Gemeinsam macht doch alles mehr Spaß: Das dachten sich auch Monika Fiedler-Proksch und Jessica Peter und gründeten kurzerhand die Agentur sportingWOMEN, welche sich auf die Veranstaltung und Vermarktung von Sport- und Lifestyle-Events für Frauen spezialisiert hat. Im Januar 2024 hatte ich das Vergnügen, ein Teil eines solchen Events sein zu dürfen: Das Women’s Winter Camp gibt Frauen die Möglichkeit, unter sich gemeinsam in die Berge zu gehen und mithilfe ausgebildeter Berg- und Skiführer:innen zu trainieren, was frau braucht, um beim Skitourengehen und Freeriden sicher und mit viel Freude unterwegs zu sein.
Warum wir Frauen beim Sport gern mal unter uns bleiben?
Das werde ich tatsächlich immer wieder gefragt. Selbstverständlich lassen sich nicht alle Männer und Frauen über einen Kamm scheren, doch meine Erfahrung hat gezeigt, dass Frauen untereinander oft mit mehr Leichtigkeit und Unbefangenheit trainieren. Wir trauen uns dann eher, vermeintlich blöde Fragen zu stellen und haben weniger das Gefühl, jemanden beeindrucken und uns beweisen zu müssen.
Was passiert beim Women’s Winter Camp?
Beim Women’s Winter Camp erleben die Teilnehmerinnen eine Vielzahl winterlicher Aktivitäten und gemeinschaftsbildender Erlebnisse. Das Camp bietet Frauen die Gelegenheit, sich in einer unterstützenden Umgebung zu engagieren, unabhängig von ihrem sportlichen Niveau oder Alter. Die Aktivitäten reichen von Wintersportarten wie Skitourengehen, Splittboarden und Freeriden bis hin zu Gruppenaktivitäten wie Nachtrodeln, Lagerfeuer und Yoga. Außerdem werden die Teilnehmerinnen in Lawinenkunde, Verschüttetensuche und Tourenplanung geschult. Das Ziel des Women’s Winter Camps ist es, eine inspirierende Gemeinschaft zu schaffen, in der Frauen ihre Fähigkeiten stärken, neue Freundschaften knüpfen und gemeinsam unvergessliche Wintermomente erleben können.
Für wen ist das Women’s Winter Camp geeignet?
Um am Women’s Winter Camp teilzunehmen, musst du schon ein paar Grundvoraussetzungen mitbringen. Zwar ist keine Erfahrung im Skitourengehen oder Skifahren abseits der Pisten notwendig, doch du solltest auf jeden Fall bereits eine gute Skitechnik beherrschen und sicher auf Pisten bei allen Verhältnissen und in jeder Steilheit unterwegs sein. Bei deiner Anmeldung gibst du eine Selbsteinschätzung deines Könnens an. Vor Ort werden dann die Gruppen je nach Erfahrung und Schwerpunkt (Aufstieg/Abfahrt) eingeteilt. Selbstverständlich spielen hier auch Faktoren wie Wetter und Schneeverhältnisse eine Rolle, auf die mit Unterstützung des Teams vor Ort reagiert wird.
Und so war’s beim Women’s Winter Camp 2024 im Pitztal
Morgens um fünf klingelt der Wecker. Draußen ist es kalt und dunkel. Das Licht der Straßenlaterne fällt in mein Schlafzimmer und kurz frage ich mich, ob das wirklich so eine gute Idee war, morgens erst Richtung Pitztal aufzubrechen. Doch als ich im Auto sitze und der Himmel über den Bergen langsam heller wird und sich der Nebel über den verschneiten Feldern zu lichten beginnt, da steigt auch schon die Vorfreude auf vier Tage voller Schneeabenteuer, Frauenpower und Bergsport.
Im Pitztal angekommen können wir uns erst einmal bei Kaffee und Snacks stärken, während uns die Abläufe der nächsten Tage erläutert werden. Wer kein eigenes Equipment hat oder neues Material testen möchte, hat die Möglichkeit, sich in der Expo-Area bei den WWC-Partnern Alpina, Blizzard und Tecnica ausstatten zu lassen.
Doch es gibt nicht viel Zeit zu verschwenden, denn wir wollen auf die Piste! Oder besser – neben sie. Zuerst wagen wir uns an die ersten Schwünge im Gelände, dann geht es auf zum LVS-Training.
LVS – Lawinenverschüttetensuche
Sicherheit geht vor, das ist ein wichtiger Grundsatz in den Bergen und besonders im Winter ist es wichtig, die Schneelage und Lawinengefahr richtig einzuschätzen und im Falle eines Lawinenabgangs richtig reagieren zu können. Wer sich im Winter im Gelände bewegt – sei es mit Skiern oder aber auch mit Schneeschuhen – sollte einige Grundlagen in der Beurteilung der Lawinensituation beherrschen, eine Lawinenausrüstung, bestehend aus LVS-Gerät, Sonde und Schaufel mit sich führen und mit jener auch umgehen können.
Und genau das üben wir heute! Die Lawinenverschüttetensuche basiert auf der Verwendung von Sender- und Empfängergeräten, den sogenannten LVS-Geräten. Wir lernen oder wiederholen den Umgang mit unserer Ausrüstung und trainieren deren Anwendung in der Praxis. Auch wenn ich schon einige solcher Trainings mitgemacht habe, zeigt sich mir, wie wichtig es ist, die Abläufe regelmäßig zu wiederholen und zu trainieren, damit man im Ernstfall richtig vorbereitet ist. Am Abend wird unser Lawinentraining durch einen Theorievortrag ergänzt.
Ab ins Gelände!
Mit viel neu gewonnenem oder aufgefrischtem Wissen im Gepäck gehen wir am zweiten Tag tiefer ins Gelände. Die Schneeverhältnisse sind herausfordernd, denn der Wind hat am Vortag gewütet und so haben wir mit verpressten Schneefeldern und Triebschnee zu kämpfen. Aber zumindest die Lawinensituation ist einigermaßen gut einzuschätzen und einige der am Vorabend in der Theorie gelernten Infos können wir heute im Gelände direkt anwenden.
Darum geht es beim Women’s Winter Camp: Mit Spaß und Leichtigkeit, die Skitechnik verbessern und unser Wissen vertiefen, um souverän und mit Freude abseits der Pisten unterwegs sein zu können. Immer wieder helfen uns die Guides, unser theoretisches Wissen anzuwenden und geben uns wertvolle Tipps, wie wir mit den unterschiedlichen Verhältnissen im Gelände besser zurecht kommen. Hier geht es nicht um Leistung und Geschwindigkeit, sondern um ein unterstützendes Miteinander.
Wellness und Entspannung
Nach so viel Action haben wir uns aber auch etwas Entspannung verdient. Zurück im Hotel warten Yogakurse, Taping Workshops und der Wellnessbereich mit Sauna und Wirlpool auf die müden Glieder der Teilnehmerinnen, bevor wir uns beim abendlichen Fünf-Gänge-Menü die hungrigen Mägen vollschlagen.
Eishöhle und Taschachschlucht
Und auch für ein bisschen Sightseeing ist gesorgt: Im Laufe der Tage führen unsere Guides die staunenden Teilnehmerinnen in die gefrorene Zauberwelt unter dem ewigen Eis des Pitztaler Gletschers. Hier hat sich eine Eishöhle gebildet – ein sogenanntes Gletschermaul. Es ist wichtig, sich genau über die aktuellen Bedingungen zu informieren, bevor man derartige Gletscherhöhlen betritt.
Am letzten Abend dann wandern wir durch die tief verschneite Taschachschlucht, vorbei an beeindruckenden Eisformationen, beobachten ambitionierte Alpinisten beim nächtlichen Eisklettern und genießen ein leckeres Hüttenbuffet, bevor wir auf Rodeln zurück ins Tal sausen.
Lust bekommen?
Das nächste Women’s Winter Camp findet noch diesen Frühling im Montafon statt. Sei dabei und melde dich jetzt an. Alle Infos dazu findest du hier.