„Wussten Sie, dass in Südtirol seit 1.300 Jahren Äpfel angebaut werden? Von über 7.000 Obstbauern werden circa 950.000 Tonnen im Jahr produziert“. Ich inspiziere den Flyer des Gerstl Alpine Retreats und nippe ich an meinem Glas naturtrüben Apfelsaft. Während ich auf den nächsten Gang meines Abendessens warte, versuche ich mir diese unglaubliche Menge an frischem Obst und die damit verbundene Arbeit vorzustellen. Von meinem Tisch im Hotelrestaurant aus habe ich dank der großen Glasfront eine atemberaubende Aussicht ins Tal.
Wenn das Gute liegt so nah…
Als mein Blick so in die Ferne schweift, fällt mir mein gestriges Gespräch mit Sarah Gerstl wieder ein. „Wir sollten den Bauern abnehmen, was sie hier anbauen“, erklärte sie mir. Sie selbst wohne im Tal und fahre auf ihrem täglichen Weg zum Hotel oft bei den Bauernhöfen vorbei, um den Obst- und Gemüseerzeugern den Weg zu ersparen. „Bei so kleinen Dingen fängt für mich Nachhaltigkeit an“, lacht sie. Vor sieben Jahren habe man im Hotel Das Gerstl Alpine Retreat ein r30-Siegel eingeführt. So verwende man bevorzugt Lebensmittel und Baumaterialien aus der Region im Umkreis von nur 30 Kilometern.


Selbst die Naturkosmetikprodukte, nach denen es in allen Zimmern und dem großen Wellnessbereich so himmlisch duftet, beinhalten einheimische Bergkräuter und Quellwasser – eigens von Kosmetikerin Marion Gerstl für das Hotel kreiert.
Kulinarischer Hochgenuss
Ich werde aus meinen Gedanken gerissen, als mir eine freundliche Kellnerin den nächsten Gang bringt und in sympathischen Vinschgauer Akzent die Ravioli mit Kürbis und Gorgonzola ankündigt. „Köstlich“, denke ich „und immer so schön angerichtet.“ Nicht nur der Kürbis ist auf dem heutigen 8-Gänge-Menü mit dem r30-Siegel gekennzeichnet, sondern ebenso der Ziegenkäse, Blumenkohl, Karotten, Zucchini, Salat und das Wagyu-Rind – vegetarische Alternativen natürlich immer vorhanden.




Im unten gelegenen Garten erspähe ich Sarahs Vater Martin Gerstl. Er ist nicht nur der Gärtner für alle Grünanlagen, sondern ist auch Teil des hoteleigenen Aktivteams, das mit den Gästen geführte Wanderungen und Radtouren an die schönsten Orte unternimmt. Sarahs Bruder Lukas ist ebenso wichtiger Teil des Familienbetriebs wie Mutter Susanne, die die Rezeption unterstützt und bei den Weinverkostungen mithilft.
Wenn ein Ort auch Familie bedeutet
„Das Hotel gibt es nun in der dritten Generation. Vor 57 Jahren wurden die Gäste noch mit dem Traktor den Berg hochgefahren“, erzählte mir Sarah lachend. Und weiter: „Dort, wo heute der Weintreff ist, war früher die alte Stube. Die original holzvertäfelte Decke erinnert noch an diese Zeit.“ Der familiäre Umgang mit den Mitarbeitern, die größtenteils aus den Orten um Umkreis stammen, und den Gerstls ist nicht zu übersehen. „Ich bin hier geboren und aufgewachsen. Für mich ist Arbeit keine Arbeit“, sagte Sarah schmunzelnd. „Die Aufgabe unserer Generation ist es zu überlegen, was man unternehmen kann, um die hohe Qualität des Relax Hotels zu erhalten und dennoch etwas für die Umwelt zu tun“ fügte sie hinzu. So habe man nicht nur Photovoltaik installiert, sondern auch schon konkrete Pläne für die kommenden Jahre entworfen.



Langsam kommt die Müdigkeit über mich. Ich beobachte von meinem Tisch aus wie nach dem magischen Sonnenuntergang nach und nach die Lichter in den am Fuße des Bergs gelegenen Orten angehen. Ein kleiner Muskelkater macht sich nach der heutigen Yoga- und anschließenden Aqua-Gymnastikstunde bemerkbar. So aktiv und zugleich entspannt war ich schon lange nicht mehr, denke ich, während ich mich auf die Terrasse begebe, wo die Gitarrenklänge eines Musikers bereits die dunkle Nacht erfüllen. Ein perfekter Abschluss eines perfekten Wellnessurlaubs.

DAS GERSTL ALPINE RETREAT, Landstraße Schlinig 4, 39024 Mals, Südtirol, Italien
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