Du willst deinen Plastik-Konsum reduzieren, hast aber keine Ahnung wie? Dann wird dir „Plastikfrei für Einsteiger“ eine große Hilfe sein. Ein einfacher Leitfaden und praktische Tipps zeigen, wie man sich Schritt für Schritt von Plastik verabschieden kann. Wir haben mit Autor Christoph Schulz darüber gesprochen, warum biologisch abbaubar nicht gleich gut ist und warum man Joghurt aus Glasbehältnissen besser mit Plastiklöffeln auslöffeln sollte.
„Ich war auf Sri Lanka und habe eine Plastikflasche am Strand gefunden – mit einem Mindesthaltbarkeitsdatum aus den 1980er-Jahren drauf! Diese Flasche ist also schon über 30 Jahre alt! Dadurch habe ich angefangen mir Gedanken zu machen“, sagt der sympathische Christoph Schulz auf die Frage, wie er auf die Idee für sein Buch kam.
Dieses Erlebnis hat bei Christoph einen richtigen Tatendrang ausgelöst: „Auf einmal beginnt man, sich Gedanken über seinen Konsum und seinen Müll zu machen. Ich dachte mir: Du hast 1.000 Sachen, wo du ansetzen kannst. Fang einfach an!“ Gesagt, getan: PET-Flaschen wurden durch Edelstahltrinkflaschen und Plastiktüten durch Jutebeutel ersetzt. Statt Döner-to-go gibt es nun Selbstgemachtes aus der Lunchbox. Außerdem muss der Supermarkt immer öfter dem Unverpackt-Laden weichen.
Tipp: App „Replace Plastic“
Aber was ist, wenn es dort wo ich wohne, keinen Unverpackt-Laden gibt? Christoph rät, ab und zu mal den Mund aufzumachen. „Wenn ich eine in Plastikfolie eingewickelte Orange oder vorgeschnittene Tomaten in der Plastikverpackung im Supermarkt sehe, schreibe ich dem Hersteller. Es kann sich lohnen, ihn auf neue Entwicklungen oder potenzielle Verbesserungen seiner Produkte hinzuweisen!“
Wer jetzt denkt, dass es doch viel zu zeitintensiv ist, wenn man jedem Unternehmen, das es mit dem Plastik übertreibt, extra schreiben muss, wird sich darüber freuen: Mit der App „Replace Plastic“ muss man einfach nur den Code des Produkts über sein Handy einscannen. Die App schickt ganz von selbst einen Hinweis an das Unternehmen.
„Die Politik ist zu lahmarschig“
Generell findet der 29-jährige, dass die Regierungen zu wenig tun. „Die Bewegung ist voll da, die Unternehmen und Supermärkte kriegen das mit und ändern schön langsam ihre Produktionsweise – aber von der Politik kommt nichts.“ Deshalb müssen wir die Sache selbst in die Hand nehmen: „Veränderung muss immer von den jungen Leuten ausgehen, weil die Politik sonst einfach schläft. Die EU könnte zum Beispiel sagen: Ab 2020 verbieten wir Plastiktüten komplett“, aber das passiert nicht. In „Entwicklungsländern“ wie Ruanda gibt es das Plastiktütenverbot schon seit 2008!“
Abbaubar ist nicht gleich umweltverträglich
Auch Dinge, die uns wirklich alle spürbar betreffen würden, sind schwierig durchzusetzen, so der junge Unternehmer. „Über ein Tempolimit auf der Autobahn oder die Mikroplastik-Emissionen von Autoreifen spricht man nicht wirklich, man will auf diesen Luxus nicht verzichten.“ Continental tüftelt derzeit zwar schon an Reifen aus Pflanzenfasern, hier weiß man aber auch noch nicht, wie schnell sich dieser Stoff zersetzen kann. Das ist dasselbe Problem wie bei vermeintlich „vollständig abbaubaren“ Biomülltüten: Das Gewissen ist zwar beruhigt, weil Bio draufsteht, aber eigentlich zersetzt sich die Tüte nicht schnell genug und erschwert das Recycling nur.
Ein ähnliches Problem sieht Christoph bei den trendigen Joghurt-Behältern aus Glas, die gerade die Kühlregale erobern: „Man vermeidet zwar Plastik, aber hinten steht drauf, dass man das Joghurt mit einem Plastiklöffel auslöffeln sollte. Auf den ersten Blick total widersprüchlich, aber ein Edelstahllöffel erzeugt Mikrorisse im Glas und bewirkt, dass man es nicht mehr recyceln kann. Aber erklär das mal dem Konsumenten!“
Tipps für den plastikfreien Alltag
Wer nicht so richtig weiß, welcher Müll in welche Tonne kommt und was die besten Alternativen für Wattestäbchen, Sportgeräte oder Windeln sind, erhält mit „Plastikfrei für Einsteiger“ ein gutes Werkzeug für eine schrittweise Umstellung. Für fortgeschrittene Plastikvermeider enthält das Buch auch Rezepte für selbstgemachte Zahnpasta, Spülmittel und Sonnencreme! Und das Wichtigste: Einfach machen! „Hebe den Plastikmüll in der Umwelt auf, anstatt ihn zu produzieren. Beachte die Plastikfrei-Grundsätze: erst wiederverwenden, reparieren, hinterfragen oder ablehnen, bevor etwas weggeschmissen oder brandneu gekauft wird.“
Chistoph Schulz hat auch einen Blog, auf dem er laufend Tipps und Tricks für einen grüneren Lifestyle online stellt und umweltfreundliche Produkte verkauft: Careelite.de
Hier findet ihr das Buch “Plastikfrei für Einsteiger” um € 14,99.
Hier findet ihr die App „Replace Plastic“ für Apple und Android.
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Aufmacher-Photo: Sylvie Tittel via Unsplash