Die einen tun es aus meditativen Zwecken, die anderen üben sich im Selbst-Versorgen und die nächsten wollen es einfach grün um sich haben: Gartenarbeit hat sich längst aus der spießigen Schrebergarten-Ecke in den Mainstream bewegt. Allen, die im Sommer bereits Gefallen am Garteln gefunden haben, drängt sich jetzt die Frage auf: Wie geht es im Winter weiter? Nur, weil die Tage kürzer werden, heißt das nicht, dass wir unsere Gärtnerei einstellen müssen! Wir verfrachten unsere Beete einfach nach drinnen. Was ihr für Indoor Farming braucht, welche Pflanzen sich dafür am besten eigenen und was man sonst noch beachten sollte, lest ihr hier.
Die Basics
Blätter vs. Früchte:
Generell gilt: Pflanzen, bei denen man die Blätter, und nicht die Früchte erntet, sind indoor einfacher zu ziehen. Das heißt: Kräuter, Sprossen oder verschiedene Salate sind eher Anfänger*innen-tauglich als Tomaten, Paprika, Gurken oder verschiedenes Obst.
Belichtung:
Das wichtigste für erfolgreiches Indoor-Farming: Licht, Licht, Licht. Südseitig ausgerichtete Fenster sind im Winter die optimale Lichtquelle. Einige Pflanzenarten brauchen aber trotzdem zusätzliche, künstliche Belichtung, damit die Photosynthese auch gut funktioniert. Welche das sind, liest du weiter unten.
Platz:
Wieviel Platz möchte man seinen Pflanzen in der Wohnung einräumen? Ein Fensterbrett, ein Sideboard oder ein ganzer Tisch? Auch Regale eignen sich super für die platzsparende, vertikale Begrünung, wobei man hier darauf achten muss, dass alle Ebenen gut ausgeleuchtet sind. Das Fensterbrett ist naturgemäß der sonnigste Platz in der Wohnung – die meisten Pflanzen hassen jedoch Zugluft. Also besser an ein Fenster stellen, das ohnehin nicht zu oft geöffnet wird.
Diese Pflanzen eigenen sich am besten für Indoor-Farming
Anfänger*innentauglich: Radieschen
Ideal für Anfänger*innen, da die roten Knollen nicht sehr anspruchsvoll in der Pflege sind. Einfach in länglichen Blumenkästen oder mindestens zehn Zentimeter hohen Töpfen circa fingerkupentief in die feuchte Erde sähen. Radieschen kommen ohne Dünger aus und mögen es eher kühl – also nicht in der Nähe von Heizkörpern platzieren. Einfach drei Mal die Woche gießen und innerhalb weniger Wochen sind sie erntereif. Achtung: Das Radieschengrün nicht wegwerfen – es kann super für Suppen, Salate und Co. weiterverwertet werden!
Grünzeug: Spinat, Kohl, Rucola & Mangold
Blattgemüse wächst schnell und schlägt keine tiefen Wurzeln – hierfür eignen sich also eher flache Schalen als tiefe Töpfe. Einfach die Samen in die feuchte Erde drücken, nach circa einer Woche sollten sie austreiben. Mindestens zehn Zentimeter hoch werden lassen, bevor man die äußeren Blätter zu ernten beginnt – dann wächst der Rest noch weiter und kann immer wieder abgeerntet werden. Spinat mag beispielsweise Halbschatten und fühlt sich eher an kühleren Orten wohl, Rucola gedeiht besser am Fensterbrett und muss gut feucht gehalten werden, sonst wird er scharf und bitter. Mangold kommt sogar mit nur drei bis vier Stunden Sonnenlicht täglich aus, braucht eine gute Wasserversorgung und sollte ab und zu gedüngt werden (welchen natürlichen Dünger es gibt, liest du weiter unten). Dasselbe gilt für Grünkohl, der sogar frostresistent ist, aber auch in kühlen Innenräumen gut gedeiht.
Rank-Gemüse: Bohnen & Erbsen
Wer weniger Wert auf Fernsicht legt, kann Bohnen und Erbsen am Fenster emporwachsen lassen. Die proteinreichen Hülsenfrüchte fühlen sich in länglichen Blumenkästen an Fenstern oder Glastüren am wohlsten – am besten einen Untersetzer verwenden, damit Stehwasser und damit Schimmel vermieden wird. Als Rankhilfe können vertikal gespannte Fäden oder Holzstäbe dienen.
Für Indoor Farming Profis: Tomaten, Paprika, Chilis
Um ihren vollen Geschmack entfalten zu können, benötigen Tomaten, Paprika und Chilis besonders viel Tageslicht, was die Indoor-Aufzucht in den Wintermonaten schwieriger macht. Hier schaffen Pflanzenleuchten Abhilfe, die das Sonnenlicht imitieren. Da die Nachtschattengewächse sehr groß werden können (Paprikastauden können bis zu 80 cm hoch werden), eigenen sich hier Töpfe mit mindestens zehn Liter Fassungsvermögen am besten. Vor dem Sähen zwei, drei Holzstäbe in die Erde stecken und oben zusammenbinden, damit die Pflanze genügend Halt hat, sobald sie Früchte trägt. Am einfachsten ist es, die Samen in kleinen Töpfen vorzuziehen und sie dann umzutopfen. Sobald die Pflanzen Blüten tragen, müssen sie befruchtet werden: Im Freien machen das die Bienen, indoor reicht es, die einzelnen Blüten vorsichtig zu schütteln.
Dasselbe in grün: Gurken & Zucchini
Hier kann man gleich wie bei der Tomaten-Aufzucht vorgehen. Nur eignen sich für Gurken und Zucchini eher flache Schalen als Töpfe, da diese mehr Fläche und weniger Höhe beanspruchen.
Besser klein halten: Karotten
Für drinnen eigenen sich klein wachsende Sorten am besten – dann müssen auch die Blumenkisten auch nicht allzu tief ausfallen. Die Karottensamen über die Erde streuen und mit feuchtem Torfmoos bedecken, damit sie nicht austrocknen. Nach circa zwei Wochen treiben die Samen aus und das Moos kann entfernt werden. Die Pflänzchen sollten ungefähr drei Mal die Woche gegossen werden und fühlen sich an kühlen, aber hellen Orten wohl.
Samenloses Indoor Farming: Frühlingszwiebel
Hierfür brauchst du nicht einmal Saatgut: Aus den unteren, weißen Enden von gekauften Frühlingszwiebeln kann man einfach neue wachsen lassen. Hierzu circa fünf Zentimeter der Länge beibehalten und für fünf bis sieben Tage in ein Einmachglas mit lauwarmen Wasser stellen, das ein Mal ausgewechselt werden sollte. Sobald sie anwurzelt, kann die Frühlingszwiebel in einen Topf gesetzt werden. Am besten gedeihen sie an sonnigen Orten wie Fensterbrettern und müssen zwei bis drei Mal die Woche gegossen werden.
Für Geduldige: Ingwer
Die Tropenknolle lässt sich zuhause super vermehren: Eine Bio-Ingwerwurzel zunächst über Nacht in lauwarmes Wasser einlegen. Eine flache Blumenschale zu zwei Dritteln mit Erde mit hohem Nährstoffgehalt füllen, da sich die Wurzeln eher seitwärts ausbreiten als in die Tiefe. Den Ingwer einsetzen und mit circa zwei Zentimeter Erde bedecken, leicht andrücken und mit zimmerwarmen Wasser befeuchten – am besten mit einer Sprühflasche. Ingwer ist eine tropische Pflanze – das heißt, er benötigt hohe Luftfeuchtigkeit. Deshalb mit Lebensmittelfolie abdecken und eine kleine Öffnung frei lassen, damit die Pflanze nicht erstickt. An einen hellen, warmen und zugfreien Platz ohne direkte Sonneneinstrahlung stellen, täglich mit der Sprühflasche befeuchten und gelegentlich die Folie öffnen, um optimalen Luftaustausch zu gewährleisten. Sobald der Ingwer austreibt und erste grüne Spitzen in die Höhe recken, kannst du die Pflanze umtopfen und an den sonnigsten Ort in deiner Wohnung stellen. Dann heißt es warten: Nach acht bis zehn Monaten kannst du deine regional angebauten Ingwerknollen ernten – die Erntereife erkennst du daran, dass die Blätter sich gelb verfärben. Dieselbe Vorgehensweise eignet sich übrigens auch für Kurkuma.
Indoor-Farming: Good to know
Richtig Düngen
Anders als im Freien, leben in unseren Töpfen und Schalen keine Käfer, Larven und Würmer, die die Erde auflockern und mit Nährstoffen anreichern. Deshalb müssen wir nachhelfen – und das geht ganz einfach mit Küchenabfällen: Kaffeesatz enthält beispielsweise wichtige Nährstoffe wie Stickstoff, Kalium oder Phosphor, dasselbe gilt für gebrauchte Teeblätter. Beides kann direkt unter die Erde gemischt werden. Zermahlene Eierschalen enthalten viel Kalziumkarbonat, was besonders für Bohnen und Erbsen wichtig ist. Wenn du aber bereits mit Leitungswasser mit hohem Kalkgehalt gießt, sind keine Eierschalen notwendig. Weitere natürliche Dünger sind Kartoffelwasser (nur, wenn du deine Kartoffeln ohne Salz kochst) oder Bananenschalen. Einfach in die Gießkanne geben und ein paar Stunden stehen lassen – so lösen sich die Mineralien und Nährstoffe aus der Schale.
Luftfeuchtigkeit
Vor allem in den Wintermonaten sinkt die Luftfeuchtigkeit draußen und auch in unseren vier Wänden, und die Heizungsluft wirkt dem nicht gerade entgegen. Deshalb solltest du deine Pflanzen immer wieder mit einer Sprühflasche besprühen, einen Luftbefeuchter oder einfach eine kleine Schale mit Wasser daneben hinstellen, um sie gut mit Feuchtigkeit zu versorgen.
Zupfen, Zupfen, Zupfen
Blätter, die gelb oder braun werden gleich abzupfen. Das schaut nicht nur besser aus, sondern fördert das Wachstum und verhindert, dass die Pflanze zu viel Energie und Feuchtigkeit in sterbende Blätter und Blüten steckt.
Titelbild: Sophie Mikat via Unsplash