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Der Konsument als Co-Produzent
„Wir tun euch doch nur Gutes!“ – So oder so ähnlich könnte das (leider nicht ehrlich gemeinte) Motto der Gentechnik-Industrie lauten. Genau unter diesem Vorwand wird uns Konsumenten nämlich verkauft, mit Gentechnik die Nahrungsversorgung in der Zukunft bestmöglich zu sichern und Erträge zu garantieren. Seit 1996 – da begann der Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen in den USA – wird uns dieses Märchen erzählt. Aber nicht nur das: Seitdem sind bestimmte Agrarkonzerne, z.B. MONSANTO, an der Macht und kontrollieren Saatgut. Veränderte Pflanzen ließen sich diese Unternehmen patentieren, so dass Bauern nun dafür bezahlen müssen. „Bio-Piraterie“ nennt sich dieses Vorgehen. Wo uns die Bio-Piraten damit letzten Endes hinführen, können wir vom jetzigen Standpunkt aus gar nicht abschätzen. Klar ist nur eins: Gentechnisch verändertes Saatgut bleibt nicht unbedingt auf „seinen“ Acker begrenzt wirksam und nur weil es „maßgeschneidert“ ist, lassen sich auch Insekten wie z.B. Bienen davon nicht abschrecken.
Abhängige Bauern, keine Kennzeichnungspflicht
Die Nutzung von Gentechnik hat, vor allem in Entwicklungsländern, die „kleine Landwirtschaft“ verdrängt. Und somit auch die Selbstversorgung. Kleinbauern versprechen sich von patentiertem Saatgut, den dazugehörigen Chemikalien und Düngemitteln höhere Erträge – und begeben sich so in eine Abhängigkeit von großen Konzernen, die eigentlich nie mehr wieder rückgängig gemacht werden kann. Der „Witz“ an der Sache: Die von den Bauern in gute Ernten gesetzte Hoffnung ist nicht erst einmal enttäuscht worden. Die Folgen sind verheerend: Kultur- und Wildpflanzen verschwinden, Monokulturen laugen die Böden aus, ganze Kulturlandschaften sterben aus und damit geht auch jede biologische Vielfalt verloren. Die Sortenanzahl wird kleiner, der Befall mit Schädlingen aber ungleich höher. Konsequenz? Noch mehr Resistenzen in die Pflanzen einbauen. Und die gelangen in unsere Nahrung, denn: gentechnisch manipuliertes Tierfutter muss weder in der Fleischproduktion noch in der Milchwirtschaft ausgewiesen werden. Und eine ganze Reihe an industriell hergestellten Lebensmitteln enthalten gentechnische Bestandteile von Soja, auch sie müssen nicht gekennzeichnet werden.
GENFOOD – Ein Sachbuch und Wegweiser
Was genau steckt hinter den Begriffen „Gentechnik“ und „Bio-Piraterie“? Warum werden unfassbar hohe Summen in Gentechnik-Forschung investiert? Welche wissenschaftliche Wissensbasis steckt dahinter, mit welchen Konsequenzen ist zu rechnen? In GENFOOD – DAS AKTUELLE HANDBUCH werfen Max Annas und Jürgen Binder (Vorsitzender des Vereins für ein Gentechnikfreies Europa) einen Blick hinter die Kulissen. Jeder, dem gentechnisch veränderte Lebensmittel nicht gleich sind, findet hier Antworten auf seine Fragen. Die Autoren, die auch GENBUCH LEBENSMITTEL verfasst haben, haben diesen Erfolgstitel überarbeitet. Das Format ist größer, das Buch durch Grafiken und Illustrationen übersichtlicher und das Nachschlagen von Lebensmitteln einfacher. Außerdem umfasst der Anhang viel weiterführende Literatur, Adressen von Bürgerinitiativen, Tipps für das eigene Handeln und ein Vorwort von Jürgen Binder.
208 Seiten machen drei Dinge klar: Konsumenten sind Co-Produzenten, wir brauchen einen Bewusstseinswandel was uns selbst und unseren Umgang mit Essen angeht und wir können mit entscheiden, was auf unsere Teller kommt und was nicht. Das Handbuch startet mit einer Erklärung, welche Gründe für das Schreiben eines solchen Buches ausschlaggebend waren. Die folgenden Kapitel sind knackig und kurz gehalten und drehen sich zunächst um die Geschichte der Landwirtschaft. Erklärt wird z.B. das Haber-Bosch Verfahren, das bei der Produktion von Sprengstoffen und Düngemittel angewandt wird. Es folgen eine kleine Abhandlung über die Entstehung von Industriezweigen innerhalb der Nahrungsmittelindustrie und ein Kampf der Argumente zwischen Gentechnik-Befürwortern und -Gegnern. Begriffe wie „Monokulturen“, „Pestizide“, „Benefitsharing“ werden erläutert und wichtige Namen wie Vandana Shiva (Trägerin des alternativen Nobelpreises) und Erwin Chagaff (Begründer der Chagaff-Regel) bleiben nicht unerwähnt.
Was macht gentechnisch veränderte Baumwolle mit Landstrichen und Bevölkerungsgruppen? Auch das verrät GENFOOD. Und welche Rolle spielen Organisationen wie die WTO, EU, FAO, die Weltbank, der IWF und andere Lobbies? Auch darauf findet man Antworten, ebenso auch auf die Frage, inwiefern GATT, TRIPS, WIPO, EFSA und NAFTA daran beteiligt sind, dass Agrarkonzerne Patentrechte an sich reißen und den Schutz lokaler und regionaler Märkte abbauen konnten. Angesichts dieser harten Fakten könnte einem fast die Lust auf’s Weiterlesen vergehen, aber nur fast, denn GENFOOD zeigt uns auch, wie man aktiv werden. Tipps gibt es dazu, wie man KO-Produzent werden, richtig einkaufen, sich organisieren und eingreifen kann. Eine umfangreiche Liste mit Entscheidungshilfen zum Einkauf von Grundnahrungsmitteln gibt Informationen, wie, wann und wo verantwortungsvoll eingekauft werden kann.
15 Euro, die es wert sind! Sich selbst und der Umwelt zu Liebe.
GENFOOD – DAS AKTUELLE HANDBUCH gibt es um 15,00 Euro hier http://www.orange-press.com/programm/alle-titel/genfood-nein-danke.html
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