Weiter, wo der Wanderweg endet. Der Einstieg ins Alpinklettern ist eine besondere Herausforderung in den Bergen. Plötzlich werden scheinbar unbezwingbare Felsaufschwünge zu reizvollen Routen, markant zackige Gipfel zu erreichbaren Zielen und die ganze Bergwelt zu einem Spielplatz der Möglichkeiten.
Wer den Schritt vom Wanderweg an den Fels wagen will, sollte sich vorab mit ein paar Grundlagen auseinandersetzen. Wir haben Viola Goldhofer, staatlich geprüfte Bergführerin und Produktexpertin bei ORTOVOX, gefragt: Was braucht es für den Einstieg ins Alpinklettern?
(Mehr zum Thema lest ihr auch in unserer Sommerausgabe 2021)
Der/die richtige Partner:in
Am meisten macht der Einstieg in’s Alpinklettern Spaß, wenn man eine:n „Lernpartner:in“ hat. Dann kann man sich gegenseitig motivieren und sich gemeinsam an den Fortschritten und Erfolgen freuen. Ein einigermaßen gleiches Niveau hat den Vorteil, dass keiner der Partner:innen über- oder unterfordert ist. Wichtig ist, dass der/die Partner:in die Sache genauso ernst nimmt, denn beim Klettern muss man sich zu 100 Prozent aufeinander verlassen können! Wenn man viele gemeinsame Meter miteinander im Fels macht, wird man schnell ein eingespieltes Team und kann sich ökonomischer, schneller, sicherer und mit mehr Genuss in der Wand bewegen.
Lernen von Profis
Wenn man keine:n Expert:in im Freundeskreis hat, der/die einen in die Thematik Alpinklettern einführen kann, macht es Sinn, einen Kurs bei einer Bergschule zu machen. Hier kann man in sicherem Umfeld ungezwungen lernen. Der/die Bergführer:in weiß worauf es gerade am Anfang ankommt. Auch für bereits leicht Fortgeschrittene ist ein Kurs oft noch sinnvoll um das Können zu verbessern, weitere Skills zu lernen und Abläufe zu optimieren. Weiterer positiver Aspekt: man lernt in Kursen meist Gleichgesinnte kennen – für zukünftige gemeinsame Touren.
Seit 2016 bietet ORTOVOX in Kooperation mit Partner-Bergschulen Sommer-Ausbildungskurse an. Das Angebot richtet sich an Anfänger:innen und Erfahrene gleichermaßen. Basic-Kurse vermitteln Grundlagenwissen und erfordern nicht unbedingt Vorerfahrung im Klettern am Fels. Verlangt wird nur Vorstiegserfahrung in der Halle im fünften UIAA-Grad. An zwei Kurstagen werden theoretische und praktische Grundlagen vermittelt. Kursziel ist das selbständige Absolvieren gut eingerichteter Mehrseillängentouren.
Passend dazu werden im Sommer Kurse angeboten, die Grundlagen Erster Hilfe im alpinen Gelände sowie das Trainieren von standardisierten Abläufen in alpinen Notfallsituationen beinhalten. Sie finden in Deutschland und Österreich statt und werden zum Teil auch in englischer Sprache durchgeführt.
Step-by-step Erfahrung sammeln
Nichts überstürzen! Was zählt ist das Erlebnis – nicht der Schwierigkeitsgrad! Erst mal ganz leicht anfangen, dann schauen wo man steht und wo man sich wohl fühlt. Viele Meter machen, Abläufe einschleifen und Routine bekommen. Wenn das alles smooth läuft, dann kann man sich auch mal weiter aus seiner Komfortzone bewegen. Wenn man sich gleich am Anfang ständig überfordert verliert man schnell den Spaß an der Sache und läuft auch eher Gefahr mal unroutiniert in eine brenzlige Situation zu geraten… Auch wichtig für den Anfang: Lass dir Zeit! Lieber einmal mehr den Knoten überprüfen oder eine geplante Aktion überdenken. An Standplätzen immer Redundanz schaffen. Hauptgebot: safety first!
Überlegte Tourenwahl und Planung
Alpinklettern ist komplex! Alpine Touren sind meist deutlich härter bewertet als Touren im Klettergarten. Auch ist die Kletterschwierigkeit nicht die „einzige“ Herausforderung. Man ist in der hohen Wand deutlich exponierter, Hakenabstände sind in der Regel größer und die Orientierung in der Wand stellt zusätzliche Ansprüche. Längere Touren brauchen auch entsprechend Ausdauer, hinzu kommt der Zu- und Abstieg. Unten ist man erst wieder im Tal!
Deshalb ist eine sorgfältige Tourenwahl und Planung am Anfang umso wichtiger. Für den Einstieg bieten sich kürzere gebohrte Mehrseillängen mit klarer Linienführung und möglichst wenig objektiven Gefahren (z. B. Steinschlag) an. Ein gutes Topo (grafische Darstellung einer Kletterroute) ist Gold wert. Zu- und Abstieg sollten einfach sein. Vom Schwierigkeitsgrat erst mal deutlich runterschrauben und genügend Zeitpuffer einbauen. Nur bei stabilem Wetter in die Wand einsteigen. So schafft man Sicherheitsreserven.
Ausrüstung und Bekleidung
Zum Alpinklettern braucht man viel Material. Achte immer darauf, dass dieses in gutem Zustand und unbeschädigt ist und gehe pfleglich damit um. Dann hast du auch länger damit Freude! Und wenn es alt oder beschädigt ist, tausche es aus – dein Leben hängt dran!
Für die Tour überlege dir genau, was du an Ausrüstung und Bekleidung benötigst. Man will nicht zu viel durch die Wand tragen. Allerdings sollte man nicht die Sicherheit aus gewichtsgründen vernachlässigen. Helm, Erste-Hilfe-Set, Handy, Wetterschutzjacke und ausreichend Wasser sollten immer dabei sein!
Detaillierte Informationen, Termine und Buchungsmöglichkeiten zu den Kursen der ORTOVOX-SAFETY ACADEMY: