Glamping in der Natur – In den Nutchel Cabins im Elsass gibt es kein Wlan, keinen Fernseher und fast keinen Strom. Stattdessen soll man sich ganz auf sich selbst konzentrieren und sich mit der Natur verbinden. Und die liegt wirklich direkt vor der Haustür. Übernachten im Wald: Auf einem ehemaligen Campingplatz inmitten jahrhundertealter Bäume thronen 37 kleine, hölzerne Blockhäuschen auf über 600 Metern Höhe. Wenn die Bäume nicht im Weg stehen, blickt man von hier auf die Vogesen. Vier Tage ohne Wlan, Kühlschrank, warmes Wasser und Heizung liegen vor mir. Draußen ist es kalt, nass und neblig und ich freue mich auf ein paar ruhige Tage vor dem warmen Ofen. Lesen, schreiben, spazieren anstatt Arbeitstage vor dem Laptop warten auf mich.


Gepäcktransport auf Rollen
Zu den Cabins gelangt man über einen lehmigen Fußweg, der vom Regen aufgeweicht ist. Durch Matsch ziehe ich eine Art Bollerwagen, auf dem ich mein Gepäck und meine Vorräte für die nächsten Tage verstaut habe. Meine Hütte liegt im hintersten Bereich der Anlage und ich muss einige Stufen nach unten überwinden, um zu ihr zu gelangen. Gar nicht so einfach, ohne dass der Wagen kippt, vor allem nicht auf matschigem Untergrund.
Tipp 1: Genug Vorräte mitbringen. In der Umgebung gibt es keinen Supermarkt. Die Lebensmittel bei der Rezeption sind teuer und die Auswahl nicht gerade groß. Typisch französisch gibt es Baguette und Käse. Aber so gut wie kein Obst oder Gemüse, außer Kartoffeln und Zwiebeln. Man kann im hauseigenen Restaurant essen oder sich ein einfaches Frühstück mit Käse, Wurst, Marmelade, Ei, Saft und Tee bestellen. Auch ein kleiner Joghurt ist dabei. Abschalten funktioniert für mich aber besser, wenn ich alleine für mich kochen kann, was und wann ich will.
Tipp 2: Gutes Schuhwerk und warme, gemütliche Klamotten mitbringen. In der Cabin ist es kühl, logisch für Ende März, wenn es keine Heizung gibt. Daher unbedingt viele kuschelige und warme Klamotten einpacken.






Einheizen, lesen, spazieren – repeat
Die Cabins sind mit dem Nötigsten ausgestattet. Es gibt eine Couch, eine Küche mit Gaskocher und Spülbecken. Statt eines Kühlschranks steht eine Styroporbox am Boden links neben dem Eingang. Kühlakkus dafür holt man an der Station, wo es auch Brennholz gibt. Pro Cabin sollten es nicht mehr als zwei Kühlakkus sein. Für mich etwas ernüchternd, denn lange halten die Dinger nicht kalt. Zum Glück ist meine mitgebrachte, vegane Butter nicht so empfindlich. Milchprodukte sollte man nicht zu viele mitbringen, denn sie werden nicht ausreichend kühl gelagert. Vor allem nicht, sobald man den Kaminofen einheizt. Dann wird die Hütte warm. Im Nebenraum gibt es drei große Matratzen verteilt auf drei Ebenen. Bis zu sechs Leute haben hier Platz zum Schlafen. Durch eine Holztüre gelangt man zum Badezimmer. Dem einzigen Raum mit fließend warmem Wasser und einer kleinen Heizung für Handtücher. Richtig kuschelig und urig sind die Räume und ich fühle mich hier ziemlich wohl. Meine Tage verbringe ich im Wohnbereich, sobald es dunkel ist, schlüpfe ich unter die Bettdecke. Ich glaube, ich habe noch nie in so einem weichen und bequemem Bett geschlafen. So muss es wohl sein, wenn man sich auf Wolken bettet – zumindest in der Fantasie.
Tipp 3: Auf Lebensmittel verzichten, bei denen man zwingend eine Kühlkette einhalten muss. Oder diese gleich am Anfang verbrauchen. Die Kühlakkus halten nur ein paar Stunden, danach ist die Kiste wieder warm und Kondenswasser bildet sich am Boden der Styropor Box. Am besten vorm Schlafengehen die Akkus nochmal wechseln.
Tipp 4: Vorm Schlafengehen einheizen: Der Raum kühlt extrem aus, wenn man nicht stetig Holz nachlegt. Die kleinen Öfen speichern keine Wärme. Am Morgen bin ich zuerst zum Ofen, habe eingeheizt und bin danach nochmal ins Bett gekrochen, bis es warm wurde.






Entschleunigt durch den Tag
Meine Tage verbrachte ich mit gemächlichen Spaziergängen, viel lesen und schreiben, Yoga und Sauna. Nicht viel Programm, aber genau das was ich brauchte. Mein Handy war durchgehend auf Flugmodus, denn Netzempfang hat man hier, sofern man möchte. Direkt bei der Anlage kann man Bergtouren starten oder zu einem gemütlichen Spaziergang im Wald aufbrechen. Oberhalb der Rezeption gibt es einen Spielplatz für Kinder inmitten des Waldes. Daneben steht eine Bank mit Blick auf die Vogesen und den Himmel – perfekt zum Sterne schauen. Die habe ich aber leider nicht gesehen, das Wetter war bis auf kleine Sonnenfenster durchgehend trüb und regnerisch. Es hat mir allerdings rein gar nichts ausgemacht. So entspannt wie hier war ich tatsächlich noch nie auf Reisen. Ich hatte nie das Gefühl, mir etwas anschauen zu müssen. Die Hütte mit Hot Pot auf der Terrasse, die Abende vor dem Kamin und der ruhige, entschleunigende Alltag haben unfassbar gut getan.
Tipp 5: Nicht zu viel vornehmen und die Ruhe annehmen. Im Alltag rennt man immer von A nach B, hier geht es darum abzuschalten. Man muss sich komplett auf das Wesentliche einlassen: Holz holen, einheizen, Wasser warm machen.






Übernachten im Wald – Mein Resümee
Vier Nächte und knapp fünf Tage verbrachte ich im Nutchel im Elsass. Tatsächlich war es so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Alleine sein mit mir, mich nicht ablenken lassen von sozialen Medien, die Natur vor der Haustüre riechen und die Blätter rascheln hören. Manchmal war es gruselig im Dunklen durch die riesigen Panoramafenster nach außen zu blicken. Ich hatte das Gefühl, man konnte mich von außen beobachten, weil es keine Vorhänge gab. Das muss man aushalten können. Zwei Tage hintereinander bekam ich Besuch von einer Katze. Sie schlief auf der warmen Abdeckung am Hot Pot. Weil ich kein Fleisch esse, gab ich ihr den Schinken aus meinem Frühstückskorb. Ich war unglaublich entspannt nach diesen Tagen, merkte am letzten Morgen aber ein ziemliches Kratzen im Hals. Am morgen meiner Abreise hatte es geschneit, der letzte Wintereinbruch, bevor endlich der Frühling kam. Auf der Heimfahrt fröstelte es mich und die vielen Autos auf der Autobahn stressten mich. Komplettes Kontrastprogramm zum Wald. Daheim angekommen lag ich drei Tage mit Fieber im Bett. In der Hütte war es wohl doch etwas zu kalt für mich.

Was ich mochte
- Die Ruhe und Einsamkeit
- Das ruhige Leben in der Natur
- Den Hot Pot
- Die urige Hütte
- Das Bett
- Den Kamin
- Die Lage
- Die Terrasse
Was hätte besser sein können
- Ein echter Kühlschrank
- Solaranlagen auf den Hütten und generell nachhaltige Energieversorgung
- Dusche mit Fliesen anstatt Holzboden (wäre hygienischer)
- Mehr Auswahl bei den Lebensmitteln
Infos zum Nutchel
Die Nutchel Cosy Cabins gibt es im Elsass und den Ardennen in Belgien. Im Fokus steht die Verbindung zur Natur und das einfache Leben, das uns vom Alltag abschotten soll. Im Elsass gibt es insgesamt 37 Cabins für vier bis acht Personen. Das Konzept ist angelehnt an das japanische Wabi-sabi, was die Schönheit der Unvollkommenheit und Vergänglichkeit zelebriert und den Zyklus des Lebens selbst widerspiegelt.
Wabi steht für Einfachheit und Natur, für Schönheit in ihrer bescheidensten Form.
Sabi vermittelt den natürlichen Verschleiß der Zeit und die Anziehungskraft von Dingen, die gelebt haben.
Mindestaufenthalt sind zwei Nächte. Je nach Saison kostet die Nacht zwischen 160 und 200 Euro, nicht pro Person sondern pro Hütte. Auf Wunsch gibt es gegen Aufpreis einen Frühstückskorb, ein BBQ-oder Raclette-Paket, das man gemütlich in der Hütte zubereiten kann. Auch die Sauna kostet extra. Dafür einfach den erwünschten Timeslot bei der Rezeption anmelden und bei Abreise bezahlen.
Kontakt: Nutchel Cosy Cabins
Alle Fotos: © Eva Goldschald
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