Nachhaltigkeit und Gemeinwohl sind die Basis des unternehmerischen Handelns von Sonnentor. Das wird nicht nur kommuniziert sondern auch gelebt von Gründer und Geschäftsführer Johannes Gutmann: „Für uns ist der Nachhaltigkeitsgedanke Selbstverständlichkeit. Es geht um das bewusste Tun und Handeln“. Mittlerweile gibt es Sonnentor-Standorte in über 50 Ländern. Wie das der Waldviertler Johannes Gutmann geschafft hat, nachdem am Anfang niemand an ihn und seine Idee geglaubt hat, erzählt er im Gespräch mit FOGS. [upme_private]
Sie haben Ihr Unternehmen 1988, also vor 25 Jahren gestartet. Damals war der Begriff „Bio“ noch lange nicht so präsent in den Köpfen der Menschen wie heute? Wieso hat es trotzdem funktioniert?
Johannes Gutmann: Genau das war das spannende, die Leute kannten es nicht und deshalb hat es sie interessiert. Wir haben den Leuten erklärt, dass sie wenn sie auf Chemie verzichten, einen Mehrwert haben. Das Ganze auf spannende Weise kommuniziert, interessierte die Leute damals sehr wohl.
Nutzen Sie Ihr Know-How auch in der Öffentlichkeit, als Sprachrohr?
Johannes Gutmann: Ja, ich halte viele Vorträge und erreiche somit auch Leute, die mit dem Bio-Gedanken normalerweise nichts am Hut haben und durch meine Erzählungen aufmerksam darauf werden. Ich habe damals einen alten Bioladen in Zwettl gekauft, ihn umbenannt und etwas aufgebessert und wollte sehen, ob es funktionieren kann. So hat es im Großen und Ganzen mit Sonnentor angefangen.
Irgendwann haben wir dann in einen besseren Standort investiert, mehr Marketing gemacht und so ging’s dahin. Es war anfangs sehr hart, wir mussten lernen wie die Menschen ticken, was der Konsument sich von Bio erwartet, dadurch haben wir viel gelernt und den Grundstein für das heutige Franchise-Konzept gelegt.
Sind Sie zufrieden mit dem Status quo bei Sonnentor?
Johannes Gutmann: Für uns ist es ein Traum. Genau die Dummheit, vor der ich schon vor 20 Jahren gewarnt habe, tritt jetzt noch mehr ein. Die Leute bemerken die Krise langsam selbst, sehen dass die Gentechnikkonzerne, die aus Amerika agieren, nicht gut sein können und da können wir zu den Leuten sagen, besinnt euch doch mal auf das Gute, Naheliegende, Natürliche! Jede Krise ist auch immer eine Chance und das erkennen die Leute langsam aber sicher auch. Wenn wir endlich mal sehen und begreifen, was wir nicht brauchen, haben wir die Lösungsmöglichkeiten für morgen. Das ist eigentlich ein riesen Auftrag für Sonnentor, eine Mission!
Ist das Konsumverhalten auf dem Land eigentlich ein anderes als in den Städten?
Johannes Gutmann: Bedingt. Ich war eigentlich auch sehr überrascht, dass wir in Zwettl, wo sich Leute noch sehr stark selbst versorgen, ein hoher Anteil an Bauern ist, dass wir da eigentlich das Gleiche verkaufen wie in Wien. Wir verkaufen unsere Produkte von Sonnentor mittlerweile in mehr als 50 Ländern und da sind die Kaufgewohnheiten zu 80 % die gleichen wie bei uns. Da gibt es kaum Unterschiede!
Wenn Sie die letzten 25 Jahre Revue passieren lassen, was war der größte Irrtum?
Johannes Gutmann: Da gab’s viele aber grundsätzlich bin ich zu gutgläubig. Der Irrtum war, dass ich glaubte alle Menschen haben ähnliche Sehnsüchte und denken so wie ich. Ich hab genug Lehrgeld dafür bezahlt, bin aber auch dankbar für alle Erfahrungen, die ich machen durfte. Aus Fehlern lernen und nie aufgeben lautet die Devise!
Hat es Momente gegeben in den Anfangsphasen, wo sie gedacht haben, sie seien am falschen Weg und hinschmeißen wollten?
Johannes Gutmann: Natürlich, am Anfang hat ja niemand außer mir an Sonnentor geglaubt. Es war oft so, dass mir Freunde und Familie gesagt haben, dass das nicht funktionieren kann. Aber manchmal muss man einfach bei sich bleiben und durchsetzen wovon man selbst überzeugt ist.
Gemeinwohl und Ökonomie sind Ihnen sehr wichtig oder?
Johannes Gutmann: Ich war 4 Jahre unselbstständig tätig und habe gelernt, wie Arbeitgeber- und –nehmer ticken. Nachdem ich als Kind öfters die Katze am Schwanz gezogen habe, meinte meine Mutter öfters: Was du nicht willst, das man dir tut, das füge auch keinem anderen zu!“ Und daran halte ich mich eigentlich. Wenn es meinen Mitarbeitern schlecht geht, geht es auch mir nicht gut und das ist nicht schön. Gemeinwohl ist dann, wenn es für mich und für mein Umfeld passt.
Haben Sie Sorge, dass die Qualität Ihrer Produkte mithalten kann mit der Expansion?
Johannes Gutmann: Ja, diese Sorge haben wir. Denn bei immer größer werdenden Mengen kannst du auch nicht mehr jeden Sack von Sonnentor kontrollieren. Wir geben mittlerweile für diese Lebensmittelsicherheit etwa 150.000 Euro aus im Jahr.
Wie finden Sie die Entwicklung hinsichtlich Bio-Produkte?
Johannes Gutmann: Die finde ich gut, weil jeder Quadratmeter, der auf Bio umgestellt wird, ein positiver Beitrag zum Umweltschutz ist. Allerdings weiß man oft nicht, ob die Dinge wirklich bio sind oder ob das Ganze nur aufgeblasen wird.
Wir sind nicht nur bio, wir sind Sonnentor , das ist mehr als „bio“. Uns geht es nicht darum, Bio-Düngemittel oder ähnliches zu verwenden sondern darum, den Biokreislauf im Ganzen herzustellen.
Für unsere Groß- und Urgroßeltern war es selbstverständlich ohne Chemie anzubauen. Warum bzw. wann hat diese Veränderung zu Gentechnik und chemischer Bearbeitung des Bodens begonnen?
Johannes Gutmann: Das hat in den 50er Jahren angefangen. Mit der Weiterentwicklung der Technik, den Traktoren sind auch Düngemittel aufgekommen und haben die Humusbewirtschaftung ersetzt weil es einfacher war. Es hat die Arbeit erleichtert.
Österreich konnte sich bis 1979 nicht ohne Auslandsimporte ernähren, ab den 80ern ist das gekippt, denn plötzlich war die Technik da und die Düngemittel waren da. Ab da hat niemand darauf Bedacht genommen, das wieder zu regulieren. Bis die ersten gesagt haben, so kann es nicht weitergehen. Es muss ein ganz großer Niederbruch kommen, bevor sich das wieder von Grund auf ändert – und der wird kommen.
Wie leben Sie persönlich Herr Gutmann?
Johannes Gutmann: Ich bin kein Vegetarier, esse sehr gerne vegetarische Kost, wenn sie gut ist, was oft nicht der Fall ist. Ansonsten versuche ich einen sehr einfachen Lebensstil zu wählen, habe mit meiner 2jährigen Tochter Kartoffeln angebaut und es macht Spaß. In erster Linie geht es darum, zu wissen, was man nicht braucht. Und man braucht nicht viel. Und ich fahre einen Tweezy.
Was hat es mit dem Ökostromprojekt auf sich?
Johannes Gutmann: Die Leute, die sagen, wir wollen mehr Sonnenstrom, können sich beteiligen. Ein Beteiligungsschein kostet 300 Euro und er bekommt in 4 Jahren über Warengutscheine von Sonnentor 400 € zurück.
Gewinnen Sie Ihre Energie selbst?
Johannes Gutmann: Nein, aber etwa 10 %.
Was ist das am stärksten wachsende Segment bei Sonnentor?
Johannes Gutmann: Die Gewürze! Das erkläre ich mir so, schauen Sie mal, welche Gewürze auf dem Markt sind! Unsere Gewürze von Sonnentor werden vom Ursprung her ganz anders behandelt als die gewöhnlichen. So ist unser Pfeffer zum Beispiel viel schärfer als andere, weil er nicht verfälscht wurde.
Haben Sie noch Visionen?
Johannes Gutmann: Wir werden noch in ganz vielen verschiedenen Ländern Bauern dazubekommen, weil diese Grundsehnsucht, wie wir sie haben, in allen Ländern da ist. Zu wissen, was wir brauchen in einer guten, langfristigen Ausrichtung – das ist eigentlich meine Vision. Und es gibt noch viele Baustellen.
Was ist Ihr Appell an die Menschen?
Johannes Gutmann: Wenn du erkennst, was du nicht brauchst, geht es dir besser!
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Herbert Bren | Wien
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