Ju Schnee ist nicht nur Multimedia-Künstlerin, sie ist in ihrem Beruf auch ein Multitalent. Sie erstellt digitale Illustration und Motion Design, macht Skulpturen, arbeitet an Kampagnen mit großen Kunden, bemalt Wände in Büros oder Hotels und erstellt Animationen für Musikvideos. Ganz neu im bunten Portfolio der bildenden Künstlerin sind Interior-Accessoires aus Keramik. Denn nachdem Ju Schnee bereits den Nürnberger und Münchner Store der Kult-Keramikmarke Motel a Miio mit Murals dekorierte, startet am 15. Oktober 2021 nun der Onlineverkauf für die erste gemeinsame Kollektion.
Weshalb sich die in Österreich geborene Künstlerin gerade ganz auf ihre abstrakte Kunst konzentrieren will, wie man sich als Frau in der Kunstwelt positioniert und warum sie stets auf ihr Bauchgefühl hört, verrät uns die Wahlberlinerin im Interview.
Du kommst aus Österreich, hast Berlin aber zu deiner Home Base auserkoren. War die Kunst der Grund dafür?
Ju Schnee: Gemeinsam mit meinem Mann kam ich vor drei Jahren nach Berlin und hatte gerade erst als Selbstständige gestartet. Ich dachte mir: Ich habe nichts zu verlieren, dann arbeite ich eben von hier aus. Doch plötzlich lief es gut. Erst in Berlin habe ich verstanden, bei wem die Kunst, die ich mache überhaupt ankommt. Wir sind geblieben und seitdem ist Berlin mein Lebensmittelpunkt.
Vor allem im kreativen Bereich hört man öfters Dinge wie „Willst du nicht lieber etwas Solides machen?“ Käme für dich überhaupt irgendein anderer Beruf infrage?
Wenn ich ehrlich bin, haben mich Zweifel lange begleitet. Deshalb bezeichne ich mich erst seit ich in Berlin bin offiziell als Künstlerin. Denn jetzt mache ich ausschließlich Kunst und identifiziere mich auch damit. Mein Beruf muss mein Leben finanzieren, deshalb habe ich lange den Schritt nicht gewagt. In den letzten Jahren wollte ich es aber immer mehr, es musste einfach raus aus mir. Als ich eine solide Basis hatte, habe ich es gemacht. Und jetzt bin ich genau da, wo ich immer sein wollte und hoffe, dass es auch so weitergeht wie jetzt.
Künstlerin Ju Schnee by Svenja Trierscheid
Du machst Gemälde und Skulpturen mit deinen Händen, aber auch digitale Kunstwerke, die du als NFT, also Non-Fungible Tokens verkaufst. Wie stehst du zum Thema Digitalisierung in der Kunst?
Ich komme eigentlich aus dem analogen Bereich, habe Design studiert und im Zuge dessen alle digitalen Techniken gelernt. Und wenn man dieses Know How hat, finde ich es cool, beides miteinander zu verknüpfen. Ich differenziere nicht, ob analog oder digital besser ist – ich bin in beiden Welten zuhause. Mit dem Konzept NFT kam ich erst Anfang dieses Jahres in Berührung. Es war ein Trial and Error Prozess. Ich musste nicht unbedingt dabei sein oder mache das nun zum Mittelpunkt meiner Kunst. Aber es ist eine gute Möglichkeit, auch mit digitaler Kunst etwas einzunehmen.
Ich mache einfach das, was sich für mich richtig anfühlt. Ich vertraue auf das, was sich für mich richtig anfühlt und mir Freude bereitet. Auch bei der Entscheidung zur Selbstständigkeit bin ich mutig gewesen und dem Bauchgefühl nachgegangen. Ich habe immer total Bock auf das gehabt, was ich mache. Wenn man genug Durchhaltevermögen hat – und das bedeutet für mich Leidenschaft – dann hält man ewig durch. Es gab dazwischen natürlich auch harte Zeiten. Leben vom Existenzminimum, sich wieder neu erfinden zu müssen. .. Aber es hat sich gelohnt.
Welche Story steckt hinter deiner Kollektion mit Motel a Miio?
Besonders motiviert für diese Kollektion haben mich jene Leute, die meine Kunst schon seit Jahren verfolgen. Denn sie brachten mich auch dazu, etwas auszuprobieren, das mir schon länger im Kopf herumschwirrt. Ich komme nicht aus einer elitären Künstlerfamilie und könnte mir gewisse Kunst nicht leisten. Und ich weiß, dass es auch einigen aus meiner Community so geht. Daher weiß ich: Auch wenn man meine Arbeit schätzt, kann man sich nicht immer eine Originalskulptur leisten. An dieser Kooperation fand ich daher schön, dass man sich Kunst nachhause holen kann, ohne dabei mehrere tausend Euro ausgeben zu müssen.
Was ist heutzutage wichtiger: Selbstdarstellung oder die Kunst für sich sprechen zu lassen?
Die Kunst sollte immer für sich stehen. Ich habe selbst lange darüber nachgedacht: Wo positioniere ich mich, positioniere ich mich überhaupt, … Ich muss ganz ehrlich sagen, dass es in der Kunst-Bubble auch schwer ist, ernst genommen zu werden, gerade wenn man Kooperationen mit Unternehmen macht. Aber am Ende des Tages sage ich: Entweder man findet das cool, was ich mache, oder eben nicht. Ich will gar keine besondere Geschichte mit der Kollektion für Motel a Miio erzählen und ich erfinde auch keine. Das, was ihr seht, bin ich und ich lasse meine Kunst für sich sprechen.
Wie siehst du die Stellung der Frau in der heutigen Kunstwelt?
Mir ist wichtig, dass man sich gegenseitig unterstützt. Ich habe in Berlin viele Freundinnen, die Künstlerinnen sind. Irgendwie findet man sich ganz automatisch, so habe ich das zumindest erlebt. Bei mir war es so, dass ich zu meinen Anfängen so viele Frauen um mich herum hatte, die mich unterstützt haben. Und das gleiche mache ich auch. Sharing is caring, das gilt auch für Events auf Social Media. Vielleicht bin ich auch gerade in einer Bubble, aber rund um mich gibt es viel gegenseitige Unterstützung von Frauen untereinander. Wie gesagt, vielleicht beachte ich gewisse alte, weiße, Cis-Männer auch gar nicht mehr (lacht).
Du könntest einen einzigen Satz in die Welt hinausschicken, den jede einzelne Person lesen wird. Welcher Satz wäre das?
„Sei mutig!“ Dieser Satz begleitet mich schon lange. Wenn man seinen eigenen Weg geht und zwischendurch zweifelt, sagt man sich einfach „Sei mutig“ und setzt es um. Aber auch was den Umgang mit anderen Menschen betrifft. Wenn man andere unterstützen oder ihnen helfen will, muss man auch oft aus seiner eigenen Komfortzone heraus und mutig sein. Denn Mut wird ganz oft belohnt.
Psst: Wer eine der Vasen und Kerzenständer im Wohnzimmer „ausstellen“ möchte, sollte schnell sein. Denn die kunstvollen Accessoires sind auf eine Anzahl von 150 bzw. 200 Stück je Farbe limitiert.