Für Jasmin Huber, Gründerin von WeDress Collective, ist Konsum wie ein Gewürzregal, aus dem man sich je nach Bedarf bedient. Salz? Pfeffer? Mit ihrer Leihplatform, erlaubt sie den Konsum und möchte den Modegenuss verändern- ganz ohne Verzicht und negative Auswirkungen auf Mensch oder Umwelt. Im Interview erfahrt ihr alles über das Gründen, das Verleihen und der Mission von einer verantwortungsvollen Modewelt.
Wie kam es zur Gründung von WeDress Collective?
Ich hatte schon als junge Teenagerin einen großen Modeappetit. Ebenso setzte ich mich sehr früh mit Nachhaltigkeit auseinander, weshalb ich 2013 (Einsturz von Rana Plaza) entschied auf nachhaltige Kleidung umzusteigen. Ich wurde zur „Heavy Userin“ auf Second-Hand Plattformen und Teil der Fair-Fashion-Welt. Das Thema Verzicht spielte in dieser Zeit natürlich eine stetig wachsende Rolle in meinem Leben. Gleichzeitig besaß ich einen vollen Kleiderschrank mit Schätzen, die ich zu wenig trug.
Für was steht WeDress Collective?
Unsere Vision: „We believe, that together as a COLLECTIVE, we can change the way WE DRESS.“ Wir glauben fest an die Kraft des Kollektivs und daran, dass wir gemeinsam die Art und Weise, wie wir Mode verstehen und sehen, verändern können.
“We believe, that together as a COLLECTIVE, we can change the way WE DRESS.“
-Jasmin Huber, Gründerin von WeDress Collective
Wie funktioniert WeDress Collective und was kostet es?
WeDress ist kostenfrei. Das heißt du zahlst nur, wenn du tatsächlich etwas leihst. Du kannst auf unserer Website durch den lokalen Kleiderschrank stöbern, aktuell ist der Service Wien, Berlin, München und Hamburg verfügbar. Gefällt dir ein Teil, kannst du es für die gewünschte Dauer leihen und es wird dir über unsere lokalen Logistikdienstleister zugestellt oder du vereinbarst mit der verleihenden Person eine persönliche Übergabe. Die verleihende Partei kümmert sich nach der Rückgabe um die Reinigung und erhält nach Rückgabe die Mietsumme ausbezahlt.
Was ist, wenn ich mich nicht um den Prozess des Verleihens kümmern möchte?
Für jene Personen, die gerne verleihen möchten, aber den Prozess zeitlich nicht handeln möchten oder können, bieten wir unseren Concierge Service an. Wir übernehmen das Handling und beglücken dich monatlich mit einem Zusatzeinkommen.
Was hat sich seit der Gründung von WeDress Collective geändert?
Anders gefragt, was ist gleich geblieben? Ich bin noch Teil des Teams, wir heißen noch WeDress Collective und wir machen nach wie vor Rental. Darüber hinaus hat sich einiges verändert: Das Team ist gewachsen, wir haben unsere Markenidentität geschärft und sind in uns reingewachsen. Die Pandemie hat keinen Stein auf dem anderen gelassen und so mussten wir sehr früh schon lernen, dass stetige Veränderung unter Wahrung unserer Werte unser Weg nach vorne ist.
Hat sich die Modebranche und das Konsumverhalten in den letzen Jahren verändert?
Einerseits hat sich die Einstellung und Wichtigkeit zu und von Nachhaltigkeit in vielen Bereichen geändert. Jedoch sehen wir nach wie vor eine große Lücke, zwischen dem, was wir in der Theorie und einer idealen Welt tun möchten und dem was wir tatsächlich tun. Diese Gap gilt es zu schließen, damit sich Theorie und Praxis annähern und wir von einer theoretischen in eine praktische Diskussion kommen.
Was für Kleidungsstücke sind besonders begehrt?
Vor allem Kleider sind begehrt. Hier haben wir ein paar ganz besondere Stücke, wie beispielsweise das Erdbeerkleid von Lirika Matoshi. Jede:r will einen „Erdbeerkleidmoment“, aber kaum eine Person, will sich das Kleid kaufen. Darüber hinaus haben wir einige Skandimarken, die besonders gut funktionieren, wie ROTATE oder Taschen von Jacquemus, Chanel und Gucci.
„Die meisten Leute sind total begeistert von der „Sharing is Caring“Idee.“
– Jasmin Huber, Gründerin von WeDress Collective
Was ratet ihr Menschen, die vom Kleiderleihen noch nicht überzeugt sind?
Einfach ausprobieren und offen sein. Wenn es nach einem Versuch nicht das richtige ist, auch gut. Man bereut ja nur die Dinge, die man nicht gemacht hat.
Mittlerweile gibt es immer mehr Plattformen zum Leihen. Was macht euch so besonders?
Wir verfolgen einen städtebasierten Ansatz “Lokal, schnell und bequem” und setzen sehr stark auf Diversität, Inklusion und Zugänglichkeit. So kollaborieren wir mit Labels wie MOB Industries und Auf Augenhoehe, um Inklusion jenseits von Kleidergröße, Geschlecht und Herkunft zu leben. Wir sind mehr als eine Mietplattform für schöne Kleidung, und das merkt Mensch hoffentlich. In Summe kann man sagen, dass wir gerne das Ungewisse wagen, an Inspiration glauben, eine No-Judgement-Kultur pflegen und insgesamt Spaß und harte Arbeit schätzen.
Wie kann man Menschen dafür begeistern, weniger Besitz anzuhäufen und zu horten?
Konsum ist ja nur eine Ablenkung, deshalb ist das der Moment, die innere Arbeit anzusprechen. Das wichtigste ist zu inspirieren, nicht zu werten oder zu urteilen. Zeigen, dass es sehr viel Spaß machen kann, sich mit den bestehenden Teilen auszuleben und einen Termin bei persönlichen Stylist:innen vereinbaren, um den eigenen Stil zu finden.
Es heisst: Was man hat, das hat man. Ist es so das wir in Zukunft nur noch Mieten werden und nicht mehr besitzen werden?
Das glaube ich ehrlich gesagt nicht. Vielmehr glaube ich an einen veränderten Warenkorb, welcher aus Neu- und Preloved Ware besteht, die durch Mietmode ergänzt wird. Für mich ist “Konsum” wie ein Gewürzregal, aus dem man sich je nach Bedarf bedient. Nur Salz oder Pfeffer? Nein, das richtige Mischverhältnis macht den Unterschied. Ich denke, man muss immer mal wieder auf die Mengen achten, um ein gesundes Mittelmaß herzustellen.
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