusätzlich so penetrant künstlich, dass wir bei allem guten Willen nichts mehr davon aßen.
Mozzarella, Feta und Co.
Rücker Lecker Vital packte in seinem Paket neben zwei verschiedenen Varianten Mozzarella genannt Mozzalina zwei Packungen Salatwürfel mit rein. Das Unternehmen verwendet heimische Rohstoffe und kein Soja. Den Mozzarella aß ich klassisch als Mozzarella Salat. Er schmeckte nach nicht viel, die Konsistenz erinnerte allerdings sehr an das Original. Kaufen würde ich ihn trotzdem nicht. Dann doch eher selber machen. Das geht recht einfach. Die Salatwürfel waren gut gewürzt, die Konsistenz allerdings etwas gummiartig und geschmacklich auch nicht aufregend.
Exkurs Frischkäse
Kein Camembert aber etwas ganz eigenes ist der Moofrais von bettermoo(d). Wir testeten eine Variante namens Kim Cheeze und eine mit schwarzem Pfeffer. Ich muss sagen, dass die Produkte unwahrscheinlich hübsch verpackt sind und von Hand gefertigt werden. Dahinter steckt also ganz viel Liebe. Diese beiden Alternativen waren wirklich ok. Für jene, die aber kein Kimchi mögen definitiv zu sauer. Käse ist das nicht, allerdings ein wirklich interessanter Geschmack, der vor allem in Kombination mit einem Chutney wirklich lecker schmeckte. Das besondere an den Produkten ist, dass sie mit veganen Fermentationskulturen hergestellt werden und eine Alternative zu Frischkäse sind.
Fazit
Ich hatte mir viel erhofft und wurde leider sehr enttäuscht. Keine der Käsevarianten stellte für mich eine echte Alternative dar. Ich wollte den Test wirklich oft abbrechen. Generell sollte man nicht erwarten, dass veganer Käse wie Käse schmeckt, das kann er schlichtweg nicht. Insgesamt schnitt der vegane Käse in Scheiben am besten ab, wenn man ihn auf belegten Broten mit anderen Komponenten kombiniert. Käse am Stück ist für mich absolut keine Alternative und auch den Camembert muss ich nicht nochmal haben. Die Frischkäse Alternative von bettermoo(d) kam allerdings bei allen ganz gut an, weil sie so ganz anders war als alles bisher Gegessene.
Nachdem ich alle Produkte getestet hatte, entdeckte ich im Supermarkt einen Streichkäse der Marke Bresso. Deren Frischkäse gab es nun auch in vegan. Ich kaufte ihn und kann sagen, dieser schmeckt eins zu eins wie das Original und war bisher der einzige Käse, den ich wieder kaufte. Leider ist dieses Produkt weder nachhaltig hergestellt, noch kommt es von einem kleinen Unternehmen. Es wird produziert von der Savencia Fromage & Dairy Deutschland GmbH, einem großen Lebensmittelunternehmen.
Persönlicher Eindruck
Ich danke den Hersteller:innen, dass sie ihre Produkte so großzügig zur Verfügung gestellt hatten. Vielleicht ist dieser Test ein Anstoß, etwas besser zu machen. Als Verbraucherin sind mir die Alternativen zu teuer für das, was ich dafür bekomme. Das liegt natürlich nicht nur an den Produzent:innen, sondern am gesamten politischen System. Schließlich kosten derzeit vegane Alternativen aller Art viel mehr als das tierische Pendant. bettermoo(d) stellt seinen Käse von Hand her, verpackt ihn ganz frisch und verarbeitet Zutaten aus kontrolliert biologischem Anbau. Deshalb ist er auch viel kürzer haltbar als die anderen Alternativen. Das und auch die Kreativität muss man ihnen hoch anrechnen. Wenn der Geschmack noch verbessert wird, könnte das eine schöne Alternative sein. Ich bezweifle allerdings, dass es möglich ist, den Geschmack von echtem Käse wirklich zu ersetzen. Vielleicht muss man aufhören, richtigen Käse zu erwarten und stattdessen noch offener für neue Produkte sein.
Am Ende ist festzuhalten, dass veganer Käse nicht eindeutig als nachhaltigere Variante einzuordnen ist, da die Inhaltsstoffe Cashew, Kokosöl oder Palmfett nicht gerade als Umweltheld:innen gelten dürfen.