Biggi Renner führt seit 22 Jahren das Aromare in München, ein Geschäft für Naturkosmetik und Duftästhetik. Wir haben mit ihr über individuelles Duftdesign und den Zusammenhang von Düften und Erinnerungen gesprochen.
Was fasziniert Sie an Düften?
Die Faszination an natürlichen ätherischen Ölen, die es im Aromare gibt, liegt in der Vielfältigkeit der Verwendung. Sie sind Wirkstoffe in der Kosmetik, sie sind „Heilmittel“ in der Aromatherapie und ich kreiere aus ihnen meine individuellen Parfüm- und Duftmischungen. Auch die Naturkosmetik hat etwas mit Düften zu tun, denn die meisten Kundinnen und Kunden gehen beim Kauf von Naturkosmetik nach dem Duft.
Wonach riecht es, wenn Sie glücklich sind?
Glück hängt von vielen Faktoren ab, nicht vom Duft alleine. Unser Gehirn verknüpft glückliche Erinnerungen mit Düften aus dem Moment, daher ist ein Glücksgefühl bei einem Duft sehr individuell. Bei dem einen hat Oma Sonntags immer frisches Brot gebacken. Sobald es nach frisch gebackenem Brot riecht, löst das bei dieser Person ganz andere Glücksgefühle aus als bei jemanden, der diese Erinnerungen nicht hat. Doch es gibt durchaus Düfte, die die Stimmung heben können. Mandarine zum Beispiel oder Bergamotte sind Düfte die mir gute Laune verschaffen können.
Verbinden Sie Gerüche und Düfte mit Erlebnissen?
Nicht nur bei mir ist das so, sondern dass findet in unserem Gehirn bei jedem Menschen statt. Düfte gelangen auf direktem Wege in unser limbisches System im Randgebiet zwischen Großhirn und Gehirnstamm. Das beeinflusst die hormonale Steuerung und das vegetative Nervensystem, von dem gefühlsmäßige Reaktionen auf Umweltreize ausgehen.
Man sagt ja, mann muss sich riechen können, um sich sympathisch zu sein. Können Gerüche sympathisch machen?
Hier sind die natürlichen Gerüche eines Menschen entscheidend. Überdeckt man diese mit chemischen Düften, die in den meisten konventionellen Parfüms enthalten sind, gibt es irgendwann ein böses Erwachen und wir können uns nicht mehr riechen. Bei den natürlichen ätherischen Ölen sollte jede/r für sich prüfen und ausprobieren, was passt. So ein Empfinden kann sich auch ändern. Manche Menschen finden Lavendel super, während andere damit nur Negatives verbinden.
Kann ich durch einen Duft also meine Sympathie steigern?
Eine meiner Kundinnen erzählte mir, dass sie in der Oper neben einem jungen Mann saß, der während der Vorstellung immer wieder näher an sie herangerutscht sei. In der Pause sprach er sie an. Er sei so fasziniert von ihrem Duft gewesen, der so sinnlich und so gut zu dem Moment in der Oper gepasst hätte, dass er den Duft immer wieder atmen wollte. Sie trug ein von mir für sie persönlich kreiertes Parfum. Sie gab dem jungen Mann meine Adresse und er kaufte später für sich und seine Freundin ein Parfum von mir. Man kann durch Düfte eine angenehme Aufmerksamkeit erregen. Ob das gleich Sympathie ist, kann ich nicht sagen.
Sie designen Parfums auch individuell. Dabei erstellen Sie ein Profil der Person, lernen den Menschen kennen und sprechen ausführlich mit ihm. Merken Sie schon bei der ersten Begegnung, welche Duftnoten zu dieser Person passen?
Nein, so überheblich bin ich nicht. Ich gehe da sehr analytisch vor. Es gibt zu allen ätherischen Ölen Duftprofile. Merkmale zu ihrer Wirkung – psychisch und physisch – oder welche Heilwirkung die Pflanze hat, aus der das ätherische Öl gewonnen wurde. Die vielen Hinweise, die ich bei dem Gespräch bekomme, vergleiche ich dann mit dem, was ich über die ätherischen Öle herausfinde. Die Person, für die ich die Kreation mache, erzählt mir, was sie mag oder nicht. Es ist ein wirklich „analytisches“ Herausarbeiten.
Hilft guter Duft gegen schlechte Laune?
Gerade helfen ätherische Öle besonders. Bergamotte ist für mich das Licht am Ende des Tunnels. Alle Zitrusdüfte wirken stimmungsaufhellend. Aber auch Lavendel, Neroli oder Kamille beruhigen. Letztendlich kommt es darauf an, wieso man schlechte Laune hat.
Können Sie sich noch an Ihr allererstes Parfum aus Ihrer Jugend erinnern?
Für mich gab es in der Jugend keine Parfüms. Später mochte ich den Herrenduft „PinoSilvestre“ gerne, ich fand ihn faszinierend. In den 70er Jahren hatten alle diese indischen Düfte mit viel Patchouli. Den finden komischerweise viele junge Menschen heute auch wieder gut.
Verwenden Sie Düfte für bestimmte Situationen?
Ja, zu Beginn der Coronapandemie entwickelte ich eine Duftmischung aus verschiedenen, ätherischen Ölen, die nachweislich antiviral und antibakteriell wirken. Diese Mischung zerstäube ich mit einem Diffuser direkt am Eingang vom Geschäft. Außerdem ist sie Bestandteil meines Handhygienesprays.
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